Bausparen:Nicht nur für das Eigenheim

Sicher und flexibel: Bausparverträge sind nicht nur bei künftigen Häuslebauern beliebt. Ein großer Vorteil des Bausparens: Zinssicherheit.

Jost Stein war immer ein fleißiger Schüler. In der Schule schrieb er gute Noten, und nebenbei arbeitete er noch: Unter der Woche mähte er den Rasen bei Verwandten, in den Ferien jobbte er in einem Modegeschäft.

Rotierendes "Nest für Singles" von Designer Luigi Colani in Oberleichtersbach, 2004.

Wer einmal so gemütlich in den eigenen vier Wänden wohnen will, sollte früh mit dem Bausparen beginnen.

(Foto: Foto: dpa)

"Damals mit 17 Jahren wollte ich mein sauer verdientes Geld vernünftig anlegen", sagt Stein, mittlerweile 24 Jahre und Politik-Student.

So schloss Stein 1999 einen Bausparvertrag ab. "Ich wollte eine sichere Anlage, und die Wohnungsbauprämie fand ich auch sehr reizvoll."

Wie Stein legen jedes Jahr viele junge Menschen in Deutschland ihre Geld in einem Bausparvertrag an.

Laut Statistischem Bundesamt wurden im vergangenen Jahr bei den 26 deutschen Bausparkassen insgesamt 3,5 Millionen Verträge mit einer durchschnittlichen Summe von 27.000 Euro unterzeichnet.

Der Anteil der unter 30-Jährigen liegt laut dem Verband der privaten Bausparkassen bei fast 25 Prozent, 9,3 Prozent aller neuen Bausparer waren sogar unter 20.

Ein großer Vorteil des Bausparens: Zinssicherheit

"Ein Bausparvertrag ist für junge Menschen eine ideale Ergänzung zum Tagesgeldkonto oder Sparbuch", findet Karl-Heinz Glandorf, Pressesprecher von Schwäbisch-Hall.

Immo Dehnert, Pressesprecher von Wüstenrot & Württembergische: "Der Jugendliche lernt, sich zunächst ein Ziel zu setzen, dieses über kontinuierliches Sparen zu erreichen und frühzeitig Eigenkapital zu bilden."

Denn Bausparen funktioniert so: Man schließt einen Vertrag über eine bestimmte Bausparsumme ab. Einen Teil - zumeist die Hälfte - spart man über mehrere Jahre an.

Die andere Hälfte erhält der Bausparer von der Bausparkasse als Darlehen. Kurz nachdem die Mindestlaufzeit und die Mindestsparsumme erreicht sind, wird der Vertrag "zuteilungsreif".

Das heißt: Der Sparer bekommt Guthaben und Darlehen ausgezahlt.

Ein großer Vorteil des Bausparens: Die Zinssicherheit. Der Zinssatz für das spätere Darlehen steht von Beginn an fest. So kann sich der Sparer niedrige Zinsen für das spätere Darlehen sichern.

Der größte Anreiz für junge Sparer liegt allerdings in der Flexibilität: Anders als bei anderen Anlageformen müssen Höhe und Turnus der Einzahlung zu Beginn nicht bindend festgelegt werden.

Bekommt Jost Stein also durch einen Ferienjob auf einem Schlag viel Geld aufs Konto, kann dies vollständig in den Bausparvertrag gehen. Ist er knapper bei Kasse, kann er auch gar nichts überweisen.

Anspruch auf Wohnungsbauprämie nicht verlieren

Dann verliert er allerdings für das Jahr seinen Anspruch auf die Wohnungsbauprämie. Die Prämie bekommen alle Bausparer, die mindestens 16 Jahre alt sind und weniger als 25.600 Euro im Jahr verdienen.

Die Wohnungsbauprämie beträgt 8,8 Prozent für den Betrag, der jährlich auf den Bausparvertrag eingezahlt wird, jedoch maximal 45,06 Euro im Jahr für Singles.

Eine weitere Förderung ist die Arbeitnehmersparzulage. Wer als Arbeitnehmer vermögenswirksame Leistungen (VL) auf sein Einkommen erhält, bekommt die Sparzulage auf Antrag. Sie beträgt neun Prozent auf die jährlichen VL von maximal 470 Euro. Das ergibt eine Zulage von 43 Euro im Jahr. Auch hier gibt es eine Einkommensobergrenze von 17.900 Euro zu versteuerndem Einkommen jährlich für Singles.

Wohnungsbauprämie und Arbeitnehmerzulage kann der Sparer gleichzeitig beantragen. Löst ein Sparer den Vertrag vor Ablauf der Mindestlaufzeit auf, muss er die Prämie und die Zulage zurückzahlen.

Hält ein Sparer dagegen bis Ende des Vertrages durch, bekommt er oft eine Treueprämie. "Mit der wird dann die bisherige Laufzeit noch voll nachgezinst", sagt Rüdiger Grimmert, Pressesprecher beim Bausparer BHW.

Mindestbausparsumme stieg in den vergangenen Jahren stetig

Doch auch wenn Bausparen eine relativ sichere Sparform ist, junge Menschen sollten sich vorab gut informieren. So nehmen die Banken etwa unterschiedliche Gebühren für einen Vertragsabschluss, die von 1 bis 1,6 Prozent der vereinbarten Bausparsumme reichen.

Zudem sollten junge Sparer darauf achten, keine zu hohe Bausparsumme abzuschließen, rät Max Herbst, Experte bei der Finanzberatung FMH.

"Doch leider haben viele Banken die Mindestbausparsumme in den vergangenen Jahren stetig erhöht" kritisiert Herbst. Viele Bausparkassen bieten unter 10.000 Euro keine Verträge mehr an.

Zudem rät der Experte, sich über die Höhe der Guthabenzinsen zu informieren. Auch hier gebe es deutliche Unterschiede zwischen den Anbietern. Derzeit bekommt ein Sparer inklusive diverser Prämien zwischen 3,5 und 5,3 Prozent Zinsen.

Auslandsaufenthalt in Indien dank Bausparsumme

Auch sollten junge Menschen darauf achten, bei Erteilung des Bausparvertrags ihre Bonuszahlungen zu bekommen.

Ebenfalls wichtig: Nicht unnötig mehrere Verträge abschließen. Wenn jemand so viel auf seinem Bausparkonto angespart hat, dass er ein Darlehen bekommen könnte, diesen aber nicht brauche, sollte man wegen der Zinsen weiter in den laufenden Vertrag anlegen.

"Man kann auch 100 Prozent der vereinbarten Summe ansparen, das ist überhaupt kein Problem", sagt Herbst. Sein Fazit: Von den Zinsen her sei ein Bausparvertrag wenig lukrativ, aber ein 20-Jähriger lerne, regelmäßig etwas zurückzulegen, "und es kommt ja dabei auch noch was zusammen."

Wie bei Politik-Student Stein. Er kann seit vergangenem Jahr mit dem Geld aus seinem Bausparvertrag machen, was er will. 4650 Euro hat er bereits angespart. Damit erfüllt sich der 24-Jährige jetzt einen lang gehegten Traum: "Mit dem Geld finanziere ich mir mein Auslandsaufenthalt in Indien."

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