Deutsche Bank:Gewinn, Gewinn - das zentrale Wort bei Ackermann

Ein Lob der 25-Prozent-Rendite: Deutsche-Bank-Chef Ackermann redet zu Ethik und Moral. Fehler machen immer nur die anderen.

War was? Gibt es die größte Wirtschaftskrise seit 80 Jahren, weil die Banken verrückt gespielt haben? Ein Spitzenbanker könnte leicht in Selbstkritik verfallen, doch das ist nicht die Sache von Josef ("Joe") Ackermann, auch nicht, wenn er an der edlen Evangelischen Akademie Tutzing vortragen darf.

Deutsche Bank: Deutsche-Bank-Chef Ackermann.

Deutsche-Bank-Chef Ackermann.

(Foto: Foto: ddp)

Hier also redete der Manager am Sonntagmorgen zu "Profit und Moral - ein Zielkonflikt". Doch mit krtiischen Selbsterkenntnissen sparte Ackermann. Den Satz: "Es ist klar, dass die Banken viele Fehler gemacht haben", bezog er stärker auf andere als auf sein eigenes Unternehmen.

Stolz stellte er heraus, dass die Deutsche Bank gerade deswegen in der aktuellen Krise nicht auf staatliche Hilfe angewiesen sei, weil sie in den vergangenen Jahren ihr Renditeziel von 25 Prozent konsequent verfolgt und damit in schlechten Zeiten vorgesorgt habe. "Wenn wir uns dieses Ziel nicht vorgenommen hätten, würde es die Deutsche Bank in dieser Form nicht mehr geben."

Die Arroganz der Geld-Elite

Wie kaum ein anderer Wirtschaftslenker steht der Deutsche-Bank-Chef für Gier und Maßlosigkeit. Wegen Millionen-Abfindungen für Mannesmann-Manager stand er 2004 als Aufsichtsrat vor Gericht. Sein Victory-Zeichen im Gerichtssaal wurde das Symbol für die Arroganz der Geld-Elite. Mit der Bekanntgabe eines Rekordergebnisses seiner Bank kündigte er im Frühjahr 2005 den Abbau von mehr als 6000 Arbeitsplätzen an.

Nun hielt Ackermann - in Zeiten der weltweiten Wirtschaftskrise - ein nüchternes Plädoyer für den Gewinn "als ein tragendes Element in der Wirtschaft". Der Gewinn dürfe nicht verteufelt werden, sagte er vor 300 Besuchern der Frühjahrstagung des Politischen Clubs mit dem Thema "Schafft Ethik Wachstum?"

Die SPD-Linke Andrea Nahles hatte am Freitagabend zu Tagungsbeginn den Rahmen gesetzt. "Die aktuelle Krise ist nicht das Ende des Marktes", sagte die stellvertretende SPD-Bundesvorsitzende. Und Nahles scheute sich auch nicht, den Kapitalismus als erstrebenswert darzustellen, möchte ihn nur mit den Adjektiven "neu" und "verantwortlich" versehen wissen. Und auch in den Folgetagen stellte niemand die Frage, ob der Kapitalismus gescheitert sei.

Gewinn als zentrale Lösung

Der Katholik Ackermann bezeichnete den Gewinn als "ganz zentrale Lösung", um Ansprüche von Kunden, Mitarbeitern, Aktionären sowie der Gesellschaft und des Staates gleichermaßen zu befriedigen. Würde seine Deutsche Bank Kredite ohne Verzinsung vergeben, wären die Kunden zufrieden - doch dann könnte an den Mitarbeitern keinen Lohn mehr zahlen, Aktionäre würden keine Rendite auf ihr Kapital bekommen und der Staat keine Steuern einnehmen. Um die Erwartungen aller Seiten zu erfüllen, brauche das Unternehmen Gewinn, dozierte der 61-jährige Schweizer.

Nach Einschätzung Ackermanns stellt sich somit die Frage nach Ethik und Moral nicht beim Gewinn an sich, wohl aber bei der Art der Gewinnerzielung. Der Vorstandschef verwies in diesem Zusammenhang unter anderem auf Regeln gegen Korruption und Gesetzesübertretungen bei der Deutschen Bank. "Da kennen wir keinen Spielraum", sagte er.

Kritik an der Höhe von Managergehältern und Bonuszahlungen wies Ackermann zurück. Um Topmanager gebe es einen "massiven Wettbewerb". Und weiter: "Sie können nicht im Geschäft sein, wenn sie nicht die Besten haben." Als "gute Entwicklung" bezeichnete es Ackermann indes, dass zu den Boni auch zunehmend Malusregelungen hinzukommen. Und auch einen freiwilligen Bonusverzicht des Deutsche-Bank-Vorstands für 2008 erwähnte er, mit dem man ein Zeichen für die Mitarbeiter habe setzen wollen.

All die Jahre vorher hatten sie dafür außerordentlich verdient.

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