Schweizer Banken: Rudolf Elmer:Vom Boten zum Prominenten

Mit einem Schlag berühmt: Rudolf Elmer posiert mit WikiLeaks-Gründer Julian Assange für die Presse. Der Schweizer Ex-Banker beliefert die Enthüllungsplattform mit weiteren Daten. Für einige Prominente könnte es ungemütlich werden.

Der Ex-Banker Rudolf Elmer hat seine Drohung wahrgemacht: Der umstrittene Schweizer übergab CDs mit Daten von mutmaßlichen Steuerbetrügern an den Gründer der Internet-Plattform Wikileaks, Julian Assange.

WikiLeaks founder Julian Assange receives CDs containing data on offshore bank account holders from former Swiss private banker Rudolf Elmer at the Frontline club in London

Wikileaks-Gründer Julian Assange (links) und Rudolf Elmer in London: Sensible Daten wechseln den Besitzer.

(Foto: Reuters)

"Wir werden diese Informationen so behandeln, wie wir alle anderen Informationen auch behandeln, die wir bekommen", sagte Assange vor Journalisten in London. "Es wird eine vollständige Offenlegung geben."

Elmer hatte angekündigt, zunächst keine Namen von Firmen oder Personen bekanntgeben zu wollen. Die Auswertung der Daten werde nun vermutlich einige Wochen in Anspruch nehmen, teilte Assange mit.

Medien hatten zuvor berichtet, auf den CDs befänden sich 2000 Namen, darunter auch die von Deutschen. Prominente Namen aus der Wirtschaft, Künstler und etwa 40 Politiker sollen ebenfalls betroffen sein. Zudem würden Multimillionäre, internationale Firmen und Hedgefonds aus mehreren Ländern, darunter neben Deutschland aus den USA und Großbritannien.

Daten von drei Finanzinstitutionen

Die Datensätze kämen von drei Finanzinstitutionen, unter anderem von Elmers früherem Arbeitgeber Julius Bär, und umfassten den Zeitraum von 1990 bis 2009, hieß es. Viele der Dokumente seien Elmer von anderen zugetragen worden.

Nach eigenen Angaben hat Elmer das Material bereits vor Jahren dem damaligen Bundesfinanzminister Peer Steinbrück ohne Geldforderung angeboten, jedoch keine Antwort auf sein Schreiben bekommen.

Elmer war in der Schweiz 30 Tage lang in Haft. Am Mittwoch muss er sich vor dem Bezirksgericht in Zürich wegen des Vorwurfs der Verletzung des Bankgeheimnisses und der Nötigung verantworten.

Er hat nach eigenen Angaben für Schweizer Banken acht Jahre lang im Steuerparadies Cayman Islands gearbeitet. Nach seiner Rückkehr in die Schweiz sei er zu dem Entschluss gekommen, die Öffentlichkeit über das wahre Ausmaß des internationalen Steuerbetrugs zu informieren. Er werde verfolgt und unter Druck gesetzt, beteuerte er.

Schweiz weichte Bankgeheimnis auf

Elmer verhalf Wikileaks als einer der Ersten zu internationaler Aufmerksamkeit. Er hatte seinem Ex-Arbeitgeber während seiner Tätigkeit auf den Cayman Islands Kundendaten entwendet, die er dann auf der Enthüllungsplattform veröffentlichte.

Mit den Daten wollte Elmer belegen, wie die Bank vermögenden Kunden systematisch bei der Hinterziehung von Steuern behilflich war. Auf internationalen Druck weichte die Schweiz kürzlich durch Steuerabkommen ihr Bankgeheimnis zur Aufklärung von Steuerhinterziehung auf.

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