Banken: Gebühren für Geldabhebung:Och, die fünf Euro ...

Die Banken wollen künftig den Kunden schon am Automaten zeigen, wie hoch die Kosten für eine Abhebung sind. Ob die Preise dadurch sinken, ist allerdings offen. Die wichtigsten Fakten und Hintergründe.

Wer am falschen Geldautomaten Geld abhebt, zahlt drauf: Bis zu 20 Euro berechnen einige Banken, wenn fremde Kunden bei ihnen mit der Plastikkarte Bargeld ziehen. "Abzocke", sagt nicht nur Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner (CSU). Im Schnitt liegen die Gebühren bei fünf bis sieben Euro. Erst mit dem Blick auf den Kontoauszug wird vielen klar, was das Fremdgehen am Geldautomaten gekostet hat.

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Wie viel muss der Kunde bei welcher Bank bezahlen: eine Infografik.

(Foto: SZ-Graphik: Ilona Burgarth)

Die Einigung: Transparenz ab 2011

Nun haben sich die Bankenverbände im Zentralen Kreditausschuss geeinigt: Ab dem 15. Januar 2011 soll der Kunde sehen können, wie viel das Abheben kosten wird. Eine Höchstgrenze soll es aber nicht geben. Der Verband der Privatbanken preschte jedoch vor und kündigte an, die privaten Institute wollten von Nicht-Kunden höchstens 1,95 Euro für die Auszahlung verlangen. Die deutschen Sparkassen wollen vorerst keine Obergrenze für die Gebühren beim Geldabheben an ihren Automaten einführen.

Neue Entgelte für Fremd-Automaten

Die deutsche Bankenbranche hat sich auf mehr Transparenz beim Abheben an fremden Geldautomaten geeinigt.

(Foto: dpa)

Die Gebühren: Kompliziert und überteuert

Die Kosten für Fremdabhebungen werden bisher voll oder teilweise an die Kunden weitergereicht. Manche Banken haben eine Höchstgrenze festgesetzt, bis zu der sie die Gebühren einziehen. Andere Institute schlagen dagegen zusätzlich noch eigene Entgelte für die Auszahlung drauf. Die tatsächlichen Kosten fürs Fremdabheben sollen zwischen 60 und 70 Cent liegen.

Ein Beispiel: Wenn ein Kunde der Sparkasse an einem Automaten einer anderen Bank Geld abhebt, zieht die Sparkasse vom Kunden eine Gebühr von durchschnittlich 4,73 Euro ein. Die fremde Bank kassiert allerdings von der Sparkasse im Schnitt 7,50 Euro, in Spitzen bis zu 10 Euro. Die Differenz zahlt die Sparkasse drauf. Umgekehrt geht es den Privatkunden und -banken ähnlich, wenn bei einer Sparkasse Geld abgehoben wird.

Die Widersacher: Vorwurf der Trittbrettfahrerei

Ein besonders dichtes Netz an Geldautomaten haben die Sparkassen und die Genossenschaftsbanken. Hingegen verzichten private Institute - allen voran die Direktbanken - auf eine gut ausgebaute Automaten-Infrastruktur. Sie betrachten Geldautomaten als Einrichtungen, die allen zur Verfügung stehen sollten.

Die Sparkassen und die Volks- und Raiffeisenbanken werfen darum anderen Instituten vor, auf ihre Kosten zu wirtschaften. Vor allem die Direktbanken könnten die Bargeldversorgung ihrer Kunden nur mit Hilfe der Wettbewerber aufrecht erhalten.

Die Obergrenze der Privatbanken von 1,95 Euro lehnen die Sparkassen ab. "Die privaten Geschäftsbanken sollen erst einmal die fehlenden 14.000 in der Fläche aufstellen, dann können wir uns bei Leistungen und Preisen auf Augenhöhe begegnen", sagt ein Sprecher.

Die Cleveren: Geldversorgung im Notfall

Daneben gibt es aber auch Privatbanken, die die Gebühren für Geldabhebungen als Gewinnquelle entdeckt haben. So hat das Bankhaus August Lenz in München und in Köln je 30 Automaten aufgestellt - etwa an Bahnhöfen und in Straßen mit regem Nachtleben, wo der Bargeldbedarf besonders hoch ist.

Die Gebühren liegen hier häufig im oberen Bereich. Kioskbesitzer, die einen Automaten bei sich installieren lassen, erhalten eine dreistellige Monatsmiete und freuen sich über mehr Laufkundschaft.

Das Automaten-Netz: Wenige oder viele

Wer innerhalb seines Bankenverbunds abhebt, muss keine Gebühren bezahlen. Die Sparkassen und Landesbanken kommen auf 25.700 Geldautomaten, Volks- und Raiffeisenbanken auf mehr als 18.200. Einige private Banken haben sich zur Cash Group zusammengeschlossen, die 9000 Geldautomaten in Deutschland zu Verfügung stellt. Zur Cash Group gehören unter anderem die Commerzbank, die Deutsche Bank und die Postbank. Eine zweite Gruppe ist der Cash Pool mit 2500 Automaten, unter anderem von der Targo Bank, der SEB und der BB Bank. Die Direktbank ING-Diba betreibt 1500 eigene Automaten.

Die Geschichte: Der erste Automat floppte

Der amerikanisch-armenische Erfinder Luther Simjian hatte schon 1939 die Idee, Geld durch einen Automaten zu verteilen und Bankkunden das Schlangestehen zu ersparen. Er überredete eine New Yorker Bank, seine Maschine aufzustellen. Doch schon nach sechs Monaten stoppte die Bank den Probebetrieb - wegen geringer Nachfrage. "Offenbar haben nur Prostituierte und Glücksspieler den Automaten benutzt, weil sie den persönlichen Kontakt zu den Bankangestellten vermeiden wollten", notierte der Erfinder damals resigniert. Erst ab 1971 setzten sich Geldautomaten in den USA durch. Bis 1988 war das Abheben gebührenfrei.

In Deutschland nahm die Kreissparkasse in Tübingen 1968 eine Maschine in Betrieb, die Geld auszahlen konnte. Wer Bares wollte, brauchte einen Schlüssel, einen gelochten Plastikausweis und Lochkarten. 1000 ausgewählte Kunden durften hier maximal vier 100-Mark-Scheine pro Tag abheben.

Das Ausland: Oft kostenlos

Die europäischen Nachbarn sind am Geldautomaten oft verbraucherfreundlicher. Meist können Kunden immer und überall kostenlos Geld abheben - etwa in Belgien, Portugal, Österreich und den Niederlanden. Auch die irische Finanzaufsicht untersagt jede Gebühr für die Barauszahlung.

In den USA finden auch kleinste Bezahlungen oft bargeldlos statt - per Kreditkarte. Trotzdem gibt es beinahe 400.000 Geldautomaten in den Staaten. Die meisten werden allerdings nicht von Banken aufgestellt, sondern von Firmen, die allein an den Auszahlungsgebühren von bis zu 11 Dollar verdienen.

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