Banken: Großrazzia in Deutschland:Credit Suisse in Bedrängnis

Wie hat es die Schweizer Großbank Credit Suisse geschafft, womöglich mehr als 1000 Deutschen die Steuerflucht zu ermöglichen? Die Justiz fahndet nach Beweisen.

Razzia bei der Credit Suisse (CS) in Deutschland: Die Ermittlungsbehörden wollen mit einer großangelegten Durchsuchungsaktion Mitarbeitern der Schweizer Großbank auf die Schliche kommen. Die sollen rund 1100 deutschen Kunden geholfen haben, Geld am Fiskus vorbei zu schleusen.

The entrance to office of Credit Suisse bank is seen behind railing in Berlin

Zehn Staatsanwälte sowie 140 Polizisten und Steuerfahnder haben in 13 deutschen Filialen und Niederlassungen der Credit Suisse nach Unterlagen gesucht, die den Verdacht der systematischen Beihilfe zum Steuerbetrug erhärten könnten.

(Foto: rtr)

Zehn Staatsanwälte aus Düsseldorf, 140 Polizisten und Steuerfahnder forschten am Mittwoch in 13 deutschen Filialen und Niederlassungen von CS nach Unterlagen, die den Verdacht der systematischen Beihilfe zum Steuerbetrug erhärten könnten. Noch tappt die Staatsanwaltschaft im Dunkeln, wer in der Bank den Steuerhinterziehern geholfen haben könnte.

"Man muss nicht alles glauben"

Gegen Kunden der Credit Suisse in ganz Deutschland laufen dagegen schon seit dem Frühjahr Steuer-Ermittlungsverfahren, nachdem das Land Nordrhein-Westfalen eine ihm angebotene CD mit Daten mutmaßlicher Steuerhinterzieher gekauft hatte. Die Credit Suisse bekräftigte am Mittwoch ihre damalige Aussage, dass sie mit den zuständigen Behörden zusammenarbeite.

Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft rechtfertigte die Razzia: "Meistens sind die Banken ja kooperativ, aber man muss ja nicht alles glauben und geht dann lieber den sicheren Weg."

Zu Besuch waren die Fahnder bei Credit Suisse in Berlin, Bielefeld, Braunschweig, Bremen, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg, Hannover, Köln, Nürnberg, Regensburg, Stuttgart und München. Von den 1100 Verfahren gegen CS-Kunden laufen nur 175 in Düsseldorf. Die übrigen wurden an andere Staatsanwaltschaften abgegeben. In der Diskussion über den Ankauf von Steuer-CDs aus der Schweiz hatten sich tausende Deutsche selbst angezeigt.

Gespräche zwischen Schäuble und Merz

Credit Suisse selbst hatte lange nichts zu der Affäre sagen wollen. Im Zwischenbericht zum ersten Quartal erklärte die Bank im April nur, Hinweise von Kunden legten den Schluss nahe, dass die Bank Opfer eines Datendiebstahls geworden sei. Nach eigenen Angaben verwaltet Credit Suisse in der Schweiz weniger als 100 Milliarden Franken von Kunden aus Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Italien.

Wie viel davon unversteuert sei, lasse sich nicht sagen, da Credit Suisse den Steuerstatus ihrer Kunden nicht kenne. Die Schweiz war im Frühjahr angesichts der internationalen Diskussion um ihre Rolle bei der Hinterziehung von Steuern auf Schwarzgeld zunehmend in die Kritik geraten. Die Finanzminister Wolfgang Schäuble und Hans-Rudolf Merz hatte daraufhin Gespräche über ein neues Doppelbesteuerungsabkommen vereinbart.

Zur Frage, ob das Vorgehen der deutschen Behörden gegen Credit Suisse diese Gespräche tangieren könnten, wollte ein Sprecher des Staatssekretariats für internationale Finanzfragen (SIF) in Bern nichts sagen.

Die bisherigen Treffen hätten den Charakter von Sondierungsgesprächen gehabt. Die Schweiz hoffe, dass formelle Gespräche Ende des Jahres beginnen könnten.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: