Anlagebetrug:Wohnrecht für Mama

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Der Fall der Düsseldorfer Anlagefirma First Real Estate Grundbesitz (FRE) belegt, wie leicht sich das Geld gutgläubiger Anleger verprassen lässt.

Thomas Öchsner

Das Unternehmen, seit Anfang des Jahres insolvent, versprach Käufern seiner Inhaberschuldverschreibungen hohe Zinsen - und sammelte so bei mehr als 4600 Sparern fast 45 Millionen Euro ein.

First Real Estate Grundbesitz gab vor, Anlegergeld unter anderem in Dubai zu investieren (hier das dortige Hotel Burj al Arab). (Foto: Foto: AFP)

Inzwischen ist klar: Von dem Geld ist nicht mehr viel übrig und der Hauptverantwortliche verschwunden. Nachzulesen ist das in einem kürzlich vorgelegten Bericht des Düsseldorfer Insolvenzverwalters Winfrid Andres, der einen aufschlussreichen Einblick in die Welt von potentiellen Anlagebetrügern bietet.

FRE gab vor, das Kapital der Sparer in Immobilien zu stecken, nicht nur in Deutschland, sondern auch in Dubai. Viel scheint dort aber nicht angekommen zu sein: In seiner Bilanz beziffert Andres die Vermögenswerte des Unternehmens auf etwa 7,5 Millionen Euro. Denen stehen Insolvenzforderungen von mehr als 52 Millionen Euro gegenüber. Wo ist also der Rest hingeflossen? Sicher ist: Ein Teil ging für die hohen laufenden Kosten drauf, zu denen nicht zuletzt die Führung von FRE beitrug.

Ferrari und Bentley

Offizielle Geschäftsführerin der Firma war bis September 2006 Anna Cmok. Nach Angaben des Insolvenzverwalters agierte sie aber nur als Strohfrau - für den faktischen Geschäftsführer, ihren Lebensgefährten Michael Böhle.

Beide ließen sich üppig bezahlen: Cmok erhielt im Jahr 2006 Gehalts- und Provisionszahlungen in Höhe von rund 232.000 Euro. "Nachvollziehbare Arbeitsleistungen" seien von ihr aber nicht erbracht worden, merkt der Insolvenzverwalter an. Bei ihrem Partner Böhle durfte es noch ein bisschen mehr sein: Er kassierte im vergangenen Jahr insgesamt rund 333.350 Euro. Darunter waren umfangreiche Provisionszahlungen, die der Insolvenzverwalter ebenfalls als "nicht nachvollziehbar" bezeichnet.

Als Geschäftswagen nutzte das Duo diverse Luxusautos, zum Beispiel einen Ferrari F 360 Modena und einen Bentley Continental GT. Besonders großzügig zeigte sich Böhle jedoch gegenüber seiner Mutter. 2003 kaufte FRE im niederrheinischen Kaarst einen Bungalow mit einer Wohnfläche von 166 Quadratmetern. Den Wert der Immobilie schätzt Andres auf knapp 400.000 Euro. Das Wohnrecht in dem Einfamilienhaus erhielt Böhles Mutter - allerdings "ohne die Vereinbarung einer Gegenleistung", wie Rechtsanwalt Andres in seinem Bericht anmerkt.

Per Haftbefehl gesucht

Nun fordert der Insolvenzverwalter von Böhle und Co. im Interesse der Gläubiger Millionen zurück. Große Hoffnungen macht er sich dabei allerdings nicht. Es sei davon auszugehen, heißt es in seinem Bericht, "dass Herr Böhle seine privaten Vermögenswerte aufgrund seines aufwendigen Lebensstils in großem Umfang bereits verbraucht hat beziehungsweise diese dem Gläubigerzugriff entzieht". Böhle, gegen den ein Haftbefehl vorliegt, ist nach Angaben des Insolvenzverwalters derzeit "flüchtig". Vermutlich hält er sich im arabischen Emirat Dubai auf.

Die Staatsanwaltschaft Düsseldorf ermittelt gegen den Mann seit 2005 wegen des Verdachts auf Kapitalanlagebetrug und Insolvenzverschleppung. Mit dem Haftbefehl ließen sich die Ermittler aber offenbar zu viel Zeit. "Es ist traurig, dass erst jetzt Haftbefehl erlassen wurde, obwohl eigentlich seit Monaten offensichtlich war, dass Böhle der Verantwortliche für das Desaster ist", sagte der Berliner Rechtsanwalt Walter Späth. Vorerst könnte das Spiel also weitergehen: Böhle gilt als ein Hintermann mehrerer neuer Unternehmen, die wieder Anlegergeld einsammeln.

© SZ vom 26.10.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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