Britischer Kronbesitz: Wertverfall:Die Queen spürt die Krise

Auch der britische Kronbesitz ist nicht gegen den Markteinbruch immun - der Wert der königlichen Immobilien sank zuletzt deutlich. Nun fordern die ersten Briten, die Royals sollten weniger ausgeben.

Andreas Oldag

Ian Grant ist ein freundlicher Herr mit grauen Haaren und Brille. Auch die Finanzkrise kann ihn nicht so schnell erschüttern. Was der Chef der königlichen Immobiliengesellschaft "The Crown Estate" allerdings jetzt verkündete, wird nicht nur die Queen enttäuscht haben.

Britischer Kronbesitz: Wertverfall: Die Queen auf Schloss Windsor: Das erste Mal seit 16 Jahren ist der Wert des britischen Kronbesitzes um mehr als eine Milliarde Pfund innerhalb eines Jahres gesunken.

Die Queen auf Schloss Windsor: Das erste Mal seit 16 Jahren ist der Wert des britischen Kronbesitzes um mehr als eine Milliarde Pfund innerhalb eines Jahres gesunken.

(Foto: Foto: AFP)

Der Gesamtwert der Immobilien sank innerhalb eines Jahres um mehr als eine Milliarde Pfund - von 7,33 Milliarden auf 6,01 Milliarden Pfund (etwa sieben Milliarden Euro).

Es ist die Folge der Finanz- und Kreditkrise, die tiefe Spuren am britischen Immobilienmarkt hinterlassen hat. Auch die königlichen Ländereien sind gegen den Markteinbruch nicht immun gewesen. Es ist das erste Mal seit 16 Jahren, dass der Kronbesitz einen solchen Verlust hinnehmen muss.

Nur auf dem Papier

Nun bedeutet dies allerdings nicht, dass die Royals in Armut darben. Erstens steht der Verlust nur auf dem Papier. Und wie jeder vernünftige Immobilienbesitzer, der nicht gezwungen ist, seinen Besitz sofort zu verkaufen, wird Crown-Estate-Chef Grant abwarten, bis sich der Markt bessert.

Zweitens sind die Ländereien nicht der Privatbesitz der Queen. Die Einnahmen aus Vermietung und Verpachtung gehen an den Staat. Der allerdings finanziert die königliche Familie aus seinen Steuereinnahmen. Diese Regelung gibt es seit 1760, als der damalige König George III. mit der Regierung eine entsprechende Vereinbarung traf.

Immerhin kann Immobilien-Chef Grant darauf verweisen, dass die laufenden Einnahmen aus dem "Crown Estate" im vergangenen Jahr um 6,1 Prozent auf 226,5 Millionen Pfund gestiegen sind.

Zu verdanken ist dies einer breiten Streuung des Besitzes. Zum "Crown Estate" gehören ausgedehnte Waldflächen, etwa 2000 Wohngebäude und 400 Gewerbeimmobilien, etwa in der berühmten Londoner Regent‘s Street. Hinzu kommen eine Goldmine in Wales, die berühmte Pferderennbahn Ascot und Küstengewässer.

Immobilienexperten warnen allerdings davor, dass die Einnahmen des Kronbesitzes keineswegs stabil sind. Das Problem: Am britischen Markt sinken derzeit vor allem auch die Gewerbemieten. Immer mehr Geschäfts- und Ladengebäude stehen leer. So musste beispielsweise das CD- und Musik-Kaufhaus Zavvi, das bis vor kurzem Mieter in einem "Crown-Estate"-Gebäude am Londoner Piccadilly Circus war, seine Pforten schließen.

Geheime Kosten für den Polizeischutz

Es ist kein Zufall, dass auf der Insel nun auch eine Debatte über die hohen Kosten für den Unterhalt der Königsfamilie entbrannt ist. Die Ausgaben der Monarchie stiegen im vergangenen Jahr um 1,5 Millionen auf 41,5 Millionen Pfund. Auf den einzelnen Untertanen umgerechnet, erscheinen die Kosten für Queen Elizabeth II. und ihre Familie mit nur 69 Pence zwar recht preiswert.

Allerdings enthalten die 41,5 Millionen Pfund nicht die geheimen Kosten für den Polizeischutz der Königsfamilie oder für die Armee-Zeremonien, die bei königlichen Anlässen abgehalten werden. Experten schätzen, dass der britische Staat hierfür etwa 100 Millionen Pfund pro Jahr aufwenden muss.

Sogar der konservative und ansonsten königstreue Daily Telegraph empörte sich darüber, dass sich beispielsweise Prinz Andrew im vergangenen Jahr eine Reise zu einem Wirtschaftsgipfel in Ägypten mit 50000 Pfund vom Steuerzahler finanzieren ließ. Es wäre einmal interessant zu erfahren, von welchem "intellektuellen Kaliber" diese Veranstaltung gewesen ist, die eine Anwesenheit des Prinzen erforderte, mokierte sich das Blatt.

Außerdem fallen Kosten für Haushaltsführung und das Personal im Buckingham Palast an. Für diesen Block stehen Königin Elizabeth II aus einem bestimmten Topf 7,9 Millionen Pfund an Steuergeldern jährlich zu. Alle Ausgaben werden durch das Parlament genehmigt. Schließlich ist das Vereinigte Königreich eine konstitutionelle Monarchie.

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