Deutsche-Bank-Chef Ackermann:Die misslungene Geste

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Deutsche-Bank-Chef Ackermann hätte als Büßer eine Vorreiterrolle spielen können. Dass er diese Chance verstreichen ließ, zeigt vor allem eines: Er taugt nicht als Manager-Vorbild.

Karl-Heinz Büschemann

Josef Ackermann, der Chef der Deutschen Bank, hat wieder einmal Worte der Reue gefunden. Der Bild-Zeitung, an die sich der oft umstrittene Banker gelegentlich wendet, wenn er sich besonders nachdenklich zeigen möchte, sagte er jetzt, die Bankbranche sollte sich in Mäßigung üben. Fehlleistungen von Managern dürften nicht auch noch mit Bonus-Zahlungen belohnt werden. Was in Wirtschaft und Banken passiere, sei für viele Menschen "nicht mehr nachvollziehbar", sagte Ackermann und erinnerte daran, dass die Manager besondere Verantwortung trügen und Vorbildfunktion hätten.

Vorösterliche Gedanken von Josef Ackermann: "Leistung muss sich lohnen, Fehlleistung darf nicht belohnt werden. Schon gar nicht mit Steuergeldern." (Foto: Foto: Reuters)

Da hat Ackermann recht, und es ist gut, wenn der führende Vertreter der Deutschen Bank sich in der Krise nicht versteckt, sondern Fehler eingesteht. Indes drängt sich bei Ackermanns vorösterlichen Gedanken der Eindruck auf, dass er mehr an sein eigenes Image denkt als daran, reumütig persönliche Fehler einzugestehen. Das gilt auch, wenn er scheinbar ans Gemeinwohl denkt und befürchtet, es könne in Deutschland als Folge der Finanz- und Wirtschaftskrise zu sozialen Spannungen kommen.

Die Äußerungen Ackermanns machen schmerzhaft deutlich, dass es in Deutschland an einer Manager-Persönlichkeit mangelt, die sich zum Vorbild eignet. Der Chef der Deutschen Bank wäre dafür der geeignete Kandidat. Die Bank ist das internationale Aushängeschild der deutschen Wirtschaft. Es täte gut, wenn deren Chef sich vor der Öffentlichkeit verneigte, Fehler einräumte und Besserung gelobte.

Er hätte es leicht tun können. Denn in dieser Krise gibt es nicht einen allein Verantwortlichen, es gibt nicht eine Branche, die kollektiv total versagt hätte. Diese Krise hat viele Väter. Er hätte die Wirtschaft damit menschlicher gemacht und als Büßer eine Vorreiterrolle spielen können. Doch Ackermann, der in seiner Amtszeit als Deutsche-Bank-Chef leichtfertig einige Fehler gemacht hat und der für viele Menschen den bösen Kapitalismus verkörpert, ließ die Chance verstreichen.

Demokratie und Wirtschaft brauchen Menschen, an denen sich die Gesellschaft orientieren kann. Politikern steht es gut an, wenn sie den Mut zu unpopulären Entscheidungen haben. Von einem Manager wird erwartet, dass er ein Unternehmen weiterbringt, Risiken eingeht, aber auch Fehler eingesteht, wenn sich eine Entscheidung als falsch herausgestellt hat. Von beiden Gruppen erwarten die Menschen vor allem Glaubwürdigkeit. Wo Mitarbeiter ihrem Chef misstrauen, wo die Wähler den Politikern undurchsichtige Motive unterstellen, ist der soziale Konsens gefährdet. Dabei ist nicht entscheidend, wie viele Millionen Euro eine Führungskraft verdient. Die Menschen spüren, ob ein Politiker oder ein Firmenchef sein Geld wert ist, wenn er seine Arbeit nach bestem Wissen und Gewissen und transparent erledigt.

Alfred Herrhausen, einer von Ackermanns Vorgängern bei der Deutschen Bank, hat beschrieben, was eine Führungskraft auszeichnet: "Wir müssen das, was wir denken, auch sagen. Wir müssen das, was wir sagen, auch tun. Und wir müssen das, was wir tun, dann auch sein", sagte der Mann, der zu den angesehensten Männern der Wirtschaft gehörte und 1989 von RAF-Terroristen ermordet wurde. Schade, dass nur wenige Menschen diese Regeln erfüllen können.

Es verdient Anerkennung, wenn Josef Ackermann Worte der Demut findet. Aber er bleibt zu allgemein. Er sagt nicht: "Ich" habe Fehler gemacht. Er spricht lieber von den Fehlern "der" Banken. "Bei manchen" in seiner Branche seien klassische Grundsätze der Zunft in Vergessenheit geraten. Damit übernimmt er keine Verantwortung. Ackermann könnte mehr für sich, die Bank und die Gesellschaft tun, wenn er in dem einen Jahr, das ihm an der Spitze der Deutschen Bank noch bleibt, nur dafür arbeiten würde, die Bank wieder in Ordnung zu bringen und möglichst wenig darüber zu reden. Das wäre demütiger und vorbildlicher als die vielen Worte, die er in der Öffentlichkeit schon darüber verlor, dass er persönlich auf seinen Bonus für 2008 verzichtet hat. Für ein Vorbild ist so etwas selbstverständlich.

© SZ vom 07.04.2009/mel - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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