Bonusdebatte: Der Druck erhöht sich:"Zahlen, Zeitpläne, Zusagen"

In der Debatte um übertriebene Boni für Manager wollen sich London und Paris nicht mit vagen Absichtserklärungen abspeisen lassen. Vor dem G20-Gipfel fordern die Regierungschefs beider Länder konkrete Maßnahmen.

Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy und der britische Regierungschef Gordon Brown wollen auf dem G-20-Gipfel "konkrete" Entscheidungen zur Kontrolle der Finanzmärkte und zu Manager-Boni durchsetzen.

"Wir wollen alle beide keine Absichtserklärungen, sondern Zahlen, Zeitpläne, Zusagen", sagte Sarkozy.

Brown sagte, er sei überzeugt, dass es "genügend Gemeinsamkeiten" für eine Einigung gebe. "Die nächste Woche ist eine wichtige Woche für die Weltwirtschaft." Von dem G-20-Gipfel müsse die Botschaft ausgehen, dass "jedes Land in Zukunft Regeln befolgen muss, sonst ist das Bankensystem wieder dort, wo es vorher war, und das ist völlig inakzeptabel", fügte der britische Premier hinzu.

Sarkozy geht noch weiter als Brown

Sowohl Sarkozy als auch Brown fordern als Konsequenz aus der weltweiten Finanzkrise eine stärkere Kontrolle der Finanzmärkte, bei den Forderungen nach einer Beschränkung der Manager-Boni geht Sarkozy jedoch weiter als Brown. "Bei dem Paket stimmen wir in fast allem überein", sagte Sarkozy.

Deutlich vager drückte sich hingegen Bundeskanzlerin Angela Merkel aus, deren Finanzminister Peer Steinbrück sich in den vergangenen Wochen noch in markigen Worten gegen übertriebene Managervergütungen gewandt hatte. In einem Interview mit dem Hamburger Abendblatt sagte Merkel, Obergrenzen für Manager-Boni seien "eine Möglichkeit zur Begrenzung von Bonuszahlungen".

Telefonat mit Obama

Die beste Orientierungsgröße sei aber der nachhaltige und wirkliche Erfolg eines Unternehmens. Boni müssten an den langfristigen Erfolg von Unternehmen gekoppelt werden. Wenn ein Unternehmen Gewinn mache, dürfe nur ein bestimmter Anteil davon für Bonuszahlungen ausgegeben werden. "Aber wenn ein Unternehmen keinen Gewinn macht, darf es keine Bonuszahlungen geben."

Mit Blick auf den Weltfinanzgipfel in Pittsburgh stimmte sich Sarkozy am Dienstag zudem in einem 30-minütigen Telefonat mit US-Präsident Barack Obama ab, wie der Elysée-Palast in Paris mitteilte.

Die beiden Staatschefs hätten ihren Willen bekräftigt, die Beschlüsse des Londoner G-20-Gipfels im April vollständig umzusetzen, hieß es.

"Unkontrollierte Exzesse"

Am Montag hatte Obama anlässlich der Bankenpleite von Lehman Brothers vor einem Jahr die Finanzindustrie vor einer Rückkehr zu Manager-Gier und zur Jagd nach schnellen Profiten gewarnt. Die Zeit des "rücksichtslosen Verhaltens" und der "unkontrollierten Exzesse" an der Wall Street sei vorbei. Gemeinsam mit den G-20-Staaten strebe er eine schärfere Kontrolle der Finanzmärkte an.

Auf dem G-20-Gipfel in Pittsburgh Ende der kommenden Woche sollen die Staats- und Regierungschefs der G-20-Staaten über ein einheitliches Vorgehen bei der Verschärfung der Finanzmarktregulierung beraten.

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