Beispiellose Geste vor Afrika-Forum:Wieczorek-Zeul: Wolfowitz in Berlin nicht willkommen

Die Bundesregierung hat den Druck auf Weltbank-Präsident Paul Wolfowitz massiv verstärkt. Unmittelbar vor dem Afrika-Forum der Weltbank in Berlin erklärte Minsterin Wieczorek-Zeul, sie rate ihm von einem Berlin-Besuch ab.

Die Bundesregierung hat den Druck auf Weltbank-Präsident Paul Wolfowitz unmittelbar vor einer entscheidenden Sitzung über dessen politische Zukunft massiv verstärkt.

Entwicklungshilfeministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul forderte Wolfowitz am Mittwoch erneut zum Rücktritt auf. In einer beispiellosen Geste ließ sie zudem erkennen, dass der angeschlagene Weltbank-Chef bei einem Forum der Weltbank für Afrika am Montag in Berlin nicht willkommen sei: "Ich würde es ihm nicht raten, wenn er noch im Amt ist", sagte die SPD-Politikerin mit Blick auf seine mögliche Teilnahme.

"Der Bank einen großen Dienst erweisen"

"Er würde der Bank und sich selbst einen großen Dienst erweisen, wenn er zurücktritt. Das wäre für alle Beteiligten das Beste", sagte Wieczorek-Zeul.

Das 24-köpfige Direktorium der Weltbank sollte noch am Mittwoch über den Verbleib von Wolfowitz im Amt entscheiden. Er steht seit Wochen wegen Günstlingswirtschaft massiv unter Beschuss.

Ihm wird vorgeworfen, seine Lebensgefährtin Shaha Riza auf einen erheblich höher dotierten Posten in der Weltbank befördert zu haben. Bereits am Montag hatte eine Ausschuss der Bank bestätigt, dass Wolfowitz dabei gegen interne Regeln verstieß.

Der Weltbank-Chef lehnt einen Rücktritt bisher ab und erhält dabei Rückendeckung aus dem Weißen Haus. Nach Veröffentlichung des Ausschussberichtes, den er als unausgewogen und fehlerhaft bezeichnete, verlangte er vom Direktorium eine faire Lösung. Das Ansehen der Weltbank hänge davon ab.

Streit überschattet internationale Treffen

Die europäischen Staaten hatten sich für einen Rücktritt von Wolfowitz ausgesprochen, da sie um die Glaubwürdigkeit der Weltbank fürchten. Von den sieben führenden Industrieländern (G-7) unterstützen zuletzt offenbar neben den USA nur noch Japan Wolfowitz.

Den Verhandlungen im Direktorium wolle sie nicht vorgreifen, sagte Wieczorek-Zeul. Zunächst gelte es, die Beratungen des Direktoriums abzuwarten. Der Streit um die Zukunft des Politikers überschattet auch die internationalen Zusammenkünfte im Kreis der führenden Industrieländer, in dem Deutschland dieses Jahr die Präsidentschaft hat.

So wird Wolfowitz beim Treffen der G-8-Finanzminister am Wochenende in Potsdam erwartet. Am Montag beginnt in Berlin das Weltbankforum zu Afrika, auf dem über die Entwicklung des von Armut hart betroffenen Kontinents beraten werden soll.

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