Börse:US-Daten drücken Dax kräftig ins Minus

Von mehr als 7300 auf weniger als 6600 Punkte - und das in nur wenigen Tagen. Die angespannte Lage in den Euro-Krisenländern und schwache Konjunkturdaten aus Amerika bescheren dem Dax einen Kurseinbruch. Die Anleger verkaufen ihre Aktien - und flüchten in zwei andere Anlageformen.

Der Deutsche Aktienindex (Dax) hat eine miserable Woche hinter sich, sechs Tage in Folge schloss er im Minus. Ein Trend, der sich am Mittwochnachmittag noch einmal massiv verschärfte. Der Index der 30 größten börsennotierten Unternehmen Deutschlands stürzte zeitweise um fast drei Prozent ab - auf weniger als 6600 Punkte. Vor einer Woche hatte der Dax noch bei mehr als 7300 Punkten gelegen.

Nach dem Schock vom Nachmittag erholte sich der deutsche Leitindex am Vorabend zwar wieder etwas und pendelte sich bei rund 6650 Punkten ein. Aber die Börsianer sind dennoch zunehmend unsicher.

Auslöser für den plötzlichen Absturz war die Veröffentlichung abermals schwacher US-Konjunkturdaten. Der Index für die Geschäftsaktivität im nicht verarbeitenden Gewerbe, also im Dietslteistungssektor, fiel auf 52,7 Punkte - und damit auf das niedrigste Niveau seit Januar 2010. Die Dienstleister machen rund 80 Prozent der US-Wirtschaft aus.

Zu den aktuellen Zahlen kommt die generell angespannte Lage in den Euro-Krisenländern. Die Renditen der italienischen Staatsanleihen mit zehnjähriger Laufzeit liegen ebenso wie die Spaniens inzwischen bei mehr als sechs Prozent - fast vier Prozentpunkte über dem Satz für deutsche Papiere. Bei einem Zinssatz von gut sieben Prozent erhielt Griechenland 2010 erstmals Finanzhilfen zur Abwendung einer Staatspleite. Inzwischen wurde bereits ein zweites Rettungspaket für die Griechen geschnürt.

Der Chef des weltgrößten Anleiheinvestors Pimco, Mohamed El-Erian, hält die bisherigen Euro-Rettungsbemühungen für unzureichend. "Sehr wahrscheinlich werden die Steuerzahler erneut gebeten werden zu helfen", sagte er dem Magazin Stern. Außer Griechenland würden womöglich auch Portugal und Irland zusätzliches Geld benötigen. Die Europäer müssten sich entscheiden, ob sie die angeschlagenen Euroländer so "wie Ostdeutschland" unterstützen wollten, sagte El-Erian. Bisher hätten sie sich vor der Entscheidung gedrückt, ob in der Eurozone jeder für jeden haften müsse.

Angesichts solcher Unwägbarkeiten geht die Meinung der Anleger über den Kursverlauf im Dax laut einer Umfrage weit auseinander. Das Lager der Investoren, die mit steigenden Kursen rechnen, gewann in der vergangenen Woche acht Prozentpunkte auf 44 Prozent. Das geht aus einer am Mittwoch veröffentlichten Erhebung von Deutscher Börse und Cognitrend hervor. Zugleich erhielten aber auch die Anleger Zulauf, die von fallenden Kursen ausgehen- ihr Anteil stieg um sechs Prozentpunkte auf 36 Prozent.

Die Nervosität an den Börsen zeigte sich aber nicht nur beim Dax. Auch die Wall Street in New York startete schwach. Der japanische Nikkei-Index hatte zuvor deutlich nachgegeben. Dagegen legte Gold, das als "Krisenwährung" gilt, erneut zu: Der Preis des Edelmetalls stieg am Nachmittag auf ein neues Rekordhoch von 1669,10 Dollar je Feinunze (etwa 31 Gramm).

Neben Gold findet auch der Schweizer Franken als vermeintlich "sicherer Hafen" immer mehr Zulauf. Darunter leidet die Schweizer Exportwirtschaft. Nach langem Abwarten kündigte die Schweizerische Nationalbank am Mittwoch Maßnahmen gegen den starken Franken (derzeit 0,92 Euro) an, die einer Zinssenkung auf ein Niveau nahe null gleichkommen. Die Schweizer Währung sei derzeit "massiv überbewertet", hieß es.

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