Axel Weber:Mein rechter Platz ist leer

Axel Weber verlässt die Bundesbank und wird offiziell wieder Professor. Doch Deutsche-Bank-Chef Ackermann kann sich Weber gut als seinen Nachfolger vorstellen - im Rahmen einer Doppelspitze.

Josef Ackermann muss sich langsam umschauen. Spätestens 2013 will er sich vom Vorstand der Deutschen Bank zurückziehen - doch dafür braucht er einen Nachfolger.

Bundesbank-Chef Weber und Josef Ackermann

Bisher waren sie eigentlich Gegenspieler: Der ehemalige Bundesbank-Chef Axel Weber und Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann.

(Foto: dpa)

Offenbar denkt er dabei an Axel Weber, den ehemaligen Chef der Bundesbank. Am Montag nahm sein Nachfolger Jens Weidmann feierlich die Arbeit auf. Weber könnte für die Deutsche Bank diplomatische Aufgaben übernehmen, sich um die Regulierung und die Beziehungen zur Politik kümmern. Das operationelle Tagesgeschäft könnte Anshu Jain leiten, der sich im Haus bereits um das Investmentbanking und die Firmenkunden kümmert.

"Ackermann fördert die Idee, dass Weber und Jain eine großartige Doppelspitze wären", zitiert die Financial Times einen hochrangingen Manager der Deutschen Bank.

Die Gerüchte, dass Weber die Seiten wechseln könnte, kamen erstmals auf, als Weber seinen vorzeiten Rückzug von der Spitze der Bundesbank bekanntgab. Bis dato war er als neuer Chef der EZB gehandelt worden. Offiziell hat Weber dementiert, nach Frankfurt gehen zu wollen. Zunächst wird er als Professor in Chicago arbeiten. Vor seinem Amtsantritt bei der Bundesbank war er Professor an der Universität zu Köln.

In einem Spiegel-Interview hielt Weber sich aber einen späteren Wechsel offen: "Sollte ich zu einem Finanzinstitut gehen, entscheiden meine Kollegen im Bundesbank-Vorstand, wie lange der Abstand zu meinem Abschied sein muss - üblich ist ein halbes Jahr", sagte er im Februar.

Ein Wechsel von Weber in die Finanzindustrie wäre delikat: Zu den Aufgaben der Bundesbank gehört es auch, die Branche zu überwachen. Ein ehemaliger Aufseher würde somit an die Spitze eines Konzerns wechseln, dem er vor kurzem noch auf die Finger geschaut hat. Es ist offensichtlich, dass die Deutsche Bank Weber nicht holt, weil er das Tagesgeschäft einer Großbank gut händeln könnte, sondern wegen seiner exzellenten Kontakte zur Politik und in die Bundesbank.

"Es gehört zur Strategie von Globalen Playern wie der Deutschen Bank oder Goldman Sachs, Top-Personal aus staatlichen Regulierungsbehörden zu rekrutieren", schreiben die Kritiker von Lobbycontrol, "um so Netzwerke in Behörden und Politik aufzubauen, mit denen sich ein äußerst effektiver Lobbyismus betreiben lässt." Auf ihrer Website hat die Kölner NGO eine Liste von Seitenwechslern aufgestellt, die die Deutsche Bank aus den Reihen der Finanzaufsicht und der Politik verpflichtet hat. Darunter ist auch Webers amerikanisches Pendant: der ehemalige Chef der US-Notenbank, Alan Greenspan.

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