Aktienlexikon:Von Agio bis Volatilität

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Aktienhändler auf dem Parkett der Börse in New York

(Foto: Bloomberg)

Wie viele Bezugsrechte stehen mir zu, was sagt die Volatilität aus und ist meine Dividendenrendite eigentlich hoch genug? Die Börse hat ihr ganz eigenes Vokabular - ein Überblick. Nicht nur für Aktienbesitzer.

Von Pia Ratzesberger

Vor allem als Börsen-Neuling weiß man nicht immer ganz genau, was in der Fachsprache gemeint ist. Von A bis V - einige der gebräuchlichsten Begriffe der Aktiensprache mit Rechenbeispielen.

Ad-Hoc-Publizität

Börsennotierte Unternehmen sind zur Transparenz verpflichtet - zumindest müssen sie dem Gesetz nach Informationen, die den Aktienkurs erheblich beeinflussen können, sofort öffentlich machen - zum Beispiel Gewinneinbrüche oder Großaufträge. Die Ad-Hoc-Publizität soll verhindern, dass sich einige Insider aus solchen internen Informationen einen Vorteil verschaffen. Die Veröffentlichung in Deutschland erfolgt über sogenannte Ad-hoc-Dienstleister, die sie vorab der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) und den Börsenführungen weiterleiten. Veröffentlicht eine Firma zu spät oder nur eingeschränkt, sanktioniert das die BaFin - dann drohen Bußzahlungen.

Agio

Das Agio ist der Aufschlag bei Wertpapieren. Also der Betrag, um den der Ausgabepreis der Aktie den eigentlichen Nennbetrag (-> Nennwertaktie) überschreitet. Das Agio wird in Prozent angegeben. Im Gegensatz dazu bezeichnet der Disagio einen Abschlag.

Aktienindex

Wie Aktien sich entwickeln, zeigt der Aktienindex: entweder anhand des Kurses von Aktien oder anhand der sogenannten Performance. Bei letzterer fließen auch die -> Dividenden und -> Bezugsrechte der im Index gelisteten Unternehmen mit in die Berechnung ein. Wie die in einem Index enthaltenen Aktien gewichtet werden, variiert. Das richtet sich zum Beispiel nach dem Preis des Wertpapiers oder nach der Kapitalstärke der Firma. Der wichtigste Aktienindex in Deutschland ist der -> DAX mit den Kurswerten der 30 größten deutschen Unternehmen. Im MDAX spiegelt sich die Kursentwicklung von 50 mittelgroßen deutschen Unternehmen (Mid Caps). Der SDAX ist der Auswahlindex für 50 kleinere deutsche Unternehmen, sogenannte Small Caps. Im TecDAX sind 30 der 35 größten Technologiewerte gelistet, im EUROSTOXX 50 geht es um die Kurse der 50 größten Unternehmen der Eurozone. Der wichtigste Aktienindex der USA ist der Dow Jones.

Auskunftsrecht

Jeder Aktionär hat das Recht, auf der -> Hauptversammlung Informationen über die wirtschaftliche sowie rechtliche Situation des Unternehmens zu verlangen. Der Vorstand muss antworten und kann sich einer Auskunft nur in bestimmten Sonderfällen verweigern, zum Beispiel, wenn er sich damit strafbar machen oder eine andere Firma schädigen würde.

Bär und Bulle/Baisse und Hausse

Der Bär steht in der Börsensprache für fallende Kurse, der Bulle für steigende Börsenkurse. Steigt der DAX stetig ohne größere Rückschläge, spricht man von einem Bullenmarkt. Umgekehrt wird der Begriff Bärenmarkt verwendet, falls der DAX über einen längeren Zeitraum mehr oder weniger gleichmäßig fällt. Analog gelten die französischen Worte Baisse (Sturz) und Hausse (Anstieg). Kommt es zu einem kurzfristigen starken Kursanstieg spricht man von einer Rallye. Haben die Märkte keine eindeutige Richtung und die Kurse schwanken, ist in der Fachsprache von Seitwärtsbewegung oder Konsolidierung die Rede.

Betafaktor

Die Kennzahl Betafaktor drückt aus, wie empfindlich eine Aktie auf Veränderungen des Index reagiert. Ist der Betafaktor kleiner Eins, schwankt die Aktie weniger stark als der Gesamtmarkt. Ist der Faktor dagegen größer als Eins, schwankt die Aktie stärker als der Gesamtmarkt. Liegt der Betafaktor bei Eins, entspricht der Kursverlauf dem Index.

Bezugsrecht

Gibt ein Unternehmen neue Aktien aus und erhöht damit sein Kapital, verlieren die bisherigen Aktien an Wert. Um das auszugleichen, bekommen die Altaktionäre Bezugsrechte für die neu emittierten, "jungen" Aktien. Wie viele Bezugsrechte ihnen zustehen, ist davon abhängig, wie viele Wertpapiere des Unternehmens sie bereits besitzen.

Die Formel zur Berechnung lautet:

(Kurs der alten Aktie - Bezugskurs der neuen Aktie) : (Bezugsverhältnis + 1).

Rechenbeispiel: (500 Euro - 300 Euro) : (3 + 1) = 50 Euro

Wenn der Kurs des alten Wertpapiers 500 Euro beträgt, der der neuen Aktie 300 Euro und das Bezugsverhältnis 3, stehen am Ende Bezugsrechte in Höhe von 50 Euro. Das Bezugsverhältnis gibt in dieser Rechnung an, wie viele alte Aktien ein Aktionär haben muss, um eine neue zu erwerben.

Briefkurs

Der Briefkurs ist der Kurs, zu dem an der Börse ein Wertpapier verkauft werden soll. Dagegen bezeichnet der Geldkurs den Kurs, zu dem jemand bereit ist, ein Wertpapier zu kaufen. In der Regel liegt der Briefkurs höher als der Geldkurs.

Von Courtage bis Hauptversammlung

Courtage

Vermittelt ein Makler ein Börsengeschäft, wird ihm eine sogenannte Courtage gezahlt - ähnlich der Provision im Immobiliengeschäft. Bei Aktien sind es meist 0,06 Prozent des Kurswertes.

DAX

Die Abkürzung steht für Deutscher Aktienindex: Der Dax ist der wichtigste Index der Bundesrepublik. Er zeigt die Entwicklung der 30 umsatzstärksten börsennotierten Unternehmen an und wird sowohl als Performance - sowie als Kursindex veröffentlicht. Im Dax finden sich bekannte Unternehmen wie BMW, Adidas, SAP, Henkel oder Siemens.

Dividende

Die Dividende ist der Teil des Gewinns, den das Unternehmen in der Regel einmal im Jahr pro Aktie an seine Aktionäre auszahlt. Über die Höhe der Dividende entscheidet die -> Hauptversammlung.

Dividendenrendite

Eine der gängigen Kennzahlen in der Aktienanalyse. Die Dividendenrendite gibt die Höhe der Rendite an, die Aktionäre allein aufgrund der Dividende erzielen. Berechnet wird sie so: Dividende geteilt durch aktuellen Kurswert der Aktie, multipliziert mit 100.

Rechenbeispiel: 1,50 Euro : 40 Euro * 100 = 3,75 %

Schüttet ein Unternehmen eine -> Dividende von 1,50 Euro je Aktie aus und liegt der Aktienkurs bei 40 Euro, so beträgt die Dividendenrendite 3,75 Prozent (weitere Informationen zu den wichtigsten Kennzahlen von Aktien finden Sie hier).

Diversifikation

In der Börsensprache versteht man unter Diversifikation, das Portfolio breit aufzustellen. Um das eigene Risiko zu verringern, investieren Anleger in verschiedene, voneinander unabhängige Anlagen.

Hauptversammlung

Eine Aktiengesellschaft lädt ihre Aktionäre in der Regel einmal im Jahr zur Hauptversammlung. Dabei entlasten die Aktionäre Aufsichtsrat und Vorstand, stimmen über die Verwendung des Gewinns ab und die Höhe der -> Dividende.

Von Inhaberaktie bis Nennwertaktie

Inhaberaktie

Bei der Inhaberaktie kennt die Aktiengesellschaft den Namen des Käufers nicht. Durch einen Weiterverkauf werden alle Rechte und Pflichten direkt an den nächsten Besitzer übertragen, ohne dass das Unternehmen zustimmen muss (eine Typologie der wichtigsten Aktienformen finden Sie hier).

KGV

Die Abkürzung steht für das Verhältnis von Aktienkurs zu Gewinn (Kurs-Gewinn-Verhältnis). Der Kurs wird dabei durch den Gewinn je Aktie dividiert.

Rechenbeispiel: 60 Euro : 3 Euro = 20

Steht der Kurs einer Aktie gerade bei 60 Euro und der Gewinn pro Aktie beträgt drei Euro, dann liegt das KGV bei 20. Würde die Aktiengesellschaft also in jedem Jahr drei Euro pro Aktie erwirtschaften, bräuchte sie 20 Jahre für einen Gewinn von 60 Euro. Ist das KGV niedrig, steht die Aktie daher gerade günstig, bei einem hohen KGV dagegen nicht.

Limit

Durch ein Limit geben Aktionäre ihrem Aktienhändler (Broker) vor, dass eine Aktie nur dann gekauft oder verkauft werden soll, wenn die Aktie zu einem bestimmten Kurs gehandelt wird. Eine Stop-Buy-Order kann erst dann getätigt werden, wenn die Aktie einen festgelegten höheren Kurs erreicht. Mit einer Stop-Loss-Order setzt ein Aktionär eine untere Grenze. Die Aktie wird automatisch verkauft, sobald dieser Kurs erreicht oder unterschritten wird.

Marktkapitalisierung

Diese Größe zeigt, welchen Wert eine Firma aktuell an der Börse hat. Dafür wird der aktuelle Kurswert mit der Anzahl aller börsennotierten Aktien multipliziert. Die vom Unternehmen selbst im Bestand gehaltenen Anteile bleiben unberücksichtigt.

Rechenbeispiel: 1.000.000 Aktien im Umlauf x 50 Euro = 50.000.000 Euro Marktkapitalisierung.

Marktwert

Der aktuelle Marktwert einer Aktie entspricht dem Aktienkurs zu diesem Zeitpunkt. Er ergibt sich durch Angebot und Nachfrage an einer Wertpapierbörse.

Namensaktie

Der Käufer einer Namensaktie ist im Aktienregister des Unternehmens eingetragen, die Firma weiß also genau, wer ihre Papiere hält. Eine Sonderform ist die vinkulierte Namensaktie: Hier muss die Aktiengesellschaft einem Weiterverkauf erst zustimmen.Tut sie das nicht, kann der Interessent die Aktie zwar trotzdem erwerben, besitzt dann allerdings kein -> Stimmrecht.

Nennwertaktie

Bei diesen Aktien ist der Wert mit einem konkreten Geldbetrag angegeben. Der Mindestnennwert liegt bei einem Euro. Multipliziert man den Nennwert der Aktie mit der Anzahl der ausgegebenen Aktien, ergibt sich daraus das Grundkapital einer Aktiengesellschaft. Beispiel: Bei 1000 ausgegebenen Aktien und 200.000 Grundkapital liegt der Nennwert einer Aktie bei 200 Euro.

Von Shareholder Value bis Volatilität

Shareholder Value

Der Shareholder Value bezeichnet zum einen den Wert (Value) eines Unternehmens für seine Anteilseigner (Shareholder). Dieser berechnet sich aus dem aktuellen Kurswert multipliziert mit der Anzahl der Anteile des jeweiligen Aktionärs. Als Shareholder Value bezeichnet man zudem eine Unternehmensstrategie, die sich vorranging auf die Wertsteigerung des Aktionärsvermögens konzentriert.

Stammaktie

Gemeinsam mit der Stammaktie erhält der Käufer automatisch ein -> Stimmrecht. Von der -> Vorzugsaktie grenzt sich die Stammaktie daher durch die erworbenen Rechte ab.

Stimmrecht

Das Recht des Aktionärs, auf der -> Hauptversammlung einer Aktiengesellschaft seine Stimme abzugeben. Inhaber von -> Stammaktien erwerben dieses Stimmrecht mit dem Kauf des Wertpapiers. Bei Vorzugsaktien dagegen verzichtet der Käufer in der Regel darauf und erhält im Gegenzug eine höhere -> Dividende.

Stückaktie

Den Stückaktien ist im Gegensatz zu den -> Nennwertaktien kein fester Geldbetrag mehr zugeschrieben, sondern ein prozentualer Anteil am Grundkapital des Unternehmens. In Deutschland sind sie seit 1998 zugelassen und mittlerweile sehr viel gängiger als Nennwertaktien.

Volatilität

Die Volatilität ist ein Risikomaß, das anzeigt, wie stark der Kurs einer Aktie vom historischen Mittel abweicht. Referenzzeitraum für die Preisschwankungen ist in der Regel ein Jahr. Kommt es zu starken Ausschlägen, spricht man von einer hohen Volatilität. Verzeichnet eine Aktie nur kleine Schwankungen, ist die Volatilität gering. Mit Hilfe dieser sogenannten Standardabweichung kann man deshalb sowohl auf das Risiko als auch auf die Chancen einer Aktie schließen.

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