Deutsche-Bank-Chef Ackermann:"Die großen Anleger brauchen keine Talkshows"

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Nach der Kritik an seinem Auftritt bei Maybrit Illner gibt sich Josef Ackermann gesprächsbereit. Der Deutsche-Bank-Chef fordert den Dialog zwischen Märkten und Staat.

Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann hat seinen Willen zur Rettung des Schuldensünders Griechenland betont und in der Debatte um schärfere Regeln zu Besonnenheit gemahnt. "Es ist uns ein echtes Anliegen, zur Lösung gesellschaftlicher Probleme beizutragen ... national wie international. Wo immer wir tätig sind", sagte Ackermann bei der Hauptversammlung des Dax-Konzerns in Frankfurt.

Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bank, Josef Ackermann, auf der Hauptversammlung in Frankfurt am Main. Mehrere tausend Aktionäre verfolgten die Veranstaltung. (Foto: dpa)

Dies habe die Deutsche Bank unter anderem dadurch bewiesen, dass sie sich "zur Bewältigung der Griechenland-Krise besonders engagiert" habe. Ackermann war maßgeblich an der Zusage deutscher Banken und Versicherer beteiligt, weiterhin in Griechenland aktiv zu sein und sich freiwillig beim Milliarden-Rettungspaket zu engagieren.

"Dass diese und andere Anstrengungen nicht immer und überall honoriert, ja manchmal von interessierten Kreisen sogar diskreditiert werden, darf uns nicht beirren", sagte Ackermann. Die deutschen Finanzinstitute hatten sich bereiterklärt, griechische Anleihen nicht abzustoßen und Kreditlinien für den hoch verschuldeten Mittelmeerstaat und seine Banken nicht zu kappen.

Dies war etwa von der SPD als "absolute Nullnummer" kritisiert worden. Nachdem Ackermann dann Mitte Mai auch noch in der ZDF-Sendung Maybrit Illner vor einem Millionenpublikum Zweifel an Athens Zahlungsfähigkeit äußerte, hagelte es Kritik. Der Schweizer konterte auf der Hauptversammlung: "Die großen Anleger brauchen keine Talkshows, um sich eine Meinung zu bilden, die kleinen sehr wohl."

"Schwächen konsequent beseitigen"

Auch Ökonomen haben trotz Milliardenhilfe Zweifel, dass Griechenland aus der Krise kommt. Die gigantischen Schuldenberge vieler Euro-Länder bedrohen auch nach Ackermanns Einschätzung die wirtschaftliche Erholung. Die Aussichten für 2010 seien "weiterhin durch ein hohes Maß von Unsicherheit geprägt".

Die Nachwehen der Finanzkrise sowie neue Probleme wie der Druck auf den Euro machten es nicht leichter, den richtigen Zeitpunkt für einen Ausstieg aus den staatlichen Stützungsprogrammen und einen Einstieg in neue regulatorische Maßnahmen zu finden.

Weltweit werden verschiedene Ansätze diskutiert, um Spekulation einzudämmen und die Finanzbranche an den Folgen der Krise zu beteiligen. "Keine Frage: Wir müssen das Finanzsystem stabiler machen und Schwächen, die sich in der Krise gerade auch bei Banken gezeigt haben, konsequent beseitigen", sagte Ackermann. "Davon gibt es eine ganze Reihe: zu wenig Eigenkapital und Liquidität, zu viel Risiko, zu wenig Transparenz, falsche Anreize und einiges mehr."

Renditeziel unter Beschuss

Es gelte jedoch, in einem engen Dialog aller Betroffenen "das richtige Maß, die richtige Balance an Regulierung zu finden". Der Banker betonte: "Verbalattacken auf sogenannte Spekulanten und Polit-Rhetorik, die von einem 'Krieg' zwischen Märkten und Staat spricht, sind einem solchen Dialog nicht zuträglich und nicht zielführend."

Ackermann warnte die Politik vor einer zu starken Regulierung der Finanzmärkte. Wer Banken und Märkte zu stark reglementiere und in ihrer Leistungsfähigkeit einschränke, treffe am Ende Wirtschaft und Gesellschaft, sagte er. Es gelte, das richtige Maß an Regulierung zu finden.

Ackermann war im Verlauf der Finanzkrise immer wieder zur Zielscheibe von Kritik geworden. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) nahm erst kürzlich in einem Interview noch einmal Ackermanns umstrittenes Renditeziel unter Beschuss.

Der Deutsche-Bank-Chef versicherte vor den Aktionären, er nehme den "Ansehensverlust der Bankenbranche insgesamt" ernst. "Banken operieren nicht im luftleeren Raum, sie sind Teil der Gesellschaft, in der und für die sie tätig sind. Wir können in einer Parallelwelt nicht gedeihen."

"Nur vorübergehend gelitten"

Die Reputation der Deutschen Bank habe aber während der Krise "nur vorübergehend und vergleichsweise wenig" gelitten. An seinem Ziel einer Eigenkapitalrendite von 25 Prozent vor Steuern hält der Deutsche-Bank-Chef ebenso fest wie an der Vorgabe, bis 2011 einen Vorsteuergewinn von zehn Milliarden Euro zu erzielen.

In der gegenwärtigen Situation habe die Kapitalstärke der Bank oberste Priorität, betonte Ackermann. Das erste Quartal habe aber gezeigt, dass der Konzern gut aufgestellt sei. Im ersten Quartal steigerte das größte deutsche Institut den Überschuss von 1,8 Milliarden Euro im Vorjahresquartal auf 1,8 Milliarden Euro.

Das Krisenjahr 2009 hatte der deutsche Branchenprimus mit einem Überschuss von 5,0 Milliarden Euro abgeschlossen, vor Steuern standen 5,2 Milliarden Euro in den Büchern.

© sueddeutsche.de/dpa/apn/nog - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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