Commerzbank:Kampf ums Geld

Die Commerzbank muss ihre Kapitalquote stärken, will dafür aber keinesfalls Geld vom Staat nehmen. Dummerweise dürften ihr aber wegen ihres kollabierten Aktienkurses auch die üblichen Wege zur Kapitalstärkung vorerst versperrt bleiben. Darum setzt sie nun auf ungewöhnliche Maßnahmen.

Die Commerzbank bereitet sich offenbar auf schärfere Eigenkapitalregeln vor und ordnet ihre Finanzen deshalb neu. Das zweitgrößte deutsche Bankhaus plane, seine Verbindlichkeiten teilweise zurückzukaufen und so die Bilanz um 600 Millionen bis eine Milliarde Euro zu entlasten, meldete die Financial Times Deutschland.

Commerzbank will offenbar eigene Schulden unter Wert zurueckkaufen

Nach einem verschärften Stresstest der Europäischen Bankenaufsicht fehlen offenbar etwa fünf Milliarden Euro für die geforderte Quote von neun Prozent an hartem Kernkapital.

(Foto: dapd)

Zugleich hieß es im Handelsblatt, dass der Aufsichtsrat einen externen Manager als Nachfolger des scheidenden Finanzvorstands Eric Strutz benennen wolle. Ein Sprecher der Commerzbank wollte beide Berichte auf Anfrage nicht kommentieren.

Externer Kandidat für den Posten des Finanzchefs

Auf dem Finanzmarkt wolle das Bankhaus sogenannte Hybridanleihen unter ihrem Nennwert aufkaufen und sie mit eigenen Aktien bezahlen, hieß es in der Financial Times Deutschland.

Mit solch einem Manöver hatte die Commerzbank ihr Kapital bereits Anfang des Jahres gestärkt. Eine Wiederholung scheint nun nötig, weil der Bank nach dem verschärften Stresstest der Europäischen Bankenaufsicht offenbar rund fünf Milliarden Euro für die geforderte Quote von neun Prozent hartem Kernkapital fehlen. Das Problem: Das Geldhaus kann zumindest auf dem aktuellen Kursniveau kaum eine Kapitalerhöhung durchführen, weil die Commerzbank-Aktien mittlerweile nahe bei ihrem Nennwert von einem Euro notieren.

Dass die Vorstandssuche nun offenbar doch mit einem externen Kandidaten endet, sei unerwartet, berichtete das Handelsblatt. Einerseits dürfte das Jahresgehalt auf 500.000 Euro gedeckelt bleiben, andererseits habe der Vorstandsvorsitzende Martin Blessing einen Vertrauten auf dem wichtigen Posten favorisiert, hieß es.

Die Entscheidung über den Nachfolger für den Ende März scheidenden Ressortchef Strutz könnte offenbar noch diese Woche fallen. "Für den 2. Dezember ist eine Aufsichtsratssitzung mit dem Tagesordnungspunkt Vorstandsangelegenheiten angesetzt worden", zitierte der Bericht aus Konzernkreisen.

Bereits am Vortag hatte die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung berichtet, Blessing spare auch im täglichen Betrieb. So würden unter dem ehemaligen McKinsey-Partner Berater-Mandate nicht verlängert, Projekte abgesagt oder verschoben. "Alle Beratungsverträge stehen auf dem Prüfstand", zitierte das Blatt einen Sprecher der Bank.

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