Commerzbank: Ergebnisse:"Die Krise verhält sich wie ein Krake"

Hässliche Zahlen: Während andere Banken die Krise langsam hinter sich lassen, steckt die Commerzbank mittendrin. Das Institut häufte 2009 fast fünf Milliarden Euro Miese an.

Nichts läuft rund bei der Commerzbank: Das Institut ächzt noch immer unter neuen Wertberichtigungen und den Kosten für die Integration der Dresdner Bank.

4,5 Milliarden Euro Verlust häuften die Frankfurter im vergangenen Jahr an und gehört damit zu den größten Verlierern des Krisenjahres 2009. Das Mammutprojekt der Zusammenführung zweier Großbanken erweist sich gerade in Zeiten von Finanzmarktkrise und lahmender Wirtschaft als Last.

Ohne die staatliche Milliardenhilfe, da sind sich Experten einig, sähe es noch schlechter aus für Deutschlands zweitgrößte Bank: Das Geld der Steuerzahler hilft der Commerzbank, Verluste zu verkraften.

Die Anleger reagierten verstört: Die Aktien brachen am Dienstag zeitweise um mehr als sieben Prozent ein.

"2009 war für uns auch ein Jahr, wo wir eine ganze Menge verarbeitet haben, verarbeiten mussten", sagte Finanzvorstand Eric Strutz - und meinte damit auch die Integration der Dresdner Bank.

Die laufe zwar planmäßig, wie der Vorstand nicht müde wird zu betonen. Doch an den Kosten für die Übernahme hat die Commerzbank nach wie vor zu knabbern: Sie sind mit 2,5 Milliarden Euro weitaus höher als ursprünglich geplant. Rund 1,6 Milliarden Euro davon wurden im vergangenen Jahr verbucht.

Wie bei der Allianz

Auch der geplante Abbau von weltweit 9000 Stellen ist noch nicht abgeschlossen. Bis Ende 2009 hatte der Dax-Konzern 3126 Stellen gestrichen, für dieses Jahr sind 500 weitere fest vereinbart.

Schon für den Versicherungskonzern Allianz war die Dresdner jahrelang eine Last. Ex-McKinsey-Mann Martin Blessing hielt dies nicht ab, im Sommer 2008 seinen Lebenstraum von der Fusion zweier Großbanken zu verwirklichen und sich kurz nach seinem Aufstieg zum Commerzbank-Chef für die größte Übernahme im deutschen Finanzsektor seit sieben Jahren feiern zu lassen.

Ökonomen indes äußerten immer wieder Zweifel am Sinn des Deals: Zu ähnlich seien sich die beiden Banken. Aktionäre schimpften, statt Anschluss zum Branchenprimus Deutsche Bank zu finden, habe das Management die Commerzbank zum "Sanierungsfall" gemacht.

Dass die Commerzbank sich auch unabhängig von der Dresdner-Übernahme noch nicht von der Finanzkrise erholt hat - im Gegensatz zur Deutschen Bank, die wieder Milliardengewinne verbucht - wundert Bankenprofessor Hans-Peter Burghof nicht. "Die Commerzbank hat ja immer noch das gleiche Geschäftsportfolio. Das hat sich ja nicht verbessert, sondern immer noch verschlechtert."

Zwar trennte sich die Commerzbank im vergangenen Jahr von Randgeschäften und verringerte so ihre Bilanzsumme wie von der EU-Kommission gefordert auf unter 900 Milliarden Euro. Problemkinder wie die Immobilientochter Eurohypo blieben aber im Konzern und belasteten das Ergebnis.

Als künftige Last droht die Rückzahlung der Staatshilfe. Mit 18,2 Milliarden Euro stützte der Staat den wankenden Bankenriesen, das meiste davon als Stille Einlage. Spätestens ab 2012 will Deutschlands zweitgrößte Bank die Milliarden zurückzahlen. "Ich denke, dass die Commerzbank sich gut bis 2012 Zeit lässt, die Stille Einlage von 16 Milliarden Euro zurückzuzahlen", sagte Merck-Finck-Analyst Konrad Becker. Im Moment bekomme das Institut das Geld ja quasi geschenkt.

Die für Banken so wichtige Eigenkapitalquote konnte die Commerzbank im vergangenen Jahr dank des Staatsgeldes bei 10,5 Prozent halten. Die Zinsen für die Kapitalspritze, die Experten auf auf rund 1,5 Milliarden Euro jährlich schätzen, spart sich das Institut bislang. Diese werden nur fällig, wenn die Commerzbank AG - nicht der Konzern - einen Gewinn ausweist.

Doch inzwischen leiden immer neue Anlageklassen, wie Bankenprofessor Burghof erklärt. "Die Krise verhält sich wie ein Krake, sie taucht überall dort auf, wo man sie nicht erwartet." Die Commerzbank hatte im vierten Quartal 2009 zum Beispiel mit Bewertungsanpassungen bei durch Anleiheversicherer (Monoliner) versicherten Papieren zu kämpfen.

Gerade deshalb, so finden Experten, sollte sich die Commerzbank durchaus auch Zeit lassen mit der Rückzahlung der Staatshilfe: "Der Hauptgewinn für den Steuerzahler aus der Staatshilfe sind nicht so sehr die Zinsen, sondern dass eine der größten deutschen Banken nicht zusammenbricht", sagte Merck-Finck-Analyst Becker.

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