Börsen: Fallende Kurse:Wende zum Schlechten

Trügerische Euphorie: Trotz vieler guter Nachrichten fallen die Aktienkurse - weil die Händler dem Optimismus der vergangenen Wochen nicht trauen.

Markus Zydra

An den internationalen Aktienmärkten hat sich die Stimmung weiter verschlechtert. Der deutsche Leitindex Dax büßte etwa Prozent ein. Innerhalb von zwei Handelstagen gab der Dax damit über 200 Punkte auf etwa 5200 Zähler ab. Seit einigen Wochen warnen Experten vor einem Rückschlag an den Finanzmärkten, die seit Mitte März weltweit zwischen 50 und 90 Prozent zugelegt haben.

Deutsche Börse, Dax, Foto: Reuters

Handelsraum der Deutschen Börse in Frankfurt am Main: An den Aktienmärkten hat sich die Stimmung verschlechtert.

(Foto: Foto: Reuters)

Nun scheint der Zeitpunkt der Preiskorrektur gekommen zu sein, denn auch in den Schwellenländern regiert das Minuszeichen. Der chinesische Shanghai Composite Index verlor am Montag 5,8 Prozent; das war der höchste Verlust seit November 2008. Auslöser des Wertverfalls waren auch diesmal ausländische Investoren, die ihr Kapital abzogen. Die chinesische Börse hat in diesem Jahr 90 Prozent zugelegt. Dennoch haben die weltweit größten Pensionsfonds immer noch kein Vertrauen in die Börsenrally gefasst, wie die Nachrichtenagentur Bloomberg in einer Umfrage ermittelte. Das riesige Kapital der Pensionskassen wäre ein weiterer Kurstreiber für die Finanzmärkte gewesen, wenn es in Aktien investiert würde.

Der Rückschlag am Montag kam inmitten positiver Nachrichten. Nach Deutschland und Frankreich hat auch Japan als dritte führende Wirtschaftsnation im zweiten Quartal wieder ein Wirtschaftswachstum gemeldet. Der Zuwachs gegenüber dem Vorquartal fiel mit 0,9 Prozent allerdings geringer aus als erwartet.

Auch deshalb gab es an der Tokioter Börse ein Minus von 3,1 Prozent. Japan hat nach Auffassung von Ökonomen das Schlimmste überstanden. "Der Wachstumsbericht der Regierung bestätigt, dass die Wirtschaft die Talsohle erreicht hat, aber es ist zu früh, um optimistisch zu sein", sagte Yasunari Ueno, Chefökonom bei Mizuho Securities. Diese Einschätzung zeigt exemplarisch, wie vorsichtig Ökonomen weltweit das plötzliche Ende der Rezession bewerten.

Skepsis bei Volkswagen

Die Analysten der amerikanischen Bank Morgan Stanley rechnen im dritten Quartal für die europäischen Unternehmen mit einem Ende der so genannten Gewinnrezession. Dieser Begriff drückt aus, dass die Profite der Konzerne in den vergangenen Monaten geschrumpft sind. Ab Herbst 2009 bis hinein in das Jahr 2010 sollen die durchschnittlichen Unternehmensgewinne in Europa um 20 Prozent wachsen, so die Experten. "Die Börsen haben ihren Tiefpunkt im März gesehen", lautet das klare Urteil von Morgan Stanley. Glaubt man der Einschätzung, dann würde der Dax nicht mehr unter 3600 Punkte fallen. Aber so optimistisch sind längst nicht alle.

Trotz deutlich steigender Absatzzahlen blickt Europas größter Autobauer Volkswagen beispielsweise skeptisch in die Zukunft. "Wir haben vielleicht die Talsohle erreicht, aber eine nachhaltige Erholung auf den Weltmärkten sehen wir noch nicht", sagte Konzernvertriebschef Detlef Wittig am Montag. An der Börse fiel die im Dax notierte VW-Aktie zu Wochenbeginn um mehr als sieben Prozent auf 176 Euro zurück. Börsianer erklärten das Minus mit Spekulationen im Zusammenhang mit dem Einstieg des Emirats Katar bei VW. Katar übernimmt von Porsche Optionen auf VW-Aktien. "Es gehen Gerüchte um, wonach Katar 130 Euro je VW-Aktie angesetzt hat", sagte ein Aktienhändler.

Monatelang notierten VW-Stammaktien über 200 Euro. Hintergrund war der nun gescheiterte Übernahmeplan von Porsche. Mancher Analyst sieht den wahren Wert der VW-Aktie weit unter 100 Euro. Stamm- und Vorzugsaktien des Autobauers haben binnen zwei Handelstagen in der Spitze mehr als 17MilliardenEuro an Börsenwert verloren. Dies entspricht fast der gesamten Marktkapitalisierung von BMW.

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