CIT geht in die Insolvenz:Banken-Pleite ohne Chaos

Die US-Regierung schickt CIT in die geordnete Insolvenz - ein Novum für Großbanken. Und obwohl es die richtige Konsequenz aus der Krise ist, bleibt das Risiko.

Martin Hesse

Das Beben bleibt aus. Der amerikanische Mittelstandsfinanzierer CIT ist pleite, es ist die größte Insolvenz einer Bank seit dem Kollaps von Lehman Brothers und der Sparkasse Washington Mutual vor gut einem Jahr. Der Fall CIT könnte noch einmal an das Chaos erinnern, das an den Finanzmärkten nach Lehman ausbrach. Doch im Herbst 2009 ist vieles anders, die Bewältigung der Finanzkrise geht in eine neue Phase.

CIT, dpa

CIT geht in die geordnete Insolvenz - doch ob die Rettung gelingt, ist noch ungewiss.

(Foto: Foto: dpa)

Bei CIT versucht die amerikanische Regierung erstmals, eine große Bank in die Insolvenz und auch wieder herauszuführen, ohne dass das Finanzsystem in Gefahr gerät. An den Börsen herrscht offenbar Zuversicht, dass dies gelingt. Gleichzeitig macht sich in London die britische Regierung unter dem Druck der EU-Kommission daran, ihre Großbanken zu zerschlagen. Beides sind Anzeichen, dass die Regierungen allmählich die richtigen Lehren aus der Krise ziehen. Doch sie stehen erst am Anfang eines langen Weges.

Der Zusammenbruch von CIT zeigt, dass die Probleme der Banken längst nicht ausgestanden sind. Die Milliardengewinne großer Investmentbanken wie Goldman Sachs, J.P. Morgan und Deutsche Bank haben übertüncht, wie brüchig das Fundament vieler Geldhäuser noch immer ist. In den USA gingen allein am vergangenen Wochenende neun Kreditinstitute unter. Insgesamt haben 115 die Krise nicht überlebt. Aber auch deutsche Banken wie die Commerzbank und die meisten Landesbanken schreiben weiter Verluste. Sie leiden darunter, dass mehr und mehr Firmenkredite ausfallen. Sie werden daher ihr Geld zusammenhalten und so den Aufschwung bremsen.

Weil Wirtschaft und Finanzsystem noch immer sehr anfällig sind, ist es nach wie vor höchst riskant, größere Banken wie CIT pleite gehen zu lassen. Doch anders als vor einem Jahr bei Lehman haben sich Regierung, Gläubiger und Kunden auf eine Insolvenz von CIT lange vorbereitet. Bereits mit der Eröffnung des Insolvenzverfahrens steht ein Plan, wie CIT finanziert und fortgeführt werden kann. Binnen zwei Monaten will der Konzern sich aus der Insolvenz befreien.

Doch selbst wenn die Rettung gelänge, was alles andere als gewiss ist, wäre dies kein Beweis dafür, dass man auch Großbanken ohne verheerende Schäden pleite gehen lassen kann. CIT ist kleiner als Lehman und längst nicht so stark mit anderen Finanzinstituten verwoben. Für den Umgang mit den größten Banken hat die Regierung in Washington nach wie vor kein Rezept. Im Gegenteil. Wie seine Vorgänger lässt Barack Obama zu, dass immer weniger Finanzkonzerne über immer größere Marktmacht verfügen.

Der britische Premier Gordon Brown geht unter dem Druck der Brüsseler Wettbewerbsbehörden einen anderen Weg. Das ist gut so. Er will die (teil)verstaatlichten Royal Bank of Scotland, Lloyds und Northern Rock aufspalten und so neue Wettbewerber schaffen. Die Kunden werden davon profitieren, auch macht sich der Staat weniger erpressbar. Doch der Spielraum ist begrenzt. Die Welt braucht weiterhin große Banken, nur sie können den enormen Finanzierungsbedarf globaler Konzerne decken. Die Schrumpfkur, welche die EU-Kommission europäischen Geldkonzernen verordnet, birgt daher auch eine Gefahr: Amerikanische oder chinesische Banken könnten Großgeschäfte übernehmen, die Europäer nicht mehr stemmen können.

Was muss noch geschehen? Die großen Industrie- und Schwellenländer, die G20, sollten sich auf einheitliche Wettbewerbsregeln für Banken einigen, um einen Größen-Wettlauf zu verhindern. Zweitens müssten Banken für riskante Geschäfte weit mehr Kapital vorhalten, auch das würde den Drang nach Größe bremsen. Drittens sollten riskante Finanzgeschäfte auf zentralen und regulierten Handelsplätzen stattfinden. So können Probleme früher erkannt und Flächenbrände vermieden werden. Würde all das umgesetzt, könnte die Finanzwelt Fälle wie CIT gelassener verfolgen.

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