Bausparkassen:Warten auf die Zinswende

Die Branche bangt um ihre Hauptzielgruppe - junge Familien. Deshalb stellt sie einige Forderungen an die Politik.

Die Niedrigzinsphase macht den Bausparkassen zu schaffen. Beim Bauspar-Neugeschäft sei 2017 das Vorjahresergebnis nach vorläufigen Zahlen nicht ganz erreicht worden, teilte der Verband Privater Bausparkassen mit. Die Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank wirke "wie eine Motivationsbremse für langfristig angelegtes Sparen". Die Landesbausparkassen (LBS) sehen die Zinssituation ebenfalls kritisch. So monierte die LBS Südwest, das Betriebsergebnis werde wegen der EZB "massiv belastet". Die ganze Branche ist unter Druck: Hoch verzinste Altverträge vermiesen gute Geschäfte, zumal die Kunden im Rahmen dieser Verträge keine Darlehen abrufen - weil der vor langer Zeit festgelegte Kreditzins für sie hoch und damit unattraktiv ist. Das hemmt den Geldkreislauf im Geschäftsmodell Bausparen, bei dem die Kunden zunächst Geld als Guthaben geben, dann aber einen Kredit aufnehmen sollen.

Die Banker hoffen auf die Zinswende. So rechnet Wüstenrot-Chef Bernd Hertweck für 2018 mit einem leichten Zinsanstieg am Finanzmarkt, der sich 2019 verstärken könnte. "Den Kunden wird bewusst, dass die Zinsen wieder steigen könnten", so Hertweck. Er gehe davon aus, dass 2018 mehr Kunden einen Bausparvertrag abschließen, um sich den aktuell noch niedrigen Darlehenszinssatz zu sichern.

Im neuen Geschäftsfeld Baufinanzierung läuft es besser, aber Sorgen gibt es auch hier

Während es beim Bauspar-Neugeschäft im abgelaufenen Jahr also mäßig aussah, verbuchte die Branche kräftiges Wachstum in einem für die Kassen neuen Geschäftszweig: der Baufinanzierung. Diese Kreditvergabe ist den Kassen erst seit zwei Jahren im großen Stil möglich, damals sprang der Gesetzgeber der angeschlagenen Branche bei und erweiterte ihr Geschäftsfeld. Und hier läuft es gut: Schwäbisch Hall übertraf eigene Erwartungen, die LBS Südwest sprach von einer deutlichen Steigerung. Wüstenrot berichtet für 2017 von einem Zuwachs im Baufinanzierungs-Neugeschäft in Höhe von etwa fünf Prozent. Doch auch hier gibt es Sorgen.

Denn durch den Bauboom erhöht sich zwar die Nachfrage nach Krediten. Aber: "Für uns ist das eher Fluch als Segen", sagt der Wüstenrot-Chef. Denn wegen der hohen Nachfrage sind Immobilien so teuer geworden, dass sie für junge Familien unbezahlbar sind. Die seien aber das Stammklientel der Bausparkassen. Hertweck appellierte an die Politik, auf der Kostenseite endlich für Entlastung zu sorgen. Zum Beispiel dadurch, dass Ersterwerber von Immobilien keine Grunderwerbsteuer zahlen müssten. "Die Hürden, um an dem Wohneigentumsboom teilzuhaben, sind viel zu hoch - man kommt gar nicht in den Genuss von eigenen vier Wänden, weil man das aufgrund der gestiegenen Kosten und Preise nicht schafft."

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