Börse:US-Notenbank senkt Leitzins überraschend auf 3,5 Prozent

Aus Sorge vor einer Rezession in den Vereinigten Staaten hat die US-Notenbank Fed den Leitzins um 75 Basispunkte auf 3,5 Prozent gesenkt.

Mit einem deutlichen Zinsschnitt von gleich 0,75 Prozentpunkten reagiert die US-Notenbank auf die wachsenden Konjunkturrisiken in der weltweit größten Volkswirtschaft.

Börse: Fed-Chef Ben Bernanke

Fed-Chef Ben Bernanke

(Foto: Foto: dpa)

Der Offenmarktausschuss der Federal Reserve beschloss am Dienstag, den Leitzins von 4,25 auf 3,5 Prozent zu senken. Mit einem Zinsschritt von mindestens 0,50 Punkten war allgemein für den 30. Januar gerechnet worden. Notenbankchef Ben Bernanke und seine Kollegen hatten die Märkte bereits zuvor mit deutlichen Warnungen vor konjunkturellen Risiken auf eine Zinssenkung eingestimmt.

Die US-Währungshüter begründeten den Schritt mit schwächeren Aussichten für die Wirtschaft und zunehmenden Wachstumsrisiken. Außerdem wiesen sie auf die hartnäckige Finanzmarktkrise hin. Die Marktkonditionen hätten sich weiter verschlechtert und die Kreditbedingungen für einige Haushalte und Unternehmen seien ungünstiger geworden. Neueste Daten wiesen zudem darauf hin, dass der Abschwung am Immobilienmarkt noch nicht ausgestanden sei. Außerdem schwäche sich die Lage am Arbeitsmarkt ab.

Damit senkte die Fed ihren Leitzins seit dem Sommer angesichts der sich zuspitzenden Krise auf dem Kredit- und Häusermarkt um insgesamt 1,75 Prozentpunkte.

Die Fed steht im Einklang mit dem Kurs von US-Präsident George W. Bush, der in der vorigen Woche ein riesiges Konjunkturpaket angekündigt hat, das bis zu 145 Milliarden Dollar ausmachen soll.

Die Europäische Zentralbank reagierte dagegen zunächst abwartend. EZB-Direktoriumsmitglied Jürgen Stark verwies am Morgen im Deutschlandfunk darauf, dass die Zentralbank "ein eindeutiges Mandat" habe: Sie "hat nach dem EG-Vertrag und nach ihren Statuten das Mandat, prioritär Preisstabilität zu gewährleisten, und augenblicklich haben wir es mit einer relativ hohen Inflationsrate von über drei Prozent zu tun". Die EZB werde diese genau beobachten "und entsprechend handeln".

Den Einbruch an den Aktienmärkten bezeichnete Stark als "Korrektur". Ende des Quartals werde man ein klares Bild von den Verlusten der Banken haben, sagte Stark: "Es mag zwar hart klingen, aber ich sage noch einmal: Diejenigen, die riskante Investitionen getätigt haben, müssen die Konsequenzen ihres Verhaltens dann auch tragen."

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