Debatte um Wolfowitz-Nachfolge:Afrikanerin, Brite oder US-Amerikaner

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Die Diskussion um die Wolfowitz-Nachfolge ist voll entbrannt. Entwicklungsministerin Wieczorek-Zeul wünscht sich eine Person an der Spitze der Weltbank, die Vertrauen schafft. Die Mitarbeiter der Institution sind derweil empört über die günstigen Bedingungen, unter denen ihr alter Chef scheidet.

Bei der Suche nach einem Nachfolger für Weltbank-Präsident Paul Wolfowitz dringt Bundesentwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul auf Reformen. "Die Weltbank ist durch die jüngsten Vorkommnisse definitiv geschwächt", sagte die SPD-Politikerin der Frankfurter Rundschau.

Wer kommt, wenn Paul Wolfowitz gegangen is? (Foto: Foto: AP)

Um neues Vertrauen zu schaffen, bedürfe es bei der Bestellung des nächsten Präsidenten eines offenen Konsultationsprozesses zwischen Geber- und Entwicklungsländern. "Dann spricht auch nichts gegen einen US-amerikanischen Kandidaten", sagte Wieczorek-Zeul.

Nach dem Rückzug von Wolfowitz sieht die Ministerin Europa in einer mächtigeren Position. Im Fall Wolfowitz sei Europa geschlossen vorgegangenen. "Das hat die europäische Position in der Weltbank gestärkt."

Die Entwicklungsorganisation Weed sprach sich dafür aus, eine Frau aus Afrika zur neuen Präsidentin der Weltbank zu wählen. "Den Posten sollte eine angesehene Persönlichkeit aus einem Entwicklungsland bekommen. Am besten sollte eine afrikanische Frau die neue Weltbank-Präsidentin werden", sagte Peter Wahl, Weed-Experte für das internationale Finanzsystem, der Frankfurter Rundschau.

Grundsätze guter Führung untergraben

Der angekündigte Rücktritt von Amtsinhaber Paul Wolfowitz sei eine Gelegenheit zu sagen: "Wir wollen wirklich etwas verändern." Die "informelle Regel", dass die Weltbank von einem US-Amerikaner geleitet werde, könne jetzt gebrochen werden, sagte Wahl.

Wolfowitz hatte am Freitag seinen Rücktritt vom Amt zum 30. Juni angekündigt. Er zog damit die Konsequenzen aus dem Vorwurf, seine Lebensgefährtin bei einer Beförderung begünstigt zu haben. US-Präsident George W. Bush kündigte an, schon bald einen Nachfolger zu nominieren. Traditionell führt ein US-Amerikaner die Organisation. Doch auch der britische Premier Tony Blair ist als möglicher Nachfolger im Gespräch.

Die Mitarbeiter der Weltbank reagierten unterdessen empört auf das Abkommen, mit dem Wolfowitz aus dem Amt scheiden wird. So willkommen Wolfowitz' Rücktritt sei, so unannehmbar sei die Einigung dazu, erklärte die Mitarbeitervertretung der Weltbank in Washington.

"Sie untergräbt die Grundsätze guter Führung vollkommen." Auch die Prinzipien, für die die Mitarbeiter kämpften, würden ausgehöhlt. "Wir sind schockiert über die Erklärung des Direktoriums", erklärten die Mitarbeiter.

Das Direktorium werfe seine eigenen Feststellungen völlig über den Haufen. Wenn der Rücktrittsdeal nicht rückgängig zu machen sei, sollten die Direktoren Wolfowitz zumindest von der Arbeit freistellen und einen Übergangspräsidenten ernennen.

Keine Entscheidungen über Mitarbeiter mehr

Um die Mitarbeiter zu schützen und jedwede "Vergeltung" zu verhindern, solle die Entwicklungshilfeeinrichtung auch dafür sorgen, dass Wolfowitz "keine Entscheidungen trifft, die die Arbeit der Bank oder ihre Mitarbeiter betrifft", forderte die Mitarbeitervertretung.

Die Mitarbeiter hatten Mitte April gefordert, dass Wolfowitz seinen Posten aufgeben solle. Ein interner Untersuchungsausschuss kam zu dem Schluss, dass der Weltbankchef gegen die Vorschriften verstoßen habe, indem er seiner Lebensgefährtin eine stattliche Gehaltserhöhung und einen Beförderungsanspruch verschaffte.

Die Sprachregelung des Direktoriums bei Wolfowitz' Rücktritt war, er habe "in gutem Glauben gehandelt, und wir akzeptieren das". Mehrere Beteiligte hätten Fehler gemacht.

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