BayernLB:Ex-Vorstand Gribkowsky verhaftet

Die Münchner Staatsanwaltschaft hat den früheren BayernLB-Vorstand Gribkowsky verhaftet und der Bank eigene Ermittlungen untersagt. Es könnte Deutschlands größter Korruptionsfall werden.

Klaus Ott

Vor einer Woche erschien Gerhard Gribkowsky, früherer Risikovorstand von Bayerns Landesbank, bei der Münchner Staatsanwaltschaft. Er beichtete ein heimliches Millionen-Vermögen, das er in einer österreichischen Stiftung versteckt hatte und auf das die Süddeutsche Zeitung gestoßen war.

BayernLB-Untersuchungsausschusses

Der ehemalige BayernLB-Risikovorstand Gerhard Gribkowsky erhielt Besuch von der Justiz - und wurde festgenommen.

(Foto: dpa)

An diesem Mittwoch kam die Staatsanwaltschaft zu ihm nach Hause in den Münchner Vorort Grünwald, um ihn wegen "dringenden Tatverdachts" zu verhaften. Gribkowsky wird Veruntreuung von Vermögen der Landesbank, Bestechlichkeit und Steuerhinterziehung in Millionenhöhe vorgeworfen. In Ermittlerkreisen heißt es, daraus könnte Deutschlands spektakulärster und größter Korruptionsfall werden.

Am späten Nachmittag setzte die Staatsanwaltschaft nach und untersagte der Landesbank eigene Ermittlungen. Auch das Finanzministerium wurde darüber informiert. So soll sichergestellt werden, dass die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft nicht behindert werden.

Der 2008 bei der Landesbank gefeuerte Manager war wegen der ungeklärten Herkunft eines 50-Millionen-Dollar-Vermögens in das Visier der Staatsanwaltschaft geraten. Das Geld stamme nach ersten Ermittlungen aus einem Geschäft mit Anteilen an der Formel 1, teilte die Behörde mit. Aus der Politik war die BayernLB seither mehrfach zu eigenen Untersuchungen gedrängt worden.

50 Millionen Dollar soll Gribkowsky 2006 und 2007 in mehreren Tranchen insgeheim aus der Karibik und aus Mauritius kassiert und in die von ihm in Salzburg gegründete Privatstiftung "Sonnenschein" investiert haben, als er noch Vorstandsmitglied der Landesbank war. Das Geld kam nach Informationen der Süddeutschen Zeitung aus der Formel 1. Es wurde in Österreich als "Honorar aus einem Beratungsvertrag in Zusammenhang mit der Formel 1" deklariert.

50 Millionen Dollar - das ist die mit Abstand höchste Summe, die jemals ein deutscher Manager bei fragwürdigen, wenn nicht gar kriminellen Geschäften eingesteckt hat. Eine Woche lang hat die Staatsanwaltschaft, nachdem sie davon erfuhr, mit Hochdruck ermittelt und jetzt zugeschlagen.

Ungemütliche Zeiten

Gribkowsky könnte bestochen worden sein und die Landesbank um viele, viele Millionen Euro geschädigt haben, lautet der Verdacht. Der Finanz-Stratege war bei der BayernLB für deren Formel-1-Engagement zuständig gewesen, das der Staatsbank zufällig zugefallen war.

Der Münchner Medienhändler Leo Kirch hatte sich mit Milliarden-Krediten der Landesbank bei der Rennserie eingekauft und war dann pleite gegangen. Die BayernLB war plötzlich Mehrheitsinhaber der Formel 1 und versuchte, sie möglichst teuer zu verkaufen, um wieder zu ihrem Geld zu kommen. Das war Gribkowskys Job, der dabei Bernie Ecclestone kennenlernte.

Der britische Geschäftsmann Ecclestone hatte die Rennserie groß gemacht, sich dann aber mit den Autokonzernen überworfen. Er wurde von der Landesbank verklagt und drohte die Macht über die Formel 1 zu verlieren. Bis der neue Freund Gribkowsky plötzlich öffentlich erklärte, die Landesbank unterstütze Ecclestone. Anschließend verkaufte die BayernLB die Rennserie an den Finanzinvestor CVC, mit dessen Hilfe Ecclestone seine Macht zementierte. Das war Ende 2005. Nach Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft hat die BayernLB ihre Formel-1-Anteile verkauft, ohne dass zuvor deren Wert ermittelt worden war. Für dieses Entgegenkommen habe Gribkowsky, getarnt über zwei Beratervertäge, die 50 Millionen Dollar erhalten.

25 Millionen Euro in einer Tochterfirma

2006 floss das erste Geld aus der Formel 1 an Gribkowsky. Von der First Bridge Holding Limited auf Mauritius gingen 22,5 Millionen Dollar an eine Firma Gribkowskys in Österreich. Dort entstand jedoch Geldwäscheverdacht. Den konnte dann ein weiterer neuer Partner des Landesbank-Vorstands, der auf Stiftungen spezialisierte Anwalt Gerald Toifl, schließlich ausräumen. Daraufhin folgte die nächste Tranche, dieses Mal von den Jungfraueninseln in der Karibik.

Gribkowsky versteuerte die Dollar-Millionen in Österreich und legte rund 25 Millionen Euro in einer Tochterfirma seiner Privatstiftung ab. 25 Prozent soll der Steuersatz in Österreich betragen haben. Der deutsche Fiskus, der jetzt von der Münchner Staatsanwaltschaft eingeschaltet wurde, gelangte bei einer ersten Prüfung des Sachverhalts zum Ergebnis, es liege Verdacht auf Steuerhinterziehung vor.

Als deutscher Staatsbürger mit Wohnsitz und Job in Bayern hätte Gribkowsky die Dollar-Millionen eigentlich hier angeben und einen Spitzensteuersatz von mehr als 40 Prozent zahlen müssen, lautet das vorläufige Prüfergebnis. Der Unterschied macht mehrere Millionen Euro aus.

Fünf bis zehn Jahre Haft drohen

Gribkowsky stehen ungemütliche Zeiten bevor. Sollten sich die Vorwürfe bestätigen, dann müsse er mit einer Haftstrafe zwischen fünf und zehn Jahren rechnen, heißt es in Justizkreisen. Der Finanz-Manager dürfte wissen, was nun zu tun ist. Er hat von 1981 bis 1986 in Feiburg Jura studiert und seinen Doktor in diesem Fach gemacht.

Vergangene Woche hatte Gribkowsky der SZ erklärt, er werde öffentlich belegen, dass mit den Dollar-Millionen alles in Ordnung sei, wenn die Staatsanwaltschaft ihre Ermittlungen abgeschlossen habe. Jetzt muss er sich vom Gefängnis aus erst einmal den Behörden erklären.

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