Deutsche Bank:Ackermanns Signale

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Die Deutsche Bank hat im Jahr 2007 einen Rekordgewinn erzielt - und das trotz der Verheerungen auf den Finanzmärkten. Das Ergebnis ist für die Branche zwar ein wichtiges Vertrauenssignal, doch böse Überraschungen wird es trotzdem noch geben.

Martin Hesse

Josef Ackermann hat Wort gehalten. Weit hatte sich der Chef der Deutschen Bank aus dem Fenster gelehnt in den vergangenen Monaten und immer wieder bekräftigt, die Kreditkrise sei für sein Unternehmen weitgehend abgehakt.

Tatsächlich musste die Bank im Schlussquartal weniger als 50 Millionen Euro abschreiben und hat trotz der Verheerungen an den Finanzmärkten im Jahr 2007 einen Rekordgewinn erzielt.

Das Ergebnis ist nicht nur für Ackermann - der heute 60 wird - und die Deutsche Bank wichtig, sondern auch für die Branche: Hätte auch er, wie so viele andere, überraschend neue Verluste einräumen müssen, dass Vertrauen in die Banken hätte weiter dramatisch gelitten.

Versprechungen und Ergebnisse decken sich

Ackermann hatte stets gefordert, die Branche müsse so rasch wie möglich volle Transparenz über die Folgen der Kreditkrise schaffen. Deshalb ist es wichtig, dass sich nun in seinem eigenen Haus Versprechungen und Ergebnisse decken.

Dennoch bedeuten die Zahlen der Deutschen Bank keine Entwarnung: Für den deutschen Marktführer nicht und schon gar nicht für die Branche. Und da muss sich Ackermann vorwerfen lassen, dass auch er die Lage eher beschönigt.

Unrealistisches Ziel

Unter den gegenwärtigen Marktbedingungen ist sein Ziel, in diesem Jahr vor Steuern 8,4 Milliarden Euro Gewinn zu erzielen, unrealistisch. Doch Ackermann scheut sich, das Ziel zu kassieren, nichts soll offenbar diesen Feiertag für ihn und die Bank trüben.

Die Deutsche Bank ist bislang deshalb relativ gut durch die Krise gekommen, weil sie eher Produktfabrik als Lagerhaus ist. Sie hat viele der komplizierten Finanzprodukte hergestellt und verkauft - unter anderem an die gestrauchelte IKB -, die jetzt in den Bilanzen vieler Banken vergammeln und hohe Verluste verursachen.

Selbst hat die Deutsche Bank frühzeitig den Eigenbestand an verpackten zweitklassigen US-Immobilienkrediten abgebaut.

Das bedeutet zweierlei: Erstens werden viele andere Banken - in Deutschland wohl vor allem Landesbanken - noch hohe zusätzliche Verluste offenlegen müssen. Die Deutsche Bank steht nicht für die Branche.

Günstiges Umfeld

Zweitens aber zehrte der Klassenprimus 2007 von einem extrem günstigen Umfeld im ersten Halbjahr. In diesem Jahr wird die Bank viel weniger jener strukturierten Produkte absetzen können, die ihr so viel Profit und anderen so hohe Verluste bescherten.

Ackermann und seine Bank müssen ihr Geschäft ein Stück weit neu erfinden, wollen sie verhindern, dass der nächste Geburtstag von schlechten Nachrichten getrübt wird. Ein Drama ist das nicht.

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