Ermittlungen gegen Deutsche Bank:Ackermann fordert Solidarität der Banker

Der große Rundumschlag des Josef Ackermann: Der Deutsche-Bank-Chef will sich gemeinsam mit anderen Banken gegen Vorwürfe wehren, sie hätten ihren Kunden während des Immobilienbooms Ramschpapiere angedreht. Die Aktien der Deutschen Bank brechen derweil dramatisch ein.

Allein will Josef Ackermann nicht in diesen Kampf ziehen. Aufsichtsbehörden in den USA und Großbritannien blasen zum Großangriff auf Banken, um sie für ihre mutmaßlichen Fehler während der Finanzkrise zur Verantwortung zu ziehen. Dagegen will sich Deutsche-Bank-Chef Ackermann nun zusammen mit anderen Großbanken wehren.

"Wir müssen uns als Banken überlegen, bei dem Thema enger zusammenzuarbeiten", sagte Ackermann in einer Rede in Frankfurt. So ließe sich manchen Vorwürfen besser entgegentreten. Er habe darüber auch schon mit Credit-Suisse-Verwaltungsratschef Urs Rohner gesprochen.

In den USA ermittelt eine Aufsichtsbehörde gegen die Deutsche Bank - ein Nachspiel der Immobilienkrise von 2007. Genau wie zum Beispiel die Bank of America und Goldman Sachs soll auch Ackermanns Bank wider besseres Wissen Finanzprodukte verkauft haben, die mit faulen Hypotheken abgesichert waren. Als die Immobilienblase platzte, stellten diese sich oft als wertlos heraus, Investoren blieben auf hohen Verlusten sitzen. An diesem Montag berichtete die Financial Times, dass deswegen nun auch Großbritannien gegen die Deutsche Bank klagen könnte.

In seiner Rede beklagte Ackermann eine angebliche Doppelmoral der Aufseher: Heute würden sie andere Maßstäbe an die Dokumentation von Hypothekenunterlagen legen als zu den Boomzeiten des amerikanischen Häusermarktes. Darauf eine Klage aufzubauen, sei die Suche "nach dem letzten Strohhalm". Zwar nehme die Deutsche Bank die Vorwürfe ernst, doch die Behörden sollten aber erst einmal "beweisen, dass da Betrug im Spiel ist".

Aktienkurs der Deutschen Bank stürzt ab

Ackermann zeichnete ein düsteres Bild der Finanzbranche: Er sagte, die Situation auf dem Bankensektor erinnere ihn an den Herbst 2008. Damals war die Weltwirtschaft nach dem Zusammenbruch der US-Bank Lehman Brothers in eine tiefe Rezession gestürzt. "Seit Jahresbeginn haben manche europäische Banken sogar ein Drittel und mehr ihrer Marktkapitalisierung eingebüßt", sagte er.

An der Börse brachen die Titel der Deutschen Bank ein: Als schwächster Dax-Wert verloren sie mehr als sieben Prozent. Auch die Kurse der anderen Aktien litten schwer - an den Börsen herrscht Rezessionsangst. Der Dax verlor im frühen Handel mehr als drei Prozent, zwischenzeitlich fiel er sogar um vier Prozent auf weniger als 5345 Punkte. Damit lag er auf dem niedrigsten Stand seit November 2009.

Auch wenn er sich nicht besonders optimistisch zeigte: Ackermann glaubt nicht, dass die Banken neues Geld vom Staat brauchen. Scharf kritisierte er Forderungen der IWF-Chefin Christine Lagarde nach einer Zwangskapitalisierung europäischer Banken. Sie seien wenig hilfreich und nicht gerechtfertigt.

"Es ist offenkundig, um nicht zu sagen eine Binsenweisheit, dass es zahlreiche europäische Banken nicht verkraften würden, müssten sie die im Bankbuch gehaltenen Staatsanleihen auf Marktwerte abschreiben", sagte Ackermann. Die Glaubwürdigkeit der staatlichen Stützungsmaßnahmen würde mit solchen drastischen Schritten untergraben.

Lagarde hatte vor einer Woche gefordert, europäische Banken müssten dringend mit mehr Eigenkapital ausgestattet werden, um sich vor den Verwerfungen der Schuldenkrise zu schützen.

Ackermanns Handicap

Ackermanns neues Angriffsziel Lagarde spricht inzwischen ganz offen von einer drohenden Rezession. Die IWF-Chefin sagte dem Spiegel, die Staaten müssten wegen der weltweiten Vertrauenskrise handeln. Gerade Europas stärkste Volkswirtschaft müsse etwas tun, um eine Abwärtsspirale zu verhindern: "Wenn Deutschland seine Binnennachfrage belebt, ist das gut für die deutsche Wirtschaft und für die der Nachbarländer."

EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso sah sich gleich gezwungen zu kontern: Nein, der Eurozone stehe keine zweite Rezession bevor, die Wirtschaft im Euroraum werde weiter wachsen, sagte er bei einem Treffen mit Vertretern der australischen Regierung. EU und Euro seien "stark und belastbar".

Auch über seine persönliche Zukunft sprach Ackermann bei seiner Rede in Frankfurt. Er gibt auf der Hauptversammlung im Mai 2012 den Vorstandsvorsitz an Anshu Jain und Jürgen Fitschen ab. Schon nach der Bilanzpressekonferenz Anfang 2012 wolle er sich allmählich aus dem operativen Geschäft zurückziehen, gab er jetzt bekannt. Außerdem will er auch den Vorstand des internationalen Bankenverbandes IIF abgeben. Und für alle, die glauben, dass er seinen Ruhestand nicht genießen werde und nicht von der Arbeit lassen könne, hatte er noch eine Nachricht: "Mein Golf-Handicap ist noch nicht da, wo es sein sollte."

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