Britische Volksaktie:Bank zu verschenken

Privatisierung einmal anders: Der britische Vizepremier Nick Clegg möchte Aktien der in der Krise verstaatlichten Banken an das Volk verschenken - und somit 46 Millionen Bürger für die Bankenrettung entschädigen.

In der Krise mussten die Briten ihre Banken retten, jetzt sollen sie dafür finanziell entschädigt werden. Wenn es nach dem britischen Vizepremier und Liberalen-Chef Nick Clegg geht, soll jeder Brite Aktionär werden - und zwar von den teilverstaatlichten Banken Royal Bank of Scotland (RBS) und Lloyds. Cleggs Plan ist ungewöhnlich: Er will die Aktien der beiden Geldhäuser kostenlos an das Volk verteilen.

Bank RBS mit 24 Milliarden Pfund Verlust

Bank für die Bürger: Der britische Vizepremier Nick Clegg möcht die teilverstaatlichte Royal Bank of Scotland (RBS) privatisieren - indem er Aktien der Bank an das Volk verschenkt. 

(Foto: dpa)

In einem Interview mit der Financial Times machte Clegg den Vorschlag, die 46 Millionen Steuerzahler auf diesem Weg zu entschädigen.

66 Milliarden Pfund (74 Milliarden Euro) kostete den Staat die Rettung der beiden Banken, die während der Finanzkrise im Herbst 2008 ins Wanken geraten waren. Heute hält der Staat rund 80 Prozent der Anteile an der RBS, an Lloyds ist er zu 40 Prozent beteiligt.

"Psychologisch ist es enorm wichtig, dass die britische Öffentlichkeit fühlt, nicht übersehen und ignoriert worden zu sein", so Clegg. Nach seinem Plan würden jedem Briten über 16 Jahren Aktien zustehen - das wären mehr als 1000 Aktien pro Bank pro Kopf - momentan sind die Anteilsscheine der beiden Institute nur noch wenige Pence wert. Aussteigen will die Regierung auch bei der ebenfalls verstaatlichten Bank Northern Rock - allerdings könnte sich das nach Angaben von Schatzkanzler George Osborne noch Jahre lang hinziehen.

Cleggs Plan ist nicht als Wohltat gedacht - er soll vor allem dem Staat aus einem Dilemma helfen. Bei einem schnellen Verkauf der Anteile würde er nämlich draufzahlen: Seit der Verstaatlichung verlor die Aktie der RBS rund 27 Prozent an Wert, die Lloyds-Aktie fiel sogar um 38 Prozent.

Ein Ausweg aus dieser Klemme könnte die Volksaktie sein. Kassieren würde der Staat bei einem Weiterverkauf der kostenlosen Anteile: Wenn ein Bürger seine Aktie veräußert, könnte das Finanzministerium am Erlös beteiligt werden.

Für Clegg bietet sich vor allem die Chance, an Popularität bei den Wählern zu gewinnen. Ob sich sein Vorschlag umsetzen lässt, ist allerdings fraglich. Beispielsweise haben die meisten Briten nicht mal ein Aktien-Depot - und ein Gewinn wäre bei den Volksaktien auch nicht garantiert. Behalten dürften sie nämlich nur die Differenz zwischen Verkaufspreis und Einkaufspreis - für einen Gewinn müssten die Aktien also kräftig steigen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: