Bundesbank-Chef Axel Weber:Ich! sag! nix!

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Chaos bei der Bundesbank: Erst teilen die Frankfurter mit, Axel Weber erkläre sich noch an diesem Donnerstag zu seiner Zukunft. Kurz darauf betont dieser, "dass ich mich nicht äußern werde". Alle Entscheidungen sollen in Abstimmung mit Kanzlerin Merkel getroffen werden.

Das Rätsel um die berufliche Zukunft von Bundesbankpräsident Axel Weber bleibt weiter ungelöst. Weber sagte an diesem Donnerstag lediglich, er habe mit Bundeskanzlerin Angela Merkel gesprochen und ihr zugesagt, dass er sich dazu zunächst nicht äußern werde. "Wir werden alle Entscheidungen, die notwendig sind, in enger Abstimmung treffen", sagte der 53-Jährige.

Zuvor gab es Meldungen, Weber wolle noch am Donnerstag für Klarheit sorgen. Am Vortag hatten Berichte über einen Wechsel des Notenbankers zur Deutschen Bank für Wirbel gesorgt.

Hartnäckig halten sich Spekulationen, Weber könnte Nachfolger von Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann werden, der im Mai 2013 ausscheidet. Aus Webers Umfeld verlautete, dass der seit 2004 amtierende Bundesbankpräsident definitiv keine zweite Amtszeit bei der Notenbank anstrebe.

Sein jetziger Vertrag läuft im April 2012 aus. Weber wurde zuletzt als heißer Kandidat für den Chefposten der Europäischen Zentralbank (EZB) gehandelt, der zum 1. November neu zu besetzen ist. Nach den überraschenden Meldungen über seinen vorzeitigen Rückzug halten Beobachter seine Chancen aber für vertan.

Aber auch der denkbare Wechsel zur Deutschen Bank bereitet vielen Kopfzerbrechen. "Wenn man sich die Aufgaben der Bundesbank im Bereich der Bankenaufsicht ansieht, ist vermutlich davon auszugehen, dass man das nicht unproblematisch durchwinken kann", sagte etwa der Chef von Transparency International Deutschland, Christian Humborg. "Der Bundesbankchef verfügt über genaue Kenntnisse der deutschen Kreditinstitute und damit über Wettbewerber der Deutschen Bank, daher wäre ein intensive Prüfung geboten."

Sollte es dazu kommen, setze sich Transparency wie beim Wechsel von der Politik in die Wirtschaft für eine Karenzzeit von drei Jahren ein, sofern es einen Zusammenhang zwischen alter und neuer Tätigkeit gebe.

"Baldmöglichst Klarheit herbeiführen"

Der finanzpolitische Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, Gerhard Schick, zeigte sich ebenfalls besorgt über einen möglichen Wechsel Webers in die Privatwirtschaft.

Schick plädierte nach Angaben des Handelsblatts für eine Karenzzeit von mindestens einem Jahr. "Besser wären noch drei Jahre, wie es die Antikorruptionsorganisation Transparency International fordert." Weber habe durch seine Tätigkeit bei der Bundesbank Einblick in konkurrierende Institute nehmen können.

"Ein Seitenwechsel von Aufsicht zu beaufsichtigtem Institut muss deshalb besonderen Regeln wie einer Karenzzeit unterliegen. Alles andere würde dem Finanzplatz Deutschland, aber auch dem Ruf der Bundesbank sehr schaden", sagte Schick. Er forderte Weber auf, "baldmöglichst Klarheit über seine Pläne" herbeizuführen.

Eine Entscheidung für die Privatwirtschaft und gegen eine Kandidatur als Chef der Europäischen Zentralbank bewertete Schick auch in politischer Hinsicht negativ: "Sollte Axel Weber tatsächlich seine Kandidatur für das Amt des EZB-Präsidenten aufgeben, wäre das eine klare Niederlage für die Bundesregierung von Angela Merkel in ihrem Bemühen um eine deutsche Besetzung der EZB-Spitze", sagte der Grünen-Politiker.

Martin Schulz, der Vorsitzende der sozialdemokratischen Fraktion im Europaparlament äußerte sich in dieser Sache ähnlich: "Es ist bedauerlich, dass mit Webers Rückzug die Chance auf einen guten deutschen Kandidaten vertan wurde."

© suddeutsche.de/dpa/dapd/AFP/Reuters/ema - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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