Causa Sarrazin:Bundesbank wusste über Skandal-Interview Bescheid

Der Kommunikationschef der Bank hat das Interview Sarrazins offenbar vor Erscheinen gelesen - und protestiert. Aber erst, als der Druck nicht mehr aufzuhalten war.

Die Bundesbank war nach Informationen des Spiegel tiefer in die Entstehung des umstrittenen Interviews ihres Vorstandsmitglieds Sarrazin eingebunden, als sie bisher zugeben mochte.

Causa Sarrazin: Hatte die Bundesbank keine Einwände gegen das Interview von Thilo Sarrazin?

Hatte die Bundesbank keine Einwände gegen das Interview von Thilo Sarrazin?

(Foto: Foto: AP)

So erfolgte schon die Interview-Anfrage der Kulturzeitschrift Lettre International an Thilo Sarrazin über die Pressestelle der Bundesbank. Der Leiter der Kommunikationsabteilung habe nach eingehender Lektüre keine grundsätzlichen Bedenken gehabt, aber Änderungsvorschläge gemacht, die Sarrazin auch übernommen habe, schreibt das Magazin.

Anschließend übermittelte die Bank die genehmigte Fassung an Lettre. Wie bereits berichtet wurde, kannte Bundesbankchef Axel Weber den Text schon vor der Drucklegung. Der Spiegel schreibt jedoch nun, sein Pressechef habe protestiert - aber erst, als das Erscheinen des Interviews nicht mehr aufzuhalten war.

Die Bundesbank erklärte hierzu, "dass das Interview von Dr. Sarrazin in keinerlei Zusammenhang mit seinen Aufgaben bei der Bundesbank" stand und somit "auch nicht mit dem Vorstand der Bundesbank abgestimmt" war. Das Gespräch habe Sarrazin "selbstverantwortlich geführt" und anschließend auch selbst freigegeben - "trotz früher Warnungen, dass einige Formulierungen als Provokation aufgefasst werden könnten", sagte ein Sprecher.

Sarrazin hatte den türkischen und arabischen Einwanderern in Berlin vorgeworfen, sie seien "weder integrationswillig noch integrationsfähig". Sie hätten "keine produktive Funktion, außer für den Obst- und Gemüsehandel" und produzierten "ständig neue kleine Kopftuchmädchen".

In der vergangenen Woche hatte die Bundesbank beschlossen, dem Vorstandmitglied Sarrazin die Verantwortung für einen der drei ihm übertragenen Zuständigkeitsbereiche zu entziehen. Sein Machtverlust fiel damit nicht so stark aus wie erwartet.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: