BayernLB und Ecclestone:Formel-1-Affäre kommt vor Gericht

Der frühere BayernLB-Vorstand Gerhard Gribkowsky soll wegen Untreue angeklagt werden - wahrscheinlich noch im Juli. Auch Formel-1-Chef Bernie Ecclestone droht der Prozess: wegen Beihilfe zur Untreue. Die Staatsanwaltschaft scheint die ominösen Millionenzahlungen an Ecclestone rund um den Verkauf der Formel-1-Anteile der BayernLB mittlerweile aufgeklärt zu haben.

Hans Leyendecker, Klaus Ott und Nicolas Richter

In der Affäre um die Formel 1 und Bayerns Landesbank steht die Münchner Staatsanwaltschaft kurz vor dem Abschluss der Ermittlungen. Der ehemalige BayernLB-Vorstand Gerhard Gribkowsky, der in Untersuchungshaft sitzt, soll im Sommer angeklagt werden, wahrscheinlich noch im Juli. Die Strafverfolger wollen ihm Untreue und Steuerhinterziehung vorwerfen und eventuell Bestechlichkeit. Angeklagt werden könnte auch Formel-1-Chef Bernie Ecclestone - wegen Beihilfe zur Untreue.

Bernie Ecclestone

Formel-1-Chef Bernie Ecclestone.

(Foto: dpa)

Die Alternative wäre ein Strafbefehl gegen Ecclestone. Der Formel-1-Chef müsste dann eine Geldstrafe zahlen, aber nicht vor Gericht erscheinen. Eine Haft bliebe ihm erspart. Die Staatsanwaltschaft hat noch nicht entschieden, wie sie gegen Ecclestone vorgeht. Die Höhe des mutmaßlich bei Bayerns Landesbank veruntreuten Betrags, mehr als 40 Millionen Dollar, würde dafür sprechen, den Briten vor Gericht zu stellen.

Einem Prozess könnte er nach Ansicht von Verfahrensbeteiligten dadurch entgehen, dass er mit den Strafverfolgern kooperiert. Er müsste zum Beispiel Unterlagen aushändigen oder als eine Art Kronzeuge gegen Gribkowsky aussagen. Womöglich wird Ecclestone zu einer zweiten Vernehmung nach München kommen, die erste war am 6. April.

Auch ohne Ecclestones Hilfe scheint der Fall allerdings im Kern aufgeklärt zu sein. 2006 verkaufte die staatseigene BayernLB ihre Formel-1-Anteile an den Investor CVC Capital Partners. Ecclestone hatte angeblich das Geschäft vermittelt und erhielt dafür von der Landesbank eine Art Provision in Höhe von gut 40 Millionen Dollar. Gribkowsky, Vorstandsmitglied der Staatsbank und dort für die Formel 1 zuständig, erhielt anschließend heimlich ein "Beraterhonorar" in ähnlicher Höhe. Die Firmen aus Mauritius und der Karibik, die dieses Geld überwiesen, werden Ecclestone zugerechnet.

Die Ermittler sind nunmehr überzeugt, dass dies ein Geldkreislauf war: aus den Kassen der Landesbank in die Taschen ihres Managers Gribkowsky. Der hatte vom Verkauf der Formel 1 offenbar selbst profitieren wollen. Die Bank weigerte sich aber, ihm ein Erfolgshonorar zu gewähren. Daraufhin soll er sich mit Ecclestone auf folgendes Modell geeinigt haben: Die BayernLB zahlt eine Provision an den Briten, der das Geld an Gribkowsky weiterleitet. Gribkowsky hätte demnach Vermögen seines Arbeitgebers veruntreut, und Ecclestone hätte dabei geholfen. Ecclestone soll sich darauf eingelassen haben, weil der Verkauf der Formel 1 an CVC in seinem Interesse lag. Mit der BayernLB hatte er sich zähe Machtkämpfe geliefert, CVC hingegen würde ihn, so hoffte er, als Manager gewähren lassen. Im Umfeld von CVC heißt es, die Investorengruppe stehe zwar prinzipiell zu Ecclestone, mache sich aber große Sorgen um ihr Image. Unklar ist, welche Folgen ein möglicher Strafprozess gegen Ecclestone für das Management der Rennserie hätte. Ein Gerichtsverfahren käme für ihn zur Unzeit, da gerade schwierige Verhandlungen mit den Autokonzernen über die künftige Verteilung der Formel-1-Erlöse anstehen.

Die Anwälte von Ecclestone und Gribkowsky äußern sich ebenso wie die Staatsanwaltschaft derzeit nicht zu dem Fall. Gribkowsky hatte vor seiner Verhaftung Anfang 2011 erklärt, er habe legale Honorare erhalten. Seitdem schweigt er.

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