Das Stichwort:Festpreis

Versprechen Baufirmen oder Hausanbieter einen Festpreis, können sich Verbraucher nicht unbedingt darauf verlassen. Oft fällt die Rechnung am Ende höher aus.

Von Marianne Körber

Private Bauherren brauchen ein klares Finanzkonzept; sie müssen genau wissen, welche Belastungen auf sie zukommen. Viele angehende Immobilieneigentümer freuen sich daher über Festpreis-Angebote von Baufirmen oder Hausanbietern, doch sie freuen sich oft zu früh. Denn Festpreis bedeutet nicht, dass die Kosten gedeckelt sind - der wirklich zu zahlende Preis fällt meist höher aus. Das kann daran liegen, dass der Bauherr Änderungen oder zusätzliche Leistungen wünscht, etwa weil das schlüsselfertig bestellte Haus doch nicht den eigenen Vorstellungen entspricht. Aber es gibt auch Kostenfaktoren, die gar nicht im Vertrag stehen und folglich auch nicht abgedeckt sind. Eva Reinhold-Postina vom Verband Privater Bauherren VPB: "Verträge für schlüsselfertige Pläne haben oft horrende Mängel."

Die Architektin nennt als Beispiel die Hausanschlüsse für Wasser, Abwasser, Gas und Strom, die der Bauherr beantragen und natürlich auch bezahlen muss. Im "Festpreis" sind diese Kosten nicht einkalkuliert, da das nicht Sache des Anbieters, sondern des Energieversorgers ist - nur weisen die Unternehmen auf diese Extraposten sehr selten hin, meint Reinhold-Postina. Als Preistreiber sieht die Expertin auch die Kalkulation des Kellers; in vielen Bauverträgen werde ein Keller eingepreist und beschrieben, bei dem gute Bodenverhältnisse vorausgesetzt würden. Ist das aber nicht der Fall, kostet das Haus plötzlich sehr viel mehr. Teuer könne es auch werden, wenn das Kataloghaus oder das in der Musterhausausstellung bestellte Objekt gar nicht auf das Grundstück passe, oder Verträge unterschrieben würden, bevor überhaupt ein Grundstück vorhanden sei. Die Expertin appelliert daher an Bauherren, sich klarzumachen: "Festpreis beinhaltet nur das, was im Vertrag steht, und nur das schuldet der Bauunternehmer dem Bauherren."

Manche Auftraggeber versuchen also, den Preis optisch niedrig zu halten und wälzen damit das Risiko von Mehrkosten auf die Bauherren ab. Festpreis ist für Reinhold-Postina nichts anderes als ein Werbegag, ein Marketingbegriff: "Wenn in einem Vertrag Posten fehlen, ist das zwar kein Betrug, aber es ist unfair. Baufirmen sind Profis, Bauherren aber meist Laien." Um vor Überraschungen sicher zu sein, sollten potenzielle Bauherren also zweimal hinsehen, worunter sie ihre Unterschrift setzen, und am besten den Bauvertragsentwurf vor der Unterschrift von einem unabhängigen Bausachverständigen prüfen lassen. Danach wissen sie, was an Plänen, Berechnungen und Leistungen noch alles fehlt und was folglich an Kosten noch auf sie zukommt, damit aus dem als "schlüsselfertig" beworbenen Haus ein tatsächlich bezugsfertiges Heim wird.

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