Banken: Stresstest:Zeigen, was möglich ist

Heftig wird über einen Stresstest für Banken in Europa diskutiert. Jetzt sind die deutschen Institute offenbar bereit, sich auf das Experiment einzulassen.

Helga Einecke

Die großen deutschen Geldhäuser und die Landesbanken sollen künftig mehr von sich preisgeben. Das ist das Ergebnis eines Treffens bei der Bundesbank, zu dem Präsident Axel Weber geladen hatte. Zunächst informierte er die Institute über den Stand der Stresstests, die für 75 bis 100 Banken in Europa geplant sind. Dem Vernehmen nach soll durchgespielt werden, ob Banken Ausfälle bei Staatsanleihen verkraften, um die Auswirkungen der Schuldenkrise einzugrenzen und die Märkte zu beruhigen.

Frankfurt City Feature

Bei Stresstests für Banken werden mögliche Zahlungsausfälle von Kreditnehmern simuliert. Das Ergebnis soll die Finanzkraft für der Institute offenlegen.

(Foto: ag.getty)

Das Projekt erscheint ambitioniert, denn es geht um europaweit einheitliche Bedingungen. Die sehen einige Vertreter der Kreditinstitute als nicht gegeben an, weil die Banken von Land zu Land sehr unterschiedlich aufgestellt und mit Kapital versorgt sind. Bei den Stresstests werden bestimmte Annahmen gemacht, zum Beispiel über mögliche Zahlungsausfälle von Kreditnehmern. Das Ergebnis soll die Folgen für jedes einzelnes Institut zeigen. Im Vorfeld des Treffens hatte die Bundesbank bereits bei den geladenen Banken deren Engagements in 30 Ländern abgefragt, und zwar getrennt nach Krediten an Staaten, an Kreditinstitute und an andere.

Zur Vertraulichkeit verpflichtet

Anhand dieser Daten kann die Bankenaufsicht in Deutschland, also die Bundesbank und die Bafin, bereits erkennen, wie es um die Banken bestellt ist. Die Teilnehmer der Runde haben sich nun zwar bereit erklärt, an den europaweiten Tests teilzunehmen. Ob auch jede Bank bereit sein wird, die Testergebnisse zu veröffentlichen ist aber noch offen. Die deutsche Aufsicht kann zwar von den Banken den Einblick in alle Geschäfte verlangen, ist aber per Gesetz zur Vertraulichkeit verpflichtet.

Deshalb müssen die Banken zunächst zustimmen. Wenn sie sich weigern, so war von Teilnehmern zu hören, werfe das ein schlechtes Licht auf die Bank. Festgemacht werden soll die Bonität der Banken am Eigenkapital, am Kernkapital und an Vermögenswerten. Die größere Transparenz der Bankbilanzen und ihrer möglichen Schwachpunkte ist ein politisches Projekt, das wegen der Finanzkrise von Regierungen, Aufsehern und Notenbanken voran getrieben wird. Dabei wurde zuletzt verabredet, nicht mehr nur zwei Dutzend systemrelevante Banken in Europa zu testen sondern diejenigen, die 50 Prozent der gesamten Bilanzsumme abdecken. In Deutschland bereits getestet sind die Deutsche Bank, die Commerzbank sowie die BayernLB. Veröffentlicht wurden aber nicht einzelne Werte, sondern nur die Tatsache, dass die drei Institute den Stresstest bestanden hätten.

"Zackiger" Zeitplan

Über ihre Verbände hatten die privaten und öffentlichen Banken in Deutschland zunächst Widerstand gegen die Veröffentlichung der Stresstests geleistet. Im Zuge der politischen Diskussion änderten sie jedoch bereits im Vorfeld des Frankfurter Treffens ihre Meinung und sperrten sich nicht länger gegen neue Testreihen. "Man muss mit den Daten sehr sensibel umgehen, das sieht auch die Aufsicht so", hieß es bei den Landesbanken. Auch den Bankenkontrolleuren könne nicht daran gelegen sein, dass ein Institut durch den Test falle.

Eine Bank bezeichnete den Zeitplan des Stresstests als "zackig". Wenn die Daten bis Mitte oder Ende Juli vorliegen sollten, sei dies für manchen schon eine Herausforderung. Wer zum Beispiel einer griechischen Bank in Frankreich Geld geliehen habe müsse dann genau schauen, wie dieser Kredit unterlegt sei und mehr Daten erfassen und liefern.

Entworfen werden die Stresstests von der Ceps, einem Londoner Ausschuss der europäischen Bankenaufseher. Vorreiter bei den Tests waren die Amerikaner. In Europa haben die Spanier und die Österreicher bereits nationale Tests gemacht, um die Widerstandskraft ihrer Banken gegen Krisen in Osteuropa und Südeuropa zu erproben. Für Unruhe sorgte an den Märkten hohe neue Milliardensummen an faulen Krediten, die in den Bilanzen der Banken schlummern. Deutschland lag einer Studie zufolge dabei an der Spitze.

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