Autobahngebühren:Slowenien ärgert Touristen

Der Ärger ist groß: Autofahrer müssen in Slowenien eine Vignette kaufen, sonst drohen 800 Euro Buße.

Enver Robelli

Die Wut über Slowenien ist derzeit vor allem an der kroatischen Küste groß. Hotelbesitzer werfen dem Nachbarland Geldgier vor, Zeitungsleser und Blogger im Internet rufen die Regierung in Zagreb auf, die Grenze für slowenische Bürger zu sperren.

In Sondersendungen des kroatischen Radios kocht schon in den frühen Morgenstunden die Volksseele. Der Grund für die Aufregung: Pünktlich zum Beginn der Tourismussaison an der Adriaküste hat das Nachbarland Slowenien eine Vignettenpflicht auf Autobahnen und Schnellstraßen eingeführt. Seit Dienstag gilt für alle Fahrzeuge bis 3,5 Tonnen eine Mautgebühr von 35 Euro. Die Vignette ist nur sechs Monate gültig. Ab 2009 gibt es auch eine Jahresvignette, sie soll 55 Euro kosten.

Alternativrouten nach Kroatien

Die slowenischen Behörden drohen Mautprellern mit drakonischen Geldbußen von bis zu 800 Euro. Nach Angaben der slowenischen Autobahngesellschaft werden die Mautmarken an allen Tankstellen, an den Grenzübergängen, in Büros des nationalen Autoklubs, in Kiosken und in den Postämtern verkauft. In Zukunft sollen Autofahrer auch im Ausland die Vignette kaufen können. Weiterhin bestehen bleibt die Gebühr von 6,50 Euro für den Karawanken-Tunnel, der Österreich und Slowenien verbindet. Für Lastwagenfahrer ändert sich nichts. Sie müssen weiterhin an den bestehenden Stationen die Maut bezahlen.

Populistische Politiker in Kroatien unterstellen den Slowenen, sie wollten Touristen schamlos Geld abknöpfen. In diesem Jahr rechnet Kroatien mit über zehn Millionen Touristen aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, Ungarn, Tschechien und der Slowakei.

In den kroatischen Medien werden bereits Alternativrouten für Touristen vorgeschlagen, um die Mautgebühr zu umgehen. Kritisiert wird vor allem die Tatsache, dass in Slowenien keine Vignetten mit kürzerer Geltungsdauer erhältlich sind. Als Beispiel wird Österreich genannt, wo man eine Vignette für zehn Tage kaufen kann. Kroatien hat bereits eine Beschwerde bei der EU gegen Slowenien angekündigt.

Die Regierung in Ljubljana verteidigt die Maut als eine vorübergehende Lösung. Ab 2010 sollen die Autokilometer durch Satelliten überwacht und berechnet werden. Damit soll der Verkehr vor allem in der Hochsaison flüssiger laufen und zur Verringerung der CO2-Emissionen beitragen.

Mit der teuren Autobahngebühr will die slowenische Regierung aber auch den Ausbau des Autobahnnetzes finanzieren. Die kroatischen Proteste werden im Nachbarland Slowenien als heuchlerisch bezeichnet. Schließlich sei die Fahrt auf kroatischen Autobahnen am teuersten in der ganzen Region. Wer von Zagreb nach Split an der Adria fährt, muss knapp 22 Euro hinblättern.

Immerhin gibt es seit dieser Woche eine gute Nachricht für Reisende an die kroatische Küste. Sie müssen nicht mehr durch die oft chronisch verstopften Straßen Ljubljanas fahren. Am Dienstag wurde ein knapp sechs Kilometer langer Tunnel am Rande der slowenischen Hauptstadt für den Verkehr freigegeben.

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