Architektur:"Rund geht nicht, sonst fast alles"

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Axel Koschany ist Geschäftsführer des Essener Büros Koschany + Zimmer Architekten KZA. Er hat das Bochumer Vonovia-Projekt entworfen und setzt sich derzeit intensiv mit modularen Bauweisen auseinander. (Foto: Martin Steffen)

Serielles Bauen sei eine intelligente Idee und alles andere als monoton, sagt der Architekt Axel Koschany.

Interview von Sabine Richter

"Nie vergessen, für wen wir bauen, wer in dem Raum wohnen oder arbeiten soll" steht auf der Homepage des Büros Koschany + Zimmer Architekten KZA. Das passt auch beim Thema serielles Bauen, das für Axel Koschany "small but smart" ist, aber alles andere als monoton.

SZ: Wozu braucht man Architekten, wenn man vorgefertigte Kästen aufeinanderstapelt?

Axel Koschany: Unsere Arbeit hat weit im Vorfeld begonnen. Wir haben angefangen, den Wohnungsbau völlig neu zu denken. Größen-Richtlinien, DIN-Normen, Abläufe, Gewohnheiten, Lichtkonzepte, all das sollten und wollten wir infrage stellen. Dafür haben wir uns auch international umgesehen, in den teuren und engen Metropolen wie Singapur oder Hongkong. Statt wie üblich die Wohnfläche zu maximieren, haben wir sie optimiert, um gleich viel Wohnqualität herauszubekommen, also small but smart. Im Grunde entwickeln wir die Häuser von innen heraus - eine ganz andere Vorgehensweise - und geben ihnen ein Gesicht, das zum Standort passt. Die Zweizimmerwohnung in Gelsenkirchen muss anders als in München aussehen.

Droht hier nicht die totale Monotonie?

Nein, die Häuser stehen ja nicht an einem Ort geballt, und aus den Grundbausteinen kann man die unterschiedlichsten Häuser bauen. Rund geht nicht, aber sonst fast alles und dieses mit den unterschiedlichsten Fassaden, wie bei jedem anderen Bau auch. Vor die Dämmung können Putz oder Klinkerriemchen gesetzt werden, Backstein oder Holz, theoretisch ginge auch Stuck, nackter Beton oder imitiertes Fachwerk. Von außen sieht man nicht, dass es sich hier um wahnsinnig schnell aufeinandergestapelte Raummodule handelt.

Und drinnen?

Wenn alles fertig ist, sieht man weder Fugen noch Balken, die auf das Ende eines Moduls hinweisen. Bei der Innenausstattung ist ohnehin alles möglich. Und völlig unabhängig von der Bausystematik könnten Mieter in einem Haus eine gemeinsame Gästewohnung halten. Singles könnten kleine Wohnungen zum Zurückziehen haben, aber gemeinsame Küchen und andere Gemeinschaftsflächen.

Wo ist die Schmerzgrenze, dass das Ganze nur noch billig wirkt?

Der Spielraum, solche Projekte in der Balance zu halten, ist tatsächlich geringer. Wenn man Räume kleiner macht als üblich, benötigt man Kniffe, damit man es nicht merkt. Zum Beispiel machen bodentiefe Fenster einen Raum unglaublich großzügig. Wenn ich diese oder auch großzügige Treppenhäuser mit Tageslicht von oben wegstreiche, um hier und da einen Euro zu sparen, dann wird das Projekt nur noch small und verliert an Qualität.

© SZ vom 11.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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