Architekturwettbewerb:"Jung, schön und noch zu haben"

Sanierung / Revitalisierung und die Zwischennutzung von gewerblich oder zum Wohnen genutzten Gebäuden war das diesjährige Thema der Wettbewerbsreihe um Münchens beste Immobilien. Jetzt stehen die Gewinner fest.

Angelika Hoch

Gleichwertige Preise gingen bei der Siegerehrung an die Architekten und Bauherren der Projekte "Künstlerateliers unter Brücken - Vitalisierung monofunktionaler Stadttechnik", "Quartier Haidhausen - Revitalisierung eines in die Jahre gekommenen Objekts", "Sanierung/Revitalisierung im Innenstadtbereich Reichenbachstraße" sowie "Am Klostergarten St. Anna - Moderner Wohnkomfort in historischen Mauern".

projekt st.-anna-kloster; muenchenarchitektur.de

Projekt St.-Anna-Kloster: Eine neuartige Fassadengestaltung mit Spolien (wieder verwendeten Bauteilen aus dem abgebrochenen Bauteil, in diesem Fall für fünf historische Fenster) sorgte für Diskussionsstoff in der Jury.

(Foto: Foto: muenchenarchitektur.de)

Auslober der im jährlichen Turnus veranstalteten Wettbewerbsreihe ist das Internetportal muenchenarchitektur.de mit Unterstützung der Südhausbau München. Nicht allein um herausragende Architektur geht es, sondern der Wettbewerb soll zudem zeigen, dass qualitätsvolle architektonische Gestaltung keineswegs unvereinbar mit Wirtschaftlichkeit ist. Außerdem möchten die Veranstalter zu mehr Eintracht zwischen Bauherren und Architekten beitragen, weshalb immer auch beide Beteiligte ausgezeichnet werden.

"Jung, schön und noch zu haben"

Die Künstlerateliers unter der Fußgängerbrücke vom Westpark zur Theresienhöhe von Hierlarchitekten München für die Fondara GmbH München lobte die Jury als "vorbildliche Lösung" für die Nutzung von brach liegenden Zwischen- oder Nichträumen von Verkehrsbauwerken. Aus den Materialien Kalksandstein, Trespaplatten, Aluminium, Holz und geglättetem Beton wurde ein monofunktionales Verkehrsbauwerk ausgebaut und durch Räume für Künstler erweitert. Die Ateliers öffnen sich mit großen Glasflächen nach Norden Richtung Sportplatz, und die an der Südseite gelegenen Türen unter der Brücke "machen neugierig auf das dahinter", befand die Jury.

"Jung, schön und noch zu haben"

Die Modernisierung einer 1976 erbauten Büroimmobilie in Haidhausen überzeugte die Jurymitglieder als gelungenes Beispiel für eine "zurückhaltende Sanierung" und ein "weniger ist oft mehr". Mit relativ geringen finanziellen Mitteln modernisierten Wöhr Heugenhauser Architekten und die Bayerische Bau- und Immobiliengruppe die Innenräume mit hellen, freundlichen Materialien und steigerten die Funktionalität durch zusätzliche Treppenhäuser. Gut gefiel der Jury, dass die klare Gebäudestruktur und die unterschiedlichen Außenfassaden der zwei Baukörper als Dokument der Architektur der 70er Jahre beibehalten wurden.

"Jung, schön und noch zu haben"

Der Erhalt des Alten kennzeichnet auch das dritte Siegerprojekt in der Reichenbachstraße. Das denkmalgeschützte, um 1865 erbaute, spätklassizistische Gebäude mit zwölf Wohnungen sowie Läden und einem Lokal im Erdgeschoss wurde von T. Unterlandstättner M. Schmöller Architekten und der Euroboden GmbH aufwändig saniert. Die historische Stuckfassade wurde wiederhergestellt, das Treppenhaus mit historischer Eisenkonstruktion restauriert, die Wohnungen wurden modernisiert und großzügiger gestaltet. "Alt und neu gehen eine Synergie ein, die selbstverständlich und angenehm unspektakulär wirkt", urteilt die Jury - "ein herausragendes Beispiel für den Umgang mit historischer Bausubstanz".

"Jung, schön und noch zu haben"

Historisches zu erhalten galt es auch beim Projekt St.-Anna-Kloster, bei dem Hild und K Architekten, München, und die bayerische Hausbau das ehemalige Refektorium sowie den Studententrakt entkernt und darin 33 Wohnungen zwischen 40 und 200 Quadratmetern gebaut haben. Eine neuartige Fassadengestaltung mit Spolien (wieder verwendeten Bauteilen aus dem abgebrochenen Bauteil, in diesem Fall für fünf historische Fenster) sorgte für Diskussionsstoff in der Jury. Unter strengen Denkmalschutzgesichtspunkten sei diese Methode zwar fragwürdig. Doch die Interpretation des Denkmals als "vitalisierendes, veränderliches Bauteil" beeindruckte die Jury. Der Klosterumbau leiste überdies einen Beitrag zur "Identitätsstiftung durch Architektur".

"Jung, schön und noch zu haben"

Interessierte können bei Gruppenführungen die ausgezeichneten Projekte besichtigen. Informationen unter www.muenchenarchitektur.de

Die Jury:

Ursula Ammermann, Geschäftsführerin Münchner Forum Nicolette Baumeister, Geschäftsführerin Büro Baumeister Horst Haffner, Baureferent a. D. Gerhard Matzig, Leitender Redakteur Süddeutsche Zeitung Muck Petzet, Muck Petzet Architekten Dina Straße, Referat für Stadtplanung und Bauordnung, Stadt München Meike Regina Weber, Redaktion Detail - Zeitschrift für Architektur + Baudetail

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