Anleihenemission:Gewieften Griechen glückt Befreiungsschlag

Grenzenlose Erleichterung: Die Experten sind froh, dass Griechenland seine Anleihe untergebracht hat und finden drastische Vergleiche dafür.

H. Freiberger

Manche nannten es einen "Befreiungsschlag" oder eine "Wende", Bundeskanzlerin Angela Merkel sprach von einem "guten Signal für die Märkte". Die Griechenland-Anleihe, die am Donnerstag problemlos bei Investoren untergebracht wurde, sorgte weltweit für Erleichterung. Die Nachfrage überstieg das Angebot von fünf Milliarden Euro um das Dreifache. Damit hat sich das hoch verschuldete Land Luft verschafft im Kampf gegen eine drohende Zahlungsunfähigkeit.

"Anleihen sind mit Abstand das wichtigste Instrument für Staaten, sich zu verschulden", sagt Ulrich Kater, Chefvolkswirt der Deka-Bank. Auf diesem Wege verschaffen sich Regierungen Geld. Da Anleihen eine feste Laufzeit haben, müssen die Geldgeber am Ende ausbezahlt werden und die Schuldner immer wieder neue Anleihen auf den Markt bringen.

Problematisch wird es, wenn ein Staat zu viele Schulden angehäuft hat und die Investoren sich Sorgen machen, ob sie ihr Geld zurückbekommen. Die Staaten müssen dann einen Risikozuschlag in Form höherer Zinsen bezahlen. Im schlimmsten Fall finden sie keine Investoren mehr, so wie es bei Griechenland eine Zeitlang drohte. Dennoch verlief die Emission der griechischen Anleihen jetzt sehr gut.

Den letzten Ausschlag gab das Sparprogramm, das Ministerpräsident Giorgos Papandreou am Tag vor der Emission verkündet hatte. Es ist größer, als die EU gefordert hatte, und sorgte für einen Vertrauensumschwung bei den Investoren. "Die Griechen haben das taktisch klug gemacht und sich damit ein Luftloch geschaffen, in dem sie jetzt tief Atem holen können", sagt Chefvolkswirt Kater. Mindestens genauso wichtig sei es aber gewesen, dass die EU signalisierte, sie werde Griechenland nicht fallen lassen.

Die Bewährungsprobe kommt für das Land aber noch. Es muss im Laufe des Jahres weitere Anleihen im Volumen von 30 Milliarden Euro auf den Markt bringen. "Dafür reicht es nicht, Reformen nur anzukündigen, sie müssen auch sichtbar umgesetzt werden", fordert Kater. Das wird nicht leicht für die Regierung in Athen, am Freitag gab es wieder landesweite Streiks.

Griechische Anleihen bleiben also ein gewagtes Investment. Wer kauft solche Papiere eigentlich? Den weitaus größten Teil der neuen Anleihe erwarben große institutionelle Investoren, also Kapitalsammelstellen wie Versicherungen, Fondsgesellschaften, Pensionsfonds und auch Banken. Über einzelne Adressen sprechen die Konsortialbanken nicht, die die Emission begleiten.

Allianz traut Griechen nicht über den Weg

Aber sie machten Angaben über die Verteilung der Länder: 20 Prozent der Investoren kamen aus Großbritannien, 14 Prozent aus Deutschland. Der Versicherungsriese Allianz war allerdings nicht dabei. "Als konservativer Anleger" sei man derzeit nicht bereit, Griechenland-Anleihen zu kaufen, sagte Maximilian Zimmerer, Chef der Allianz-Leben, der Wirtschaftswoche.

Ein Zinsaufschlag zwischen drei und vier Prozent gegenüber Bundesanleihen entspreche "einem Niveau, wie es sonst nur für Anleihen mit hohem Verlustrisiko bezahlt wird". Für die Banken ist die Finanznot der Staaten ein gutes Geschäft. Weltweit gibt es mehr als 100 Institute, die die Emission von Anleihen begleiten.

Etwa zehn davon sind die ganz Großen wie die US-Investmentbank Goldman Sachs oder auch die Deutsche Bank. Jeder Staat arbeitet für seine Emissionen ständig mit zehn bis 25 Banken zusammen. Etwa fünf von ihnen werden nach einem Auswahlverfahren ("Pitch") die Konsortialführer. Ihre Aufgabe ist es, Angebot und Nachfrage zusammenzubringen, also Investoren zu finden.

"Verstopftes Klo wieder frei"

Dafür erhalten sie einen "Fee", eine Provision von 0,1 bis 0,2 Prozent. Die Bank kauft die Anleihe zum Beispiel für 99,85 vom Staat und verkauft sie für 100,00 weiter. Bei der griechischen Fünf-Milliarden-Euro-Anleihe hätten die fünf Konsortialbanken demnach 7,5 Millionen Euro erhalten.

Und es kommen noch mehr Anleihen. Die Mitglieder der Euro-Zone werden 2010 für rund 416 Milliarden Euro Papiere verkaufen, so die Schätzung der Bank of America. Spanien beispielsweise muss 21 Prozent seiner am Kapitalmarkt platzierten Staatsschuld refinanzieren, Italien 20 Prozent und Portugal 18 Prozent.

Auf den Kapitalmärkten herrscht deshalb große Erleichterung darüber, dass die Griechenland-Anleihe ohne Probleme untergebracht werden konnte. "Wenn die Anleihe nicht geklappt hätte, hätte es auch Probleme bei anderen gegeben", heißt es aus dem Umfeld der Konsortialbanken. "Nun ist es, als ob ein verstopftes Klo wieder frei wäre."

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