Bayerns Immobilienmarkt:Transparenz mit weißen Flecken

In Landshut werden die Daten aller Kaufverträge im Freistaat gesammelt. Doch die Arbeit wird behindert.

Von Marianne Körber

Was am deutschen Immobilienmarkt geschieht und welche Werte hier weitergegeben werden, interessiert viele, auch den Gesetzgeber und das Finanzamt. Für die offizielle Bewertung von Häusern, Wohnungen und Grundstücken sind unabhängige Gutachterausschüsse zuständig, in denen Sachverständige sitzen und die von den Notaren Daten über alle abgeschlossenen Immobilienkaufverträge erhalten. Diese Daten sind zum Beispiel Grundlage von Verkehrswertgutachten oder Beleihungswertgutachten der Banken und spielen daher eine große Rolle. Kein Wunder also, dass der Gesetzgeber die Informationen möglichst geordnet und überregional erhalten möchte. Deshalb forderte er vor einigen Jahren die Gründung von "Oberen Gutachterausschüssen", also von Institutionen, die die Daten von den örtlichen Ausschüssen sammeln, registrieren und auswerten. Anlass dafür war das Erbschaftsteuerreformgesetz 2009 und die Frage, was da eigentlich genau bewertet werden müsse - man brauchte dafür flächendeckende Bodenrichtwerte.

Die Kommunen kamen den Wünschen der Finanzverwaltung nach, auch Bayern. Im Herbst 2015 wurde bei der Regierung von Niederbayern in Landshut ein oberer Gutachterausschuss eingeführt, ein halbes Jahr später lag bereits der erste amtliche Immobilienmarktbericht Bayern vor. Darin flossen die Informationen der 96 örtlichen Gutachterausschüsse ein, von denen jeder bisher "ein Eigenleben führte", wie es beim LVS Bayern heißt, dem "Landesverband öffentlich bestellter und vereidigter sowie qualifizierter Sachverständiger". Auf seinem 9. Immobilientag in München gab Maximilian Karl, Leiter des oberen Gutachterausschusses Bayern, kurz OGA genannt, einen "Werkstattbericht" ab. Hinter ihm liegt demnach ein großer Kraftakt, vor ihm viel Arbeit.

Das Ziel ist es, Grundstückstransaktionen zusammenzuführen und den Immobilienmarkt transparenter machen, was auch ein Anliegen der Investoren ist. Das wurde erreicht, sagt OGA-Chef Karl, wenn auch mit Abstrichen. Denn für die meisten Ausschüsse sei der geforderte Datenabruf schwer zu bewältigen, es sei einfach zu wenig Personal da, um alle Kaufverträge rechtzeitig zu erfassen und auszuwerten. Deshalb gebe es im ersten Immobilienmarktbericht noch weiße Flecke - aus einigen Gemeinden seien zu wenig Daten geliefert worden, Schweinfurt etwa habe überhaupt keine übermittelt. Was Karl nicht mit einem dortigen Revoluzzertum begründet, sondern eben mit der Arbeitsüberlastung. Zwingen kann der OGA die Gemeinden übrigens zu nichts, nur anmahnen, denn er hat keine Rechts- oder Fachaufsicht. Deshalb werde die Verpflichtung zur Datenübermittlung gegebenenfalls über die Bezirksregierungen veranlasst. Und wie steht es nun um den Datenbestand? Karl: "Um die 70 Prozent der Daten haben wir."

Auf die Frage, wie viel Fachkräfte fehlen, um die Vorgaben des Gesetzgebers zu erfüllen, antwortet der OGA-Chef so: "Ein Gutachterausschuss mit einem Volumen zwischen 2000 und 3000 Kaufdaten pro Jahr braucht drei bis vier Arbeitskräfte", und das sei oftmals nicht gegeben. Es genüge ja auch nicht, irgendwelches Personal zu engagieren, vielmehr seien Fachkräfte nötig, die sich zudem regelmäßig weiterbilden müssten.

Über Ziele und Arbeit der Ausschüsse gibt es Informationen auf der neuen Webseite www.gutachterausschuesse-bayern.de.

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