Bauen oder nicht bauen:Pool-Position

Ein Schwimmbecken ist heute viel mehr als ein Ort zur Abkühlung im heimischen Garten.

Von Kelly Kelch

Die ersten heißen Tage haben wir hinter uns, die Badesaison ist längst eröffnet. Wohl dem, der jetzt eine erfrischende Quelle im Garten oder auf der (Dach-) Terrasse hat und sich ohne große Umwege ins kühle Nass stürzen kann.

Auch in diesem Jahr hat sich wieder der ein oder andere Haus- oder Gartenbesitzer für einen Pool entschieden, nach kritischem Abwägen aller Vor- und Nachteile. Doch bei der Vielfalt an Varianten und Modellen ist es gar nicht so leicht, einen Überblick zu bekommen. Zudem soll ein Pool auch optisch passen, die Architektur im Außen- und Innenbild ergänzen. Der Anspruch der Architekten ist freilich noch ein anderer - Haus, Pool und Umgebung sollen quasi als bauliche und wohnliche Einheit harmonieren.

Die Wahl des Modells hängt natürlich von den finanziellen Möglichkeiten ab sowie vom ästhetischen und funktionalen Anspruch, aber auch von den baulichen Gegebenheiten - das Projekt kann unter Umständen eine Baugenehmigung erfordern. Dann werden einige Punkte geprüft, etwa Fragen der Grenzbebauung, Sicherheit, Statik und Abstandsflächen; die Baugenehmigung ist in der Regel drei Jahre gültig.

Bevor jedoch Architekt und Bauamt bemüht werden, sollte man den für sich geeigneten Pool gefunden haben, denn Aufwand, Investition und Nutzung sprechen nicht gerade für eine spätere flexible Umgestaltung. Soll es also eher der klassische Swimmingpool sein, oder doch lieber der naturnahe Schwimmteich? Oder der Living Pool, der zwar aussieht wie ein normaler Swimmingpool, aber sonst mit diesem wenig gemeinsam hat? Bei den Überlegungen sollten die Kosten für Bau und Instandhaltung eine tragende Rolle spielen. Nicht zu vergessen die Reinigung, die beim klassischen Swimmingpool meist über Sandfilteranlagen und zusätzlich mittels Chlor, Ozon oder anderen Desinfektionsmitteln erfolgt. Fällt die Wahl auf den Klassiker, gilt es zunächst Form, Konstruktion, Größe, Material und Standort festzulegen. Frei stehende Modelle, auch Aufstellbecken genannt, brauchen einen flachen Untergrund und werden oft aus glasfaserverstärktem Kunststoff gefertigt. Grund dieser häufigen Verwendung liegt in der hohen Materialresistenz, aber vor allem in der günstigen Fertigung.

Sky Pool

Schwimmvergnügen der besonderen Art: Zwischen zwei Hochhäusern entsteht derzeit der Glaspool des Embassy Gardens, einem Luxushäuser-Komplex in London.

(Foto: Ballymore)

Schwimmen im kantenlosen Becken liegt voll im Trend

Soll das Becken eine höhere Stabilität erreichen, sind sogenannte Einbaubecken geeigneter. Sie werden in den Boden eingelassen. Verwendete Materialien sind hier meist Kunststoff, aber auch Polyester, Stahlwand und Edelstahl. Letzteres hinterlässt mit seiner geschliffenen Oberfläche den optisch ansprechenderen Eindruck. Zudem gewährleisten vorgefertigte Wandelemente eine flexible Gestaltung hinsichtlich der Beckengröße und bilden aufgrund der Massivität statisch selbsttragende Wände, die nicht mit Beton stabilisiert werden müssen. Dafür wiederum sind Schweißarbeiten für die Verbindung der Wandteile notwendig.

Wer es bei der Architektur eher puristisch mag, bevorzugt beim Material sicherlich Glas. Die Basis bildet in der Regel ein Becken aus Sichtbeton, Fliesen oder Edelstahl. Darin wird das Glas eingesetzt und mittels eines Silikonverschnitts oder Spezialklebers abgedichtet. Ein Muss ist die Messung zur Dehnung des Glases, um eine Überspannung zu vermeiden. Ein zugegeben exzentrisches und nicht ganz schwindelfreies Beispiel dafür ist der 35 Meter über dem Boden "schwebende" und noch im Bau befindliche Glaspool des Embassy Gardens in London, der mit 25 Metern Länge und 1,20 Meter Wassertiefe zwei Hochhäuser verbinden wird. Die Schwimmer können ab 2019 somit nicht nur den Blick auf das Londoner Wahrzeichen genießen, sondern auch die Fußgänger durch den Glasboden des Wasserbeckens sehen. Aber für den privaten Nutzer geht es natürlich auch eine Nummer kleiner.

A view of the infinity pool of the Skypark that tops the Marina Bay Sands hotel towers in Singapore

Ebenfalls luxuriös angelegt ist der Infinity Pool des Marina Bay Sands Hotels in Singapur.

(Foto: Vivek Prakash/Reuters)

Für eine besondere Interpretation von scheinbar kantenlosem Schwimm- oder Reflexionsbecken sorgt der Infinity Pool (Unendlichkeitsbecken) - ein stark wachsender Trend, der nicht nur materialunabhängig ist, sondern durch die Wasseroberfläche eine messerscharfe Linie für die erwünschte Symbiose aus Pool, Haus und Umgebung bildet. Die Beckenkante ist so abgesenkt, dass es den Eindruck erweckt, das Wasser würde im Nichts verschwinden. Tatsächlich läuft es über einen Überlauf in ein darunter liegendes verdecktes Becken und wird der Umwälzanlage wieder zugeführt. Der Infinity Pool ist eine viel verwendete Motivwahl, bei der die optische Täuschung das Verschmelzen von Meer und Horizont abbildet und so Unendlichkeit suggeriert.

Soll es die Luxusausführung sein, ist eine Beheizung, beispielsweise über Solarplatten, möglich

Für Allergiker und Familien mit Kleinkindern kann der "Natur-Pool" eine gute Lösung sein. Hier sind zu nennen der Schwimmteich und der Living Pool; sie unterscheiden sich im Wesentlichen in der Art der biologischen Reinigung und der formalen Anlegung. Während der Living Pool von der klassischen Pool-Variante visuell kaum zu unterscheiden ist, wird ein Schwimmteich optisch eher wie ein Weiher gestaltet. So entsteht ein Biotop mit einem lebendigen Zusammenspiel von Pflanzen und Tieren.

Projekt Schwimmteich: So gehen Heimwerker beim Bau nicht baden

Für Normalverbraucher erschwinglich ist dagegen ein Schwimmteich. Ein 30-Quadratmeter-Pool kostet zwischen 2000 und 30 000 Euro.

(Foto: Gärtner von Eden /dpa)

Dabei erfolgt die Wasserreinigung durch die Teilung in den eigentlichen Badebereich und einer ausreichend breiten Regenerationszone, wo Flora und Fauna den notwendigen Entfaltungsspielraum erhalten. Die Zonentrennung ist erforderlich, um für sauberes und weitgehend klares Wasser im Schwimmbereich zu sorgen, da es im Lauf der Zeit zu Schlicken- und Schlammbildung kommen kann. Fische und chemische Teichpflegeprodukte werden ebenfalls nicht empfohlen, denn sie können negative Auswirkungen auf die Reinigungsabläufe haben und die Wasserbiologie empfindlich stören. Soll es die Luxusausführung sein, ist eine Beheizung, beispielsweise über Solarplatten, eine Wärmepumpe oder über den Hausanschluss zur Solarheizung möglich.

Wer mehr Wert auf klare Linienführung und puristisches Design legt, dem sei der mit modernsten Filteranlagen ausgestattete Living Pool empfohlen. Das Wasser wird ebenfalls biologisch aufbereitet, aber ein Regenerationsbereich ist hier nicht nötig. Diese Aufgabe übernimmt ein Bio- und spezieller Phosphorfilter, der den Algen das lebenswichtige Phosphat entzieht, sie hungern sozusagen aus. Anschließend wird das Wasser durch mehrere biologische Filtrierungsvorgänge in kristallklare Qualität umgewandelt. Weil die Pflanzen nur einzelne Segmente filtern und der Rest im Biofilter gereinigt wird, hat der Besitzer zudem kaum große Reinigungsarbeiten zu erledigen. Es ist ein wenig vergleichbar mit einer Rasenfläche, wobei der Aufwand von den Bedürfnissen des Einzelnen abhängt, also englischer Rasen oder Naturwiese. So ist es kein Wunder, dass der Living Pool derzeit als einer der wesentlichen Trends in der Schwimmbadtechnik gilt.

Bei beiden Poolarten ist jedwede Form und Größe baulich umsetzbar und damit auch für kleine Gärten geeignet.

Also Pool bauen oder lieber doch nicht? Wer nun in seiner Entscheidungsfindung zögert, dem sei die Aussage von Wolfgang Riecke vom Deutschen Wetterdienst, Leiter des Klimabüros in Hamburg, ans Herz gelegt: Wir werden immer häufiger sehr heiße Tage erleben, die globale Temperatur steigt stetig an. Vorausschauend ist ein Pool also auch eine gute Investition in Gesundheit und Wohlbefinden.

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