Commerzbank:"Wir brauchen die Bad Bank derzeit nicht"

Sie galt als wahrscheinlicher Kandidat für eine Bad Bank - doch die Commerzbank will das Angebot nicht Bundes nicht nutzen.

Martin Hesse

Die Commerzbank sieht sich nicht als erste Adresse für die von der Bundesregierung geschaffene Bad Bank zur Auslagerung fauler Wertpapiere. "Wir brauchen die Bad Bank derzeit nicht", sagte Markus Beumer, Firmenkundenvorstand der Commerzbank im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung. Sein Haus will das Gesetz, das nach dem Bundestag am Freitag auch der Bundesrat verabschiedete, aber prüfen.

Commerzbank, ddp

Die Commerzbank hat 38 Milliarden Euro strukturierter Wertpapiere in einer Abwicklungseinheit gebündelt.

(Foto: Foto: ddp)

"Kreditnachfrage nimmt ab"

Die Commerzbank hatte in Finanzkreisen als wahrscheinlicher Kandidat für die Nutzung der Bad Bank gegolten. Sie hat selbst 38 Milliarden Euro strukturierter Wertpapiere in einer Abwicklungseinheit gebündelt. Außerdem ist der Bund mit 25 Prozent an der Commerzbank beteiligt und dürfte besonders daran interessiert sein, dass das Institut die deutsche Wirtschaft mit Krediten ankurbelt.

Beumer hält die Commerzbank aber für stark genug, die Probleme aus eigener Kraft zu schultern. "Wir haben auf der Kapitalseite keinen Druck." Nach wie vor halte die Commerzbank eine Quote von acht Prozent für auskömmlich, inklusive der Gelder vom staatlichen Rettungsfonds Soffin liege sie bei knapp über zehn Prozent.

Weiter entlastet würde das Kapital, wenn die Finanzaufsicht Bafin wie geplant Bilanzregeln für die so genannte Neubewertungsrücklage ändert. Sie bildet Preisschwankungen von Wertpapieren ab, beispielsweise Staatsanleihen. Die neuen Regeln für die Neubewertungsrücklage würden zwar das Kapital entlasten, führten aber nicht automatisch zu einer höheren Kreditvergabe, sagte Beumer. "In welchem Umfang wir zusätzliche Kredite vergeben können, hängt vielmehr davon ab, wie sich die volkswirtschaftlichen Rahmenbedingungen und damit die Ratings unserer Kunden verändern."

Den Vorwurf, Banken verursachten eine Kreditklemme, wies Beumer zurück. "Die Kreditnachfrage der mittelständischen Unternehmen nimmt deutlich ab - das ist jedoch konjunkturbedingt und keine Kreditklemme." Bisher sei das Kreditvolumen nicht rückläufig, er erwarte aber, dass das geschehe, weil die Nachfrage weiter sinkt. Unternehmerverbände werfen den Banken vor, sie reichten die billige Geldversorgung durch die Europäische Zentralbank (EZB) nicht an die Firmen weiter.

Die EZB hatte 442 Milliarden Euro zu einem Zins von 1,0 Prozent für ein Jahr zur Verfügung gestellt. "Die von der EZB kurzfristig bereitgestellten Mittel helfen uns, unsere Liquidität zu steuern." Das sei nötig, weil der Umfang, in dem Firmen Kreditlinien abriefen, in der Krise sehr stark schwanke.

Geld für viele Jahre gibt es nicht

Beumer räumte ein, dass es einzelne Bereiche gebe, in denen Firmen eine Kreditverknappung spüren: "Für langfristige Investitionen wie Projektfinanzierungen ist es für Firmen derzeit schwer, Kredite zu bekommen." Es sei gegenwärtig für Banken nur sehr begrenzt möglich, sich für Laufzeiten von zehn bis 15 Jahren oder mehr zu refinanzieren.

Es wäre unverantwortlich als Bank, solche Projekte kurzfristig zu refinanzieren. Auch straffere Konditionen der Banken verteidigte Beumer. "Wir verlangen höhere Zinsaufschläge, weil für uns die Refinanzierung teurer geworden ist und die Risiken höher sind." Er verneinte, dass die Commerzbank eine besondere Verantwortung habe, weil der Bund an ihr beteiligt sei. "Unsere erste Verantwortung ist es, das Geld der Steuerzahler zurückzuzahlen." Es sei nicht im Interesse des Bundes, dies durch eine leichtfertige Kreditvergabe zu gefährden.

Der Commerzbank-Vorstand führt die Engpässe mancher Firmen vor allem auf das Verhalten ausländischer Banken zurück. "Probleme haben große Mittelständler vor allem dann, wenn sie einen großen Kreis ausländischer Kreditgeber haben."

Diese zögen sich tendenziell aus Deutschland zurück. Angesichts der anhaltenden Rezession erwartet der Firmenkundenvorstand steigende Kreditausfälle. "Tendenziell rechnen wir mit wachsenden Wertberichtigungen im Mittelstandsgeschäft." Im zweiten Quartal werde das Ergebnis nicht schlechter ausfallen als im ersten. Im Mittelstand schreibe die Commerzbank weiter schwarze Zahlen und gewinne Kunden hinzu. "Doch das zweite Halbjahr wird aller Voraussicht nach schwieriger."

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