Berghütte:"Kompromisse suchen"

Berghütte: Daniel Sterner, Jahrgang 1957, ist Bauingenieur, Fachübungsleiter Bergsteigen und erster Vorsitzender der Frankfurter Sektion des Deutschen Alpenvereins (DAV).

Daniel Sterner, Jahrgang 1957, ist Bauingenieur, Fachübungsleiter Bergsteigen und erster Vorsitzender der Frankfurter Sektion des Deutschen Alpenvereins (DAV).

(Foto: oh)

Das Gepatschhaus im Kaunertal steht unter Denkmalschutz. Daniel Sterner vom Deutschen Alpenverein erklärt, warum schon neue Fenster eine Herausforderung sind.

Interview von Jochen Bettzieche

Die Sektion Frankfurt am Main des Deutschen Alpenvereins betreut die älteste Alpenvereinshütte, das Gepatschhaus im Kaunertal. Ihr Vorsitzender Daniel Sterner erklärt, was Denkmalschutzauflagen mitbringen.

SZ: Herr Sterner, welche Folgen hat es, wenn eine Hütte unter Denkmalschutz steht?

Daniel Sterner: Der Vorteil ist, dass wir höherwertiges Material verbauen, um das Objekt zu erhalten. Langfristig ist das eine gute Investition. Andererseits sind wir leider nicht mehr alleiniger Herr im Haus.

Das bedeutet?

Selbst beim Brandschutz haben die Denkmalschützer ein gewichtiges Wort mitzureden. Um eine Stahltreppe an der Außenseite zu vermeiden, musste im zweiten Obergeschoss ein Wanddurchbruch geschaffen werden, bei dem wir zwar ein Zimmer verloren, aber dafür zwei dringend benötigte Toiletten schaffen konnten. Wichtig ist, dass man die Denkmalschützer frühzeitig in Projekte mit einbindet. Dann kann man gemeinsam einen Kompromiss suchen.

Haben Sie dem Beschluss, das Haus zu schützen, widersprochen?

Ja, zwei Mal, aber ohne Erfolg. Die Behörde hatte sich bereits entschieden. Unser Ziel war es, schon stark veränderte Teilbereiche der Hütte, wie Küche, Waschräume und Pächterwohnung, auszuklammern.

Immerhin wurden Abriss und Neubau des Anbaus genehmigt.

Unter der Voraussetzung, dass die alte Innen-Holzvertäfelung wiederverwendet wird, hat man uns das zugestanden, da das die einzige Erweiterungsmöglichkeit darstellt. Tatsächlich ist dies aber Zukunftsmusik, wir haben akut mit den alten Fenstern mehr Probleme.

Inwiefern?

Viele der alten Fenster sind verzogen und klemmen, die Beschläge sind teilweise defekt. Wenn unsere Gäste dann versuchen, sie mit Gewalt zu öffnen, gehen sie schon Mal kaputt oder die Scheiben springen. Die Denkmalschützer haben hier eine feste Innenverglasung vorgeschlagen, um die alten Fensterscheiben zu erhalten. Die Fenster müssen sich aber öffnen lassen, gerade in den Schlafräumen. Wir planen, hier eigens ein Musterfenster bauen zu lassen, das optisch mit den Bestandsfenstern identisch ist, aber die bisher fehlende Dreh- und Kipp-Funktion hat.

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