Baufinanzierung:Bausparen kontra Wohn-Riestern

Heinrich Bockholt über die Prämie für den Wohnungsbau, Bausparen und den Wohn-Riester - eine soziale Gerechtigkeitsbürokratie der dümmsten Art.

Corinna Nohn

Professor Heinrich Bockholt, 64, lehrt am Institut für Finanzwirtschaft der Fachhochschule Koblenz. Er ist Experte für das Thema Baufinanzierung und erklärt, für wen sich Bausparen immer noch lohnt.

Baufinanzierung: Professor Heinrich Bockholt, 64, Finanzexperte.

Professor Heinrich Bockholt, 64, Finanzexperte.

(Foto: Foto: oh)

SZ: Herr Bockholt, Bausparen genießt bei jungen Leuten ein etwas verstaubtes Ansehen. Meist schließen die Eltern einen Vertrag für ihre Kinder ab. Ist die Idee des Bausparens veraltet?

Heinrich Bockholt: Bausparen ist ein konservatives Instrument zur Eigenheimfinanzierung. Natürlich ist es einträglicher, erfolgreich mit Aktien zu spekulieren - doch ob das klappt, kann man eben nicht einkalkulieren. Bausparen hat einen entscheidenden Vorteil: Man sichert sich günstige Konditionen für die Hausfinanzierung im zweiten Rang.

SZ: Was versteht man darunter?

Bockholt: Banken finanzieren bevorzugt im sogenannten ersten Rang, das heißt, bis zu einem Beleihungswert des Hauses von 60 Prozent - diesen Betrag können sie in der Regel wieder hereinholen, sollte es zu einer Zwangsversteigerung kommen. Für die darüber hinausgehende Kreditsumme wollen sich die Institute besser absichern und verlangen Zinsaufschläge. Bausparkassen hingegen finanzieren ohne Aufschlag im zweiten Rang, der den Beleihungswert der Immobilie von 60 bis 80 Prozent abdeckt. Ich schätze, dass etwa zwei Drittel aller Eigenheimbesitzer mit ihrer Finanzierung in diesen Bereich vordringen.

SZ: Nun hat die Bundesregierung den Wohn-Riester beschlossen. Künftig können auch Hausbesitzer die begehrte Riester-Zulage kassieren. Für normale Verträge fließt die Wohnungsbauprämie nur noch, wenn das Geld tatsächlich für Wohnungsbauzwecke verwendet wird. Schreckt das vom Bausparen ab?

Bockholt: Dadurch fällt natürlich ein entscheidendes Marketing-Argument der Bausparkassen weg - die Prämie als Einstiegsdroge in den Bausparvertrag gerade für junge Leute. Dass die Zulage abgeschafft wird, nimmt dem Sparer die Möglichkeit, sich später frei zu entscheiden, was er mit dem Angesparten machen möchte. Und auch, wenn es nur 45 Euro im Jahr sind: Man darf nicht unterschätzen, dass die Wohnungsbauprämie Millionen von Eltern dazu gebracht hat, einen Vertrag für ihre Kinder abzuschließen, die später erst gemerkt haben, dass das Bauspardarlehen hervorragend in ihre Finanzierung passt.

SZ: Was halten Sie vom Eigenheimrentengesetz, also vom Wohn-Riester?

Bockholt: Bislang stehen ja nur die Eckpunkte, das Gesetz selbst soll im Sommer verabschiedet werden. Dann erst wird es richtige Wohn-Riester-Produkte geben. Ich hoffe nur, dass es sich für Bauherren und Hauskäufer lohnt.

SZ: Das klingt skeptisch.

Bockholt: Was beim Wohn-Riester herausgekommen ist, ist eine soziale Gerechtigkeitsbürokratie dümmster Art. Weil Riester-Zulagen bei den anderen Altersvorsorge-Varianten im Nachhinein zu versteuern sind, das aber bei einer Immobilie natürlicherweise nicht möglich ist, soll hier ein sogenanntes fiktives Wohnförderkonto eingerichtet werden. Darauf werden die Zulagen gespeichert und mit zwei Prozent verzinst; diese Summe muss man dann im Alter versteuern. Stellen Sie sich vor, ein Ehepaar hat geriestert, ein Haus finanziert, und dann lassen sich die beiden scheiden. Vielleicht heiraten sie wieder, und die neuen Paare finanzieren erneut mit dem Wohn-Riester. Dann haben Sie schon drei solcher Konten. Diesen bürokratischen Aufwand müssen die Sparer mitfinanzieren.

SZ: Noch gibt es ja keine speziellen Wohn-Riester-Produkte. Was raten Sie Anlegern, die gerade überlegen, einen Bausparvertrag abzuschließen?

Bockholt: Wer einen Vertrag abschließen möchte, soll das ruhig tun, sich die Prämie sichern und dann erst mal abwarten, was sich bei der Wohnungsbauprämie wirklich ändert und wie die neuen Wohn-Riester-Verträge aussehen. Am besten lässt man sich von der Bausparkasse bestätigen, dass man später in einen anderen Tarif wechseln kann. So hält man sich alle Möglichkeiten offen.

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