Anleger fliehen aus Rohstoffen:Gewaltiger Kursrutsch beim Gold

Bloß weg damit! In den vergangenen Monaten hatten Anleger Gold und Silber auf Rekordpreise getrieben, doch jetzt fliehen sie in Scharen. Binnen weniger Tage gab es bei den Edelmetallen dramatische Verluste. Es ist der größte Preisverfall in so kurzer Zeit seit 30 Jahren.

Die Schuldenkrise der Euro-Staaten hatte zuletzt eine Flucht in Edelmetalle wie Gold und Silber ausgelöst. Jetzt fliehen die Anleger weiter, um im Notfall liquide zu bleiben. Sie investieren darum in jederzeit verfügbare Leitwährungen - und in Bargeld.

Für den Goldpreis hat dies dramatische Konsequenzen: In den vergangenen Handelstagen stürzte das Edelmetall um knapp 14 Prozent ab. Allein am Montag waren es zeitweise mehr als sieben Prozent. Das ist für eine Anlageform, von der immer wieder behauptet wird, sie sei ein "sicherer Hafen", ein gewaltiger Absturz. Im späten Geschäft erholt sich der Preis wieder etwas - Gold notierte rund zwei Prozent im Minus bei rund 1625 Dollar.

Noch schlimmer traf es das Silber. Seit Mitte vergangener Woche hat es rund ein Drittel seines Wertes eingebüßt. Am Montag lag der Preis bei 28,62 Dollar (minus 7,8 Prozent). Zeitweise hatte das Metall allein an diesem Tag mehr als 16 Prozent verloren.

Das ist der größte Preisverfall binnen wenigen Tagen seit jeweils etwa 30 Jahren. Zum Vergleich: Im Januar 1980 hatte Gold sogar an einem Tag mehr als 16 Prozent verloren, Silber im August 1985 rund 30 Prozent.

"Befinden uns im freien Fall"

"Die Leute befürchten das Schlimmste. Wir befinden uns im freien Fall und niemand wagt es, sich dagegenzustemmen", urteilte David Thurtell von der Citigroup.

Auch die Preise für andere Rohstoffe sackten ab. Kupfer verbilligte sich um mehr als sieben Prozent. Blei und Zinn brachen um acht beziehungsweise neun Prozent ein. Daher hätten sich viele chinesische Firmen in den vergangenen Tagen mit Bestellungen zurückgehalten. China ist der weltweit größte Kupfer-Verbraucher.

Am Rohöl-Markt rutschte der Preis für die US-Sorte WTI vorübergehend um mehr als drei Prozent auf 77,11 Dollar je Barrel (159 Liter) ab. Das Nordsee-Öl Brent verbilligte sich in der Spitze ebenfalls um mehr als Prozent auf 101,66 Dollar. Die Aktienkurse zogen allerdings stark an. Sie zogen beide Ölsorten ins Plus. Am Nachmittag notierten sie bei 80,37 beziehungsweise 104,92 Dollar.

Für Analyst Edward Meir von MF Global sind die Rohstoff-Märkte noch lange nicht über den Berg. "Vor uns liegen entscheidende Tage und Wochen. Sie erinnern stark an die kritische Zeit von 2008." Damals hatte die Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers die Welt in die Rezession gestürzt.

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