BFW-Präsident:"Wir brauchen klare Regeln"

BFW-Präsident: Andreas Ibel ist seit Mai 2014 Präsident des BFW Bundesverbandes Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen. Dessen Mitglieder stehen BFW-Angaben zufolge für etwa 50 Prozent des Neubaus in Deutschland.

Andreas Ibel ist seit Mai 2014 Präsident des BFW Bundesverbandes Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen. Dessen Mitglieder stehen BFW-Angaben zufolge für etwa 50 Prozent des Neubaus in Deutschland.

Wie die Immobilienbranche den Konflikt zwischen Grünflächen und Neubau lösen will, sagt Verbandspräsident Andreas Ibel.

Interview von Sabine Richter

Gegen Bauprojekte gibt es viel Widerstand, Naturschützer wollen nun Volksbefragungen durchsetzen. Andreas Ibel, Präsident des Bundesverbandes Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen (BFW), sieht diese Entwicklung kritisch. SZ: In den Städten könnten die Bürger bald über die Bebauung von Grünflächen abstimmen.

Was halten Sie davon? Andreas Ibel: Grundsätzlich ist Natur- und Grünflächenschutz sehr wichtig. Wir müssen uns aber fragen, was die langfristigen Folgen einer solchen Initiative sein werden. Nur in wenigen Ländern der Welt gehen die Städte achtsamer mit ihren Grünflächen und ihrer Natur um als in Deutschland. Wir müssen aufpassen, dass wir mit einer solchen Volksbefragung nicht notwendige Entwicklungen verbauen. Es ist immer das Risiko einer Volksbefragung, dass man differenzierte und ausgewogene Entwicklungen unterbindet.

Sind die Grenzen der Nachverdichtung nicht schon erreicht?

Nein, die Nachverdichtung findet bei uns größtenteils auf ehemals bebauten Grundstücken statt. Gerade im internationalen Vergleich haben wir eine ganz geringe Baudichte. Verdichtung führt dazu, dass Menschen kurze Wege haben, miteinander dort wohnen, wo sie gern wohnen, und auch arbeiten, wo auch die Infrastruktur vorhanden ist. Dichte bedeutet auch, dass Flächenressourcen geschont werden und dass das Land nicht zersiedelt wird. Und wenn wir Wohnen und Gewerbe in der Nähe zueinander und beieinander bauen, können wir beispielsweise viele Fahrten mit dem Auto in die Stadt sparen.

Warum ist die Wachstumsskepsis in vielen Städten gestiegen? Bauten verändern sichtbar das Umfeld, und die Immobilienwirtschaft ist die Branche, der man die Veränderungen zuschreibt. Ich verstehe die Bürger, die sich Sorgen darüber machen, was da entsteht und wie sich ihr Quartier verändert. Schließlich weiß ja vorher keiner von ihnen, was letzten Endes aus einer Projektentwicklung wird. Es gibt ja auch nicht nur gelungene Beispiele in der Architektur und Stadtplanung. Und generell sind die Menschen auch eher zufrieden, wenn alles bleibt, wie es ist.

Mangelt es an einer Kultur der direkten Demokratie?

Wir müssen stärker definieren, wer wann wie lange diskutieren sollte und bei welchen Vorhaben wir Bürgerbeteiligungen zulassen wollen. Viele außergewöhnliche Bauwerke wären nicht entstanden, wenn die Bürger einbezogen worden wären. Vor allem brauchen wir klare Regeln, wann eine Diskussion zu Ende ist. Bürgerbegehren gegen bereits bestehendes Baurecht sind sinnlos. Zudem lässt mancher Protest Wissen, Kreativität und Weitblick für Folgen, Chancen und Potenziale vermissen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: