Aktiengeschäfte der WestLB:Verbockt statt verzockt

Mit einer blamablen Fehlspekulation in dreistelliger Millionenhöhe hatte die WestLB vor einer knappen Woche Aufmerksamkeit erregt. Jetzt stellt sich heraus, dass es sich bei bei dem Fall um einen betrügerischen "Betriebsunfall" handeln könnte: Aktienhändler sollen ihre Bonuszahlungen mit Manipulationen in die Höhe getrieben haben.

Aktienhändler der WestLB stehen nach Informationen der Financial Times Deutschland unter Verdacht, jahrelang die Schlusskurse der Vorzugsaktien von Metro, BMW und VW manipuliert zu haben.

Damit hätten die Händler zumindest auf dem Papier hohe Gewinne im Eigenhandel der Bank erzielt und ihre Bonuszahlungen gesichert, sagten mit den Vorfällen vertraute Banker der FTD.

Der in der vergangenen Woche gemeldete Tagesverlust von 100 Millionen Euro aus dem Handel mit VW-Aktien sei ein "Betriebsunfall" in der Manipulationskette gewesen.

Strafanzeige gegen unbekannt

Die WestLB erstattete gestern Strafanzeige gegen zwei frühere Mitarbeiter und gegen unbekannt, unter anderem wegen möglicher Verstöße gegen das Wertpapierhandelsgesetz.

Die beiden Mitarbeiter sind der Bereichsvorstand und der Managing Director, die beide am Montag vergangener Woche entlassen worden waren.

"Wir können nicht ausschließen, dass neben der wiederholten Überschreitung von Limits von den beiden möglicherweise zusammen mit Dritten außerhalb der Bank wie auch immer geartete Absprachen zu Preisgestaltung und -eingabe getroffen worden sind", sagte ein WestLB-Sprecher.

Verbockt statt verzockt

Zu den Einzelheiten dieser möglichen Absprachen wollte er nichts sagen.

"Wir werden den Fall unter allen aufsichtsrelevanten Gesichtspunkten untersuchen und ihn aufklären", sagte eine Sprecherin der Aufsichtsbehörde BaFin.

Nach FTD-Informationen aus der Bank waren neben VW-Papieren vor allem Metro- und BMW-Aktien betroffen.

Scheinerträge

Bei den so erzielten Gewinnen habe es sich überwiegend um Scheinerträge gehandelt: Die durch die Geschäfte aufgebauten Positionen seien zum größten Teil noch vorhanden. Müssten sie aufgelöst werden, werde ein tatsächlicher Verlust sichtbar.

"Der Rückstellungsbedarf beläuft sich auf geschätzte 300 Millionen Euro", sagte ein Experte innerhalb der WestLB. Die Führung der Bank bestreitet das.

"Es gibt heute keinen Rückstellungsbedarf", sagte Chefjurist Michael Berghaus der FTD. Zu möglichen wirtschaftlichen Auswirkungen der Affäre könne man nichts sagen.

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