Angeschlagene Landesbank:Chinesen bieten für WestLB

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Zu den vier Bietern für die Landesbank gehört auch die China Development Bank. Die Chinesen versuchen, über Beteiligungen in der europäischen Wirtschaft Fuß zu fassen. Durch den Einstieg bei der WestLB bekäme Peking Zugang zu vielen Industrieadressen.

Martin Hesse

Die chinesische Entwicklungsbank (Chinese Development Bank) erwägt offenbar eine Übernahme der angeschlagenen WestLB. Nach einem Bericht des Wall Street Journals zählen die Chinesen zu den vier Bietern, die derzeit die Bücher der Landesbank prüfen. Die Transaktion könne einen Wert von 13 Milliarden Dollar haben, heißt es.

Die Zentrale der Landesbank WestLB in Düsseldorf: Die chinesische Entwicklungsbank gehört einem Zeitungsbericht zufolge zu den vier Bietern im Verkaufsprozess der angeschlagenen Landesbank. (Foto: dpa)

Der Verkaufsbeauftragte für die Landesbank, Friedrich Merz, hatte aus einem Interessentenkreis von acht Bietern vier ausgewählt, die nun bis 11. Februar ein verbindliches Gebot abgeben müssen. Neben der staatlichen chinesischen Bank gehören laut WSJ die Finanzinvestoren Apollo, J.C. Flowers und Blackstone zu den Interessenten. Merz und die WestLB wollten sich zu den Namen nicht äußern. Die Landesbank gehört den Sparkassenverbänden Nordrhein-Westfalens, dem Land NRW sowie dem Bund.

Ob einer der vier tatsächlich eine bindende Offerte abgibt, ist offen. Erschwert wird der Verkaufsprozess dadurch, dass die EU-Kommission von der WestLB bis 15. Februar einen neuen Restrukturierungsplan verlangt, weil die Bank nach Ansicht der Wettbewerbshüter eine staatliche Beihilfe von 3,4 Milliarden Euro ausgleichen muss. Die Kommission hat ihre Bedingungen aber bislang nicht konkretisiert. "Deshalb wissen die Bieter nicht, wofür sie überhaupt bieten", heißt es in Finanzkreisen.

Pekings Unterstützung ist fraglich

Zudem gilt es als wahrscheinlich, dass potentielle Käufer allenfalls einen Preis bieten, der für die Eigentümer eine weitere hohe Abschreibung auf den Wert der WestLB mit sich bringen würde. Die China Development Bank hatte im Dezember einen 500-Millionen-Dollar-Kredit an die HSH Nordbank vergeben und führt mit dieser Landesbank Gespräche über eine weitergehende Kooperation.

Die Chinesen versuchen, über Beteiligungen in der europäischen Wirtschaft Fuß zu fassen. Durch den Einstieg bei einer Bank bekämen sie Zugang zu vielen Industrieadressen. Allerdings müsste der Einstieg bei der WestLB unter großem zeitlichen Druck erfolgen und es gilt als fraglich, ob die Entwicklungsbank kurzfristig die Unterstützung Pekings für den Deal bekäme.

Nicht unproblematisch wäre auch die Übernahme der WestLB durch einen Finanzinvestor. Apollo und Blackstone hatten sich zunächst nur für die Immobilientochter der Landesbank Westimmo interessiert. Ob die Beteiligungsfonds, die keine eigenen Vermögenswerte als Sicherheit vorweisen können, die Finanzierung einer Geschäftsbank mit derzeit noch 220 Milliarden Euro Bilanzsumme sicherstellen können, dürfte auch von der Finanzaufsicht mit Skepsis beurteilt werden. Der Finanzinvestor J.C. Flowers hatte sich in Deutschland bereits mit seinen Beteiligungen an der HSH Nordbank und an der Hypo Real Estate heftig verspekuliert. Dass er sich erneut auf ein gewagtes Bank-Investment in Deutschland einlässt, gilt als unwahrscheinlich.

© SZ vom 31.01.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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