Detektivarbeit:Vom Fleck zum Leck

Lesezeit: 3 min

Kleine Schäden kann man selbst beheben, bei versteckten wird es schwierig. (Foto: Markus Scholz/dpa)

Die Suche nach einem versteckten Rohrbruch ist Detektivarbeit. Der Schaden tritt nämlich oft an einer ganz anderen Stelle auf.

Von Katja Fischer/dpa

Nasse Flecken an Decken und Wänden, Pfützen auf dem Fußboden - sind Rohre oder Armaturen undicht, sucht sich das Wasser seinen Weg im Haus. Das Leck zu finden, kann schwierig werden. Denn oft sind die Spuren nicht dort, wo der Schaden entstanden ist. Dann ist Detektivarbeit gefragt. Tropft einfach nur der Wasserhahn, ist die Sache klar. "Ursachen sind entweder eine schadhafte Kartusche oder undichte Drehventile", erklärt Michael Pommer, Trainer an der DIY Academy in Köln. Für einen geschickten Heimwerker dürfte es kein Problem sein, die Dichtungen auszutauschen oder einen neuen Hahn einzubauen. Er muss auch keine Sorge haben, dass tieferliegende Schäden zurückbleiben. Tropft der Hahn nicht mehr, ist das Problem in der Regel gelöst. Anders ist das bei versteckten Rohrbrüchen. Stehen Bad oder Küche plötzlich unter Wasser, kann die defekte Stelle überall im Haus sein.

Von der eigenständigen Reparatur solch unklarer Rohrbrüche oder Verstopfungen rät der Experte ab. "Die Suche nach dem Leck und seine Beseitigung sind mit einem so großen Aufwand verbunden, dass Heimwerker damit überfordert sind", betont Pommer. Beschädigt ein Heimwerker aber selbst ein Rohr, etwa bei Bohrarbeiten an einer Wand, könne er versuchen, die undichte Stelle mit Mantelschellen abzudichten, erläutert Pommer. Aber er sollte keine Fehler machen: Bleibt eine kleine Undichtigkeit zurück, läuft das Wasser immer weiter und kann langfristig größere Schäden anrichten. Auch sollte hier immer das defekte Leitungsstück ausgetauscht werden. Unklare Fälle sind bei einem Installationsfachbetrieb am besten aufgehoben. Die Spezialisten nutzen technische Geräte wie Feuchtigkeitsfühler, Endoskope und Wärmebildkameras, haben aber auch selbst ein gutes Gespür für Leckagen.

"Am leichtesten sind Schäden an der Trinkwasserleitung zu erkennen", erklärt Andreas Braun vom Zentralverband Sanitär Heizung Klima. "Wenn zu hören ist, dass es irgendwo läuft, ist meist Trinkwasser im Spiel. Das austretende Wasser ist dann hell und klar." Hier muss zuerst das Hauptventil geschlossen werden. Danach geht es an die Ursachenforschung. Um die defekte Stelle zu finden, muss der Installateur das Rohrsystem freilegen und inspizieren. Das macht er möglichst an einer leicht zugänglichen Stelle, etwa unter der Badewanne oder am Sockel im Bad, um wenig Schäden anzurichten. "Findet er dort nichts, muss er weiter aufmachen. Es ist schwierig, Rohrleitungen hinter Fliesen und Estrich zu checken", sagt Braun. Große Rätsel können Schäden aufgeben, die durch gebrauchtes Wasser verursacht werden. Denn sie zeigen sich meist nicht unmittelbar. "Hier ist es wichtig, dass die Bewohner beobachten, ob sich in ihrem Umfeld etwas verändert hat", betont Braun. Tritt das Wasser auch nach längerer Abwesenheit aus? Ist es dunkel und schmutzig? Hat es einen unangenehmen Geruch? Gibt es Wasserflecken, wenn es geregnet hat? Aus solchen Informationen schlussfolgern Fachleute, woher der Schaden kommt. Entsteht zum Beispiel ein nasser Fleck an der Wohnzimmerdecke, nachdem Übernachtungsgäste abgereist sind, erkennen erfahrene Installateure einen möglichen Zusammenhang mit einer defekten Abwasserleitung. "Es können Schäden im oberen Gäste-Badezimmer sein, das seit längerer Zeit wieder einmal benutzt wurde", sagt Braun.

Wer ein Haus baut oder modernisiert, kann schon bei der Planung viel dazu beitragen, dass das Risiko von Rohrbrüchen gering ist. Die Gefahr eines Schadens steigt mit der Komplexität der Installation. "Eine durchdachte Raum-Anordnung im Neubau bietet die Möglichkeit, Leitungslängen gering zu halten", erklärt Hans-Hermann Drews, Geschäftsführer des Instituts für Schadenverhütung und Schadenforschung der öffentlichen Versicherer.

Bei Modernisierungen wird häufig das Alter der Rohrleitungen nicht ausreichend beachtet. Nach 30, 40 Jahren kann die Lebenserwartung überschritten sein. Vor dem Anschluss neuer Rohre an gealterte Bestandsrohre sollte dies sorgfältig geprüft werden - im Zweifel sollte man die alten Rohre ebenfalls erneuern. Sonst können diese Rohre die nächsten Schadenstellen sein. Außerdem: Um im Schadensfall schnell reagieren zu können, sind zugängliche Rohrleitungen von erheblichem Vorteil. "In Privathaushalten werden Rohre aktuell fast ausschließlich unter Estrich oder in den Wänden hinter Fliesen verlegt, wo sie schwer zu erreichen sind", beobachtet Drews. Bei einem Rohrbruch müssen Handwerker die Fliesen abschlagen und Wände aufstemmen. Das ist teuer. "Besser wäre eine Verlegung an zugänglichen Stellen, wo immer es möglich ist, zum Beispiel unter der Kellerdecke oder hinter abnehmbaren Verkleidungen", rät der Experte.

Dass ältere Häuser anfällig für Rohrbrüche sind, kann auch noch einen anderen Grund haben, erklärt Andreas Braun vom Zentralverband Sanitär Heizung Klima. Das Rohrsystem strebe immer nach einem natürlichen Gleichgewicht. Das entstehe, wenn aus allen Zapfstellen stetig Wasser entnommen werde. "Das ist oft nicht mehr gegeben, wenn statt einer großen Familie nur noch ein oder zwei Leute im Haus wohnen", sagt Braun. Er rät Bewohnern größerer Häuser mit mehreren Bädern und anderen Wasseranschlüssen, im Wechsel alle Entnahmestellen zu benutzen. Dies diene auch der Trinkwasser-Hygiene. Nicht mehr genutzte Anlagenteile sollten zurückgebaut werden.

© SZ vom 30.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: