Der Staat hilft mit:In Sicherheit bringen

Die Förderbank KfW unterstützt jetzt auch Maßnahmen zum Einbruchschutz - gut für Immobilienbesitzer, denn die Zahl der Verbrechen steigt.

Von Marianne Körber

Wer baut oder umbaut, weiß es: Bei der staatlichen Förderbank KfW gibt es Zuschüsse oder günstige Darlehen. Neu im Programm ist die Förderung des Einbruchsschutzes. Seit Mitte November werden Einzelmaßnahmen zum Schutz gegen Wohnungseinbruch finanziell unterstützt, ab 1. April 2016 bietet die KfW dafür auch verbilligte Kredite an. Das neue Förderprodukt ergänzt das Konzept zum Einbruchschutz, das die Stiftung Deutsches Forum für Kriminalprävention (DFK) in Kooperation mit der Polizeilichen Kriminalprävention der Länder und des Bundes erarbeitet hat.

Die KfW-Fördermaßnahmen wurden gemeinsam mit den für Bau, innere Sicherheit und Wirtschaft zuständigen Bundesministerien entwickelt. Sie berücksichtigen die polizeilichen Empfehlungen zum Einbruchschutz und ergänzen die bereits bestehenden KfW-Förderprodukte, heißt es bei der DFK (Einzelheiten siehe Kasten). Dass Staat und Wirtschaft hier aktiv werden, hat Gründe. In den vergangenen fünf Jahren ist die Zahl der Wohnungseinbrüche um über ein Drittel gestiegen. Im vergangenen Jahr registrierte die Polizei etwa 152 000 Wohnungseinbrüche in Deutschland, 1,8 Prozent mehr als im Vorjahr. Dabei verursachten die Einbrecher einen Schaden von circa 422 Millionen Euro (2013: knapp 430 Millionen). Was auch in der Statistik steht: 2014 scheiterten 41,4 Prozent der Wohnungseinbrüche wegen geeigneter Sicherheitstechnik oder weil die Täter beim Einbruch gestört wurden.

Der Staat hilft mit: SZ-Grafik; Quelle: Bundeskriminalamt, Polizeiliche Kriminalstatistik

SZ-Grafik; Quelle: Bundeskriminalamt, Polizeiliche Kriminalstatistik

Investitionen in die Sicherheit zahlen sich also aus, denn Vorbeugen ist weitaus einfacher, als hinterher nach dem Diebesgut zu fahnden - die Aufklärungsquote ist bei diesen Verbrechen erschreckend gering, sie liegt nach Angaben der offiziellen Kriminalstatistik bei 15,9 Prozent. Einer Befragung der Versicherungswirtschaft zufolge wurde in nur rund sieben Prozent der Fälle ein Täter ermittelt, in drei Prozent kam es zu einer Verurteilung.

Zum materiellen Schaden kommen psychische Belastungen. "Jedes fünfte Einbruchsopfer ist wegen des Einbruchs aus seiner Wohnung ausgezogen", heißt es bei der DFK, einer 2001 gegründeten Stiftung, die sich die Reduzierung von Kriminalität und Gewährleistung von Sicherheit durch Vorbeugung und Aufklärung zum Ziel gesetzt hat. In ihrem jüngsten Präventionsreport kommt sie zu dem Ergebnis, dass viele Einbrüche und Folgeschäden durch den Einbau von Sicherungstechnik, sicherheitsbewusstes Verhalten und die Aufmerksamkeit in der Nachbarschaft vermieden werden könnten.

Die Sicherungstechnik steht auch im Fokus der Versicherer. In ihrem "Einbruch-Report 2015" wird beklagt, dass die Täter seit Jahren die gleichen Schwachstellen an Wohnungen und Häusern ausnutzten. Die an Fenstern und Türen in Deutschland vielerorts immer noch verbaute Sicherheitstechnik entspreche dem "Stand der 70er-Jahre": Ein bündiges Zylinderschloss an der Haustür, Rollzapfenverschlüsse an den Fenstern. Professionelle Täter bräuchten in der Regel weniger als 15 Sekunden, um ein Fenster aufzuhebeln. Dabei seien längst bessere und bezahlbare Sicherheitstechniken auf dem Markt. Selbst bei Neubauten werde jedoch immer noch an der falschen Stelle gespart.

Die Zuschüsse

Im Rahmen des staatlichen KfW-Programms "Altersgerecht Umbauen" werden ab sofort auch einzelne Einbruchschutzmaßnahmen gefördert.

Wer seine Wohnung oder sein Haus gegen Einbruch sichern möchte, erhält je nach Höhe der Investitionskosten Zuschüsse von 200 bis 1500 Euro. Die Mindestinvestitionskosten werden dabei von 3750 Euro auf 2000 Euro gesenkt, wie es in einer Pressemitteilung der KfW heißt. Gefördert werden zum Beispiel der Einbau von Alarmanlagen, Gegensprechanlagen, der Einbau und die Nachrüstung von einbruchhemmenden Türen sowie die Nachrüstung von Fenstern.

Wer solche Maßnahmen mit dem Programm "Altersgerechter Umbau" verbindet und in beides investiert, kann einen Zuschuss bis maximal 5000 Euro beantragen.

Für den Förderstandard "Altersgerechtes Haus", bei dem die ganze Immobilie barrierearm umgebaut werden muss, steigt der Zuschuss auf maximal 6250 Euro. Bei allen Maßnahmen sind sowohl Materialkosten als auch Handwerkerleistungen förderfähig. Voraussetzung ist die Durchführung der Arbeiten durch ein Fachunternehmen des Handwerks. Die Zuschüsse können auch mit Programmen zur energetischen Gebäudesanierung kombiniert werden, etwa bei einem Austausch der Fenster.

Wichtig: Anträge müssen vor Beginn des Vorhabens gestellt werden, sonst wird eine Förderung abgelehnt. Weitere Informationen im Internet unter: www.kfw.de/einbruchschutz. SZ

Am häufigsten wird nach Erkenntnissen der Versicherungswirtschaft in den Stadtstaaten Berlin, Hamburg und Bremen eingebrochen. Im Freistaat Bayern gebe es zwar deutlich weniger Einbruchsopfer als im Bundesdurchschnitt, jedoch sei der Anstieg der Straftaten mit 28 Prozent der höchste im ganzen Bundesgebiet. Auch Baden-Württemberg und das Saarland verzeichneten mit jeweils 19 Prozent "alarmierende Zuwächse" bei den Einbrüchen.

Die Täter hätten es außer auf Schmuck und Bargeld auch auf hochwertige Technik abgesehen, teure Mobiltelefone, Tablet-Computer und Digitalkameras fänden sich schließlich in fast jedem Zuhause. Sie hätten einen hohen Wiederverkaufswert und seien für Einbrecher lukrativ. Den durchschnittlichen Schaden nach einem Einbruch beziffert die Versicherungsbranche auf 3250 Euro.

Während viele Immobilienbesitzer noch vor den Gefahren die Augen verschlössen, rüsteten die Täter technisch auf - das gehe hin bis zum Einsatz von Fotodrohnen, um die An- und Abwesenheiten der Hausbewohner auszuspähen. Die moderne Sicherungstechnik müsse endlich vom Markt in die Häuser und Wohnungen gelangen. Andere Länder, zum Beispiel die Niederlande, hätten schon die Bauvorschriften verschärft. Auch hierzulande solle die Politik dies in Erwägung ziehen.

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