Beleuchtung:Licht und Schatten

Beleuchtung: Moderne Leuchtmittel lassen sich oft auch in den herkömmlichen Glühbirnen-Sockel schrauben.

Moderne Leuchtmittel lassen sich oft auch in den herkömmlichen Glühbirnen-Sockel schrauben.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Neue, ferngesteuerte Lichtsysteme sind mehr als Spielerei. Sie können das Leben erleichtern.

Von Felicitas Witte

Kaltblaues Licht zum Wachwerden, warmgelbes beim Abendessen, rosafarbenes beim Sex oder helles zum Lesen - mit modernen Beleuchtungssystemen kann man sich sein eigenes Licht maßschneidern. Dabei muss man nicht unbedingt viel Geld ausgeben. "Das einfachste und schnellste ist: Die bisherigen Glühbirnen durch smarte ersetzen", sagt Günther Ohland, Mitgründer des Verbandes Smart Home Initiative Deutschland. Mit "smart" meint Ohland Glühbirnen, die sich per Funk steuern lassen - entweder mit frei platzierbaren Schaltern, per App am Mobiltelefon oder über Sprachbefehle. Einige der smarten Leuchtmittel haben das gleiche E27-Gewinde wie klassische Birnen und lassen sich so in alte Lampenfassungen einschrauben.

Es gibt drei unterschiedliche Arten von smarten Leuchtmitteln: "Zigbee"-Glühbirnen sind per Funk mit einer Basisstation verbunden, die an den normalen Internet-Router angeschlossen ist; sie haben eine hohe Reichweite, und es lassen sich viele Birnen mit einer App steuern. Glühbirnen mit Bluetooth werden dagegen direkt von Mobiltelefon oder Tablet aus angewählt und brauchen keine Basisstation. Telefon oder Tablet müssen aber in Funkreichweite sein, oft maximal zehn Meter, und man kann nicht so viele Birnen auf einmal regulieren wie bei Zigbee. Wlan-Leuchtmittel melden sich direkt ohne Basisstation am Router an. Sie verbrauchen mehr Energie als Bluetooth- oder Zigbee-Birnen, und es gibt nicht so viele unterschiedliche Modelle. "Für diejenigen, die eine smarte Lichtanlage erst einmal ausprobieren wollen, ist ein Set mit zwei bis drei smarten Designer-Leuchten eine gute Lösung", sagt Werner Memmel, Lichtdesigner und Geschäftsführer von wml Lichtplanung in Taufkirchen.

Hat man Gefallen gefunden, lässt sich das smarte Lichtsystem erweitern, zum Beispiel mit personalisierten Voreinstellungen. Schaltet man zum Beispiel per Smartphone auf das Programm "Frühstück", gehen Esstisch-Lampe und Stehlampe in der Ecke in hellem Licht an, beim Programm "Abendessen" in gedimmtem. Lange Zeit galt Philips mit seinem "Hue"-System als der Anbieter für smarte Lichtsysteme. Inzwischen gibt es auch günstigere wie Lightify von Osram oder Tradfri von Ikea. Das Philips Hue Einsteiger-Set mit drei smarten Glühbirnen und Basisstation kostet circa 150 Euro. Vorteil ist, dass es über den ZigBee-Funkstandard mit herstellerfremden Produkten koppelbar ist - vom Wecker über das Heizungsthermostat bis zu Überwachungskameras. Philips Hue lässt sich zudem per Sprachcomputer steuern - etwa mit Echo von Amazon, mit dem Google-Assistant oder mit Apples Siri. Lichtdesigner Memmel ist jedoch skeptisch: "Ich hätte Sorge, dass das Licht an- oder ausgeht, wenn man im Gespräch zufällig über Licht spricht", sagt er. "Wenn ich die Hände nicht frei habe und Licht brauche, baue ich mir lieber einen Bewegungsmelder ein." Ohland sieht noch eine andere Gefahr: die Datensicherheit. "Lasse ich Echo nachts öfter Mal das Licht anmachen, weil ich aufs Klo muss, könnte Amazon daraus schließen, dass ich eine schwache Blase habe und mir Werbung für blasenstärkende Medikamente schicken."

Die Digitalisierung ist in den meisten Krankenhäusern noch nicht angekommen

Gereon Fink, Chef-Neurologe an der Uniklinik Köln, hält das sprachgesteuerte Licht aber für eine gute Option für seine Patienten. "Für Menschen mit Lähmungen nach einem Schlaganfall, bei amyotropher Lateralsklerose oder multipler Sklerose wäre das super", sagt er. "Die Betroffenen liegen im Bett, haben nicht die Kraft, die Klingel zu drücken und müssen hilflos warten, bis die Pfleger kommen. Die Sprachsteuerung könnte ihre Lebensqualität enorm erhöhen." Leider sei aber die Digitalisierung in den meisten Krankenhäusern noch nicht angekommen. "Wir sind schon froh, wenn das Internet funktioniert", sagt Fink.

So nett die Idee klingt, sein Licht per Handy an- und auszuschalten: Die meisten würden nach der ersten Euphorie die Lust daran verlieren, erzählt Ohland. "Ich finde es ziemlich unsmart, in einen Raum zu gehen, mein Handy zu suchen, die Licht-App zu starten und das Licht anzuschalten", sagt er. "Es geht nichts über einen klassischen Schalter." Der funktioniert über Funk und lässt sich per Magnet dorthin pappen, wo man will: Klassisch an die Wand, an den Fernsehsessel oder am Kühlschrank.

Es gibt noch andere Möglichkeiten, drahtlose Lichtsysteme einzurichten. Preiswerter als die smarte Glühbirne ist zum Beispiel, ein Relais zwischen Steckdose und seine herkömmlichen Lampen zu schalten, das man per Fernbedienung an- und ausschalten und dimmen kann. "Das ist ideal für diejenigen, die kaum Geld ausgeben wollen", sagt Memmel. "Mit 20 Euro für das Relais und zehn Euro für die Fernbedienung kann man sein Licht schon drahtlos steuern."

Die Luxusvariante sind dann individuell maßgeschneiderte Lichtkonzepte. Hier kombiniert Memmel smarte Designerleuchten, LED-Lichtbänder und in Möbel, Decke und Boden installierte Spotlights mit herkömmlichen Lampen.

Alles lässt sich per Pad oder Mobiltelefon steuern. Aber was passiert, wenn mal das Wlan ausfällt? Dann kann man die Glühbirnen nicht mehr fernsteuern, sie funktionieren aber noch, leuchten nur ganz normal weiß wie jede andere klassische Glühbirne.

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