Autoversicherungen: Beiträge steigen:Teure Sicherheit

Beule oder Totalschaden? Die Autoversicherung hilft. Jetzt werden allerdings die Prämien erhöht. Am stärksten bitten kleine Online-Anbieter die Kunden zur Kasse.

Alexander Mühlauer

Es gibt im Alltag nur wenige Gebrauchsgegenstände, die den Deutschen so wichtig sind wie das Auto. Wenn es um die eigene Mobilität geht, verstehen die Bürger hierzulande keinen Spaß. Und so ist es kein Wunder, dass sich ihre Wut entlädt, wenn der Benzinpreis mal wieder steigt.

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Nicht nur volle Straßen sorgen für Frust bei Autofahrern, auch die Autoversicherung verbreitet schlechte Laune. Jetzt wollen die Versicherer auch noch die Prämien erhöhen.

(Foto: dpa)

Wie es aussieht, haben die Autobesitzer dieses Jahr auf jeden Fall die Gelegenheit sich aufzuregen. Spritpreis hin oder her, fest steht, dass die meisten Autoversicherer die Prämien erhöhen werden. Der Grund: Für die Konzerne ist die Kfz-Versicherung ein Verlustgeschäft.

In den vergangenen zehn Jahren haben die Auto-Policen den Unternehmen ein Minus von etwa drei Milliarden Euro beschert. Dies ist das Ergebnis einer Untersuchung des Versicherungsanalysehauses Map-Report. Von den insgesamt 68 Gesellschaften haben lediglich 18 Geld verdient, 50 haben Kapital verloren.

Verluste mit anderen Policen kompensieren

"Grund für die hohen Einbußen sind zu billige Policen", sagt Map-Report-Chef Manfred Poweleit. Bislang sei es immer so gewesen, dass die Unternehmen die Verluste im Autoversicherungsgeschäft mit den Erträgen anderer Sparten kompensieren konnten. Vor allem Policen für Hausrat und Unfall sind für die Firmen nach wie vor eine Gelddruckmaschine. "Die Verbraucher füllen die Konzernkassen mit überflüssigen Policen", sagt Poweleit.

Wer ein Auto hat, kann aber nicht anders: Er muss sein Fahrzeug versichern. Und das wird in Zukunft wohl teurer. Tim Ockenga, Analyst von Fitch-Ratings in Frankfurt, beobachtet einen Wandel: "Seit Anfang des Jahres hat ein Großteil der Versicherer die Prämien angehoben."

Autoversicherung als Lockvogel

Das Internet-Vergleichsportal Check24 hat die Durchschnittsprämien der Kfz-Haftpflichtversicherung bei Neuabschlüssen untersucht. In den Jahren 2005 bis 2009 sanken die Beiträge um etwa 23 Prozent. Nun, im ersten Quartal 2010, lässt sich eine leichte Trendwende erkennen: Im Vergleich zum Vorjahr stieg das Prämienniveau um über ein Prozent. Das ist nicht gerade viel.

In Einzelfällen aber wird mancher Verbraucher ordentlich zur Kasse gebeten. Wie sehr, zeigt dieses Beispiel: Ein Angestellter aus Frankfurt am Main, Jahrgang 1969, verheiratet, will sein Auto neu versichern. Die Tarifexperten von Check24 haben nun die günstigen Versicherungsangebote vom Mai 2010 mit denen vom Vorjahr verglichen. Das Ergebnis: Die damals billigste Versicherung hat ihre Prämie um bis zu 115 Prozent erhöht.

Vor allem günstige Online-Anbieter wie Direct Line oder Ineas haben ihre Prämien kräftig angehoben. Sie haben im Gegensatz zu großen Konzernen nicht die Möglichkeit, die defizitäre Kfz-Sparte mit den Erträgen anderer profitabler Bereiche zu subventionieren. Der große Anbieter HUK Coburg zum Beispiel hat bereits angekündigt, die Beiträge nicht erhöhen zu wollen.

Beruf und Alter entscheiden über Prämie

Die Beitragsberechnungen der Autoversicherer sind äußerst kompliziert. Neben den Typ- und Regionalklassen gibt es noch weitere Faktoren, die die Kfz-Prämie beeinflussen. Versicherer gewähren beispielsweise Rabatte, wenn der Kunde nur wenige Kilometer im Jahr fährt, eine Immobilie besitzt, zu einer bestimmten Berufsgruppe gehört oder nur Fahrer, die über 25 Jahre alt sind, ans Steuer lässt.

Die Branche nutzt die Autoversicherung als eine Art Lockvogel. Kunden, die bei einem Anbieter bereits das Fahrzeug versichert haben, sind meistens offen für weitere Policen. Vor allem teurere und profitablere Produkte wie Lebens-, Unfall- oder Hausratversicherungen werden gerne angeboten. Verbraucherschützer raten deshalb, bei jedem neuen Versicherungsabschluss die Beiträge zu vergleichen. Einen Überblick geben Internet-Portale wie Aspect Online, Check24 oder Toptarif. Auch die Stiftung Warentest bietet eine Auswertung an.

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