DDIV-Umfrage:Teure Fehler

Arbeitet ein Immobilienverwalter nicht korrekt, ist das nicht nur ärgerlich, sondern geht auch ganz schön ins Geld. Das liegt an der immer schwieriger werdenden Aufgabe, aber auch an mangelnder Qualifikation.

Von Simone Gröneweg

Arbeitet ein Immobilienverwalter nicht korrekt, ist das nicht nur ärgerlich, sondern manchmal auch ziemlich teuer. Nahezu 80 Millionen Euro müssten Eigentümer und Verwalter jährlich zusätzlich aufbringen, um fehlende Sachkunde und Missmanagement auszugleichen, teilt der Dachverband Deutscher Immobilienverwalter (DDIV) mit. Der Verband hatte 400 Unternehmen zu ihren Erfahrungen mit unzureichend qualifizierten Vorverwaltungen und den damit verbundenen Schadenfällen befragt. "Etwa 25 Millionen Euro Schaden entstehen durch eine unprofessionelle und fehlerhafte Immobilienverwaltung", schreibt der Verband. Weitere 55 Millionen Euro koste die Aufarbeitung mangelhafter Unterlagen von Wohneigentümer-Gemeinschaften (WEG) bei der Übernahme durch eine neue Verwaltung.

Bisher kann jeder in dem Beruf tätig werden, auch ohne Qualifikation. Das rächt sich

In Deutschland gibt es 1,8 Millionen solcher WEGs mit insgesamt mehr als neun Millionen Wohnungen. Deren Eigentümer sind auf fähige Verwalter angewiesen. Doch es wird zunehmend schwieriger, eine professionelle Verwaltung zu finden, schreibt der Verband und ergänzt: "Weit über 80 Prozent der befragten 400 Unternehmen bewerben sich nicht aktiv bei Wohnungseigentümergemeinschaften."

Diese Zurückhaltung hat verschiedene Gründe. So müssen in einer Wohneigentümer-Gemeinschaft die Interessen und Belange verschiedener Immobilienbesitzer berücksichtigt und gemanagt werden. Das schreckt wohl zahlreiche Verwaltungen ab, zumindest sehen 74 Prozent der Befragten darin ein zu hohes Konfliktpotenzial. Andere Ausschlusskriterien sind zu kleine WEGs oder zu niedrige Vergütungen. Knapp 34 Prozent der Unternehmen lehnen WEGs wegen unqualifizierten Vorverwaltungen ab. Unkorrekte Buchführung (76 Prozent) sowie Instandhaltungs-und Sanierungsstau (75 Prozent) wurden als häufigste Fehlerquellen genannt. Relativ oft kommt es zudem zu Schadenersatzforderungen gegen Verwalter.

Ursache für diese Probleme könnte die mangelnde Qualifikation einiger Verwalter sein. Bisher gibt es keine gesetzlichen Mindestanforderungen für diese Tätigkeit. Die niedrige Einstiegshürde rächt sich, denn die Immobilienwirtschaft wandelt sich rasant. "Technische Fortentwicklungen und neue Handlungsfelder wie Digitalisierung, E-Mobilität und Energiewende stellen unsere Branche in immer kürzeren Intervallen vor neue Herausforderungen", sagt DDIV-Geschäftsführer Martin Kaßler. Neben juristischen, technischen und finanziellen Kenntnissen müssten Verwalter mehr als 60 Gesetze und Verordnungen in der Praxis beachten, die ständig novelliert würden. Damit seien einige wohl überfordert.

Im vergangenen Jahr legte die Bundesregierung einen Gesetzesentwurf vor, in dem die Qualifikation von Immobilienverwaltern geregelt werden soll. Der DDIV will hier Druck machen und mit seiner Umfrage den Handlungsbedarf bekräftigen - zumal einige Politiker argumentierten, dass es keine konkreten Belege für Schäden gebe. Am 29. März soll es dazu eine öffentliche Anhörung im Deutschen Bundestag geben. DDIV-Geschäftsführer Kaßler fordert ein zügiges Gesetzgebungsverfahren und sagt: "Ohne ein Mindestmaß an Qualifikation und Weiterbildung für den Immobilienverwalter setzt die Bundesregierung die Altersvorsorge von Millionen Wohnungseigentümern weiter aufs Spiel."

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