Altglas:Schluss mit dem Geschepper

Altglas: Viele Städte setzen Unterflurcontainer ein. Diese sind nicht nur leiser, sie sparen auch kostbaren Platz.

Viele Städte setzen Unterflurcontainer ein. Diese sind nicht nur leiser, sie sparen auch kostbaren Platz.

(Foto: imago)

Haushaltsglas kann auch ganz leise im Untergrund entsorgt werden. Der Nachteil: Es ist ziemlich teuer.

Von Dagmar Deckstein

Wenn das mal nicht nach infernalischem Lärm klingt: In Deutschland warten 300 000 igluförmige Altglascontainer auf ständige Fütterung - und bekommen auch oft jenseits der erlaubten Einwurfzeiten von sieben bis 19 Uhr an Werktagen jährlich etwa zweieinhalb Millionen Tonnen Altglas in den gummibelappten Rachen geworfen. So steht es jedenfalls in der Statistik des Bundesverbands Glasindustrie. Abgesehen vom nervtötenden Geschepper an den Tonnen, die mindestens, aber sehr überschaubare zwölf Meter vom nächsten Wohnhaus entfernt stehen müssen, riecht es aus ihnen auch manchmal ziemlich übel heraus.

Wie bei anderen Lärmschutzmaßnahmen gibt es seit einigen Jahren auch für die disziplinierten, aber lärmempfindlichen deutschen Recycling-Anhänger probate, aber teurere Alternativen. Bamberg hat sie schon und Frankfurt auch, ebenso Trier (bereits seit 2009). Stuttgart plant sie, und zahlreiche andere Städte haben sie ebenfalls an ausgewählten Standorten installiert: sogenannte Unterflurcontainer, alias unterirdische Glascontainer. Die fügen sich viel diskreter ins Straßenbild, sind mit ihren niedrigen Einfüllstutzen barrierefrei, weil lediglich ein Rohr mit Einwurfschacht aus dem Boden hervorsprießt. Beim Einwurf scheppert nichts, und in den unterirdischen Container passt die dreifache Glasmenge, gemessen an den herkömmlichen Plastik-Iglus: 1800 Kubikmeter Altglas passen jeweils in den grünen, weißen oder braunen Auffangbehälter statt wie bisher etwa 900.

Weniger Lärm, kein Gestank, dezente Optik - was will der lärmgeplagte Anwohner mehr? Kommunen und die von ihnen beauftragten Entsorgungs- beziehungsweise Recyclingbetriebe wollen und können indessen nicht flächendeckend in die leisen Entsorgungsstationen investieren. Beispiel Bamberg: Zwischen 20 000 und 40 000 Euro musste die Stadt für jeweils einen Dreierverbund investieren. Die Preisspanne variiert natürlich und reicht inklusive Installationsarbeiten seitens der Städte bis zu einem Preis von 70 000 Euro, weil es darauf ankommt, welche Arbeiten im Untergrund nötig sind. Sind herkömmliche Einwurf-Iglus schon für etwa 5000 Euro für das Grün-Braun-Weiß-Trio zu haben, erfordern die unterirdischen Container also weitaus höhere Investitionen. Da heißt es, genau auf unterirdische Infrastruktur-Verhältnisse zu achten: Verlaufen an der gewünschten Containerstelle wichtige unterirdische Versorgungsleitungen und -rohre? Gibt es Telefonkabel, Abwasserleitungen, Kanalisation oder Starkstromkabel, Wurzeln großer, erhaltenswerter Bäume? Dann ist, bei allem guten Willen, das unterirdische Versteck für die gläsernen Lärmverursacher obsolet.

Aber auch oben im Luftraum können sich bei den innovativen Containern Hürden auftun - Stichwort "Hubhöhe": Das Fahrzeug der Entsorgerfirma muss einen Kran ausfahren, um die Container aus ihren Schächten herauszuheben. Laternen oder Bäume dürfen dabei also nicht im Weg sein. Auch wenn die Glasflaschen-Abholer seltener und damit kostengünstiger entsorgen müssen, weil die "leisen" Altglasbehälter größer sind als die alten Iglus, sie müssen ja erst mal dort hinkommen.

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