Betrug beim Online-Banking:Ausgefischt

Für Bankkunden ist es ein Schock: Kriminelle spähen private Kontodaten aus und bedienen sich hemmungslos. Jahrelang sind die Zahlen von Phishing-Straftaten angestiegen - bis jetzt.

Die Abzocke hat ein Ende - zumindest vorerst. Denn nachdem die Zahlen von Betrugsfällen beim Online-Banking jahrelang rasant angstiegen, zeichnet sich nun eine Trendwende ab. Denn die Schutzmechanismen gegen die illegalen Abbuchungen wurden stetig verbessert und so ist die Zahl der Phishing-Fälle im ersten Halbjahr 2008 erstmals zurückgegangen - und zwar um 54 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, teilten der Telekommunikationsverband Bitkom und das Bundeskriminalamt (BKA) mit. Allerdings hatte die Zahl der Betrugsfälle beim Online-Banking im vergangenen Jahr mit 4100 Fällen einen neuen Rekord erreicht. Der Gesamtschaden betrug 19 Millionen Euro.

Betrug beim Online-Banking: Für Euphorie ist es noch zu früh - doch die Zahlen der Betrugsfälle beim Online-Banking sind im ersten Halbjahr 2008 deutlich zurückgegangen.

Für Euphorie ist es noch zu früh - doch die Zahlen der Betrugsfälle beim Online-Banking sind im ersten Halbjahr 2008 deutlich zurückgegangen.

(Foto: Foto: ddp)

Der prozentuale Rückgang ist also auch daher so deutlich, weil die Werte des Vorjahres so hoch waren. Für eine frühzeitige Euphorie ist es daher noch zu früh. Das BKA wies darauf hin, dass sich Kriminelle schnell auf neue Schutzverfahren einstellen könnten. "Die Szene schläft nicht", sagte BKA-Präsident Jörg Ziercke.

Gefahr durch Trojaner

Über das sogenannte Phishing gelangen Kriminelle seit Jahren an Kontodaten von Privat- und Geschäftsleuten. Zunächst wurden Internetnutzer vor allem mit massenhaft verschickten E-Mails auf gefälschte Websites gelockt, wo dann ihre Passwörter ausgespäht wurden. Inzwischen werden die Zugangsdaten in erster Linie mittels sogenannter Trojaner verdeckt "abgefischt". "Wir schätzen dass 95 bis 98 Prozent aller Phishing-Fälle auf Schadsoftware zurückzuführen ist", sagte Ziercke.

Nun hoffen die Experten jedoch, dass sich im Kampf gegen die Online-Räuber das Blatt zu ihren Gunsten dreht. "Die Daten des ersten Halbjahrs lassen erwarten, dass die Opferzahlen deutlich sinken", erklärte Bitkom-Präsidiumsmitglied Dieter Kempf.

Auch die durchschnittliche Schadenshöhe pro Fall sei gesunken. Zwar nur leicht, von 3700 auf 3200 Euro gesunken, aber immerhin. "Im Wettrüsten mit den Kriminellen stehen Verbraucher, Banken und die IT-Branche wieder etwas günstiger da", sagte Kempf. "Es trägt offenbar Früchte, dass die Wirtschaft immer bessere Sicherheitsmaßnahmen anbietet und die Nutzer umfassend informiert."

Gesetz gegen Phishing

Ziercke und Kempf führten die positive Entwicklung im ersten Halbjahr vor allem auf die Einführung von indizierten Transaktionsnummern durch die Sparkassen und Genossenschaftsbanken zurück. Bei diesem Verfahren bestätigt der Kunde seinen Auftrag nicht mehr mit einer beliebigen Nummer aus einer Liste, sondern wird von der Bank aufgefordert, eine bestimmte, durch eine Positionsnummer gekennzeichnete TAN einzugeben. "Dies hat nach unserer Bewertung in Deutschland zu einem bemerkenswerten Rückgang der Fallzahlen geführt", sagte Ziercke.

Doch auch die neuen Sicherheitsverfahren würden mit neuer Software von Kriminellen unterlaufen. Daher fordert der Verband Bitkom weitere gesetzliche Maßnahmen, die Phishing unterbinden sollen.

Bisher sei der Kontodaten-Klau nicht eindeutig verboten, erklärte der Verband. Die Polizei könne meist erst aktiv werden, wenn Kriminelle bereits auf ein Konto zugegriffen hätten. Man müsse aber schon vorher ansetzen, forderte Kempf. "Schon der Versuch muss hart bestraft werden. Wir brauchen dringend ein belastbares Gesetz gegen Phishing."

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